
Ganz am Ende des Ortes kamen wir dann doch noch an im Dör’n Schapp in Vorwerk. Ein hübsches Backsteingebäude mit idyllischer Umgebung lag vor uns. Das Haus betritt der Gast durch einen Schrank. Daher rührt auch der Name. Ein Restaurant, das aus einem Stall entstand und im Innern schnuckelig hergerichtet wurde: ein bisschen Wohn- beziehungsweise Esszimmeratmosphäre mit Kommoden, Schränkchen, Beistelltischen mit Leuchten und viele Dekoelemente wie ein Schaukelpferd, Porzellanteller, Blumen, vor allem aber Kerzen. Kurz: Hier wird alles getan, damit sich der Gast tatsächlich wie zu Hause fühlt. Nichts ist überkandidelt, dennoch laufen die Servicekräfte aufmerksam und freundlich durch die gute Stube.
Dass es im Dör’n Schnapp bodenständig zugeht, spiegelt auch die Speisekarte wider. Rouladen mit dunkler, kräftiger Soße trug die Kellnerin an uns vorbei. Oder auch eine Kartoffelsuppe bildet keine Ausnahme. Zuerst gab es für uns aber einen Gruß aus der Küche: ein frischer Geflügelsalat, dessen Grundlage Joghurt und nicht pappige Mayonnaise bildete.
Danach ging es für meine Begleitung mit einer schmackhaften, cremigen Steckrübensuppe (6,90 Euro) weiter, die durch die Backpflaumen und die geräucherte Gänsebrust erst den letzten Schliff erhielt. Meine Rote-Bete-Taler enttäuschten mich, weil sie zwar fein geschnitten und aufgefächert über den Teller verteilt lagen, aber überhaupt nicht gewürzt waren. Die Vorspeise bildete also einen faden Einstieg, weil der Ziegenfrischkäse und das Walnusskrokant nicht für die komplette Portion reichten. Deshalb empfand ich auch die 8,80 Euro für überzogen.
Ähnlich verkalkuliert hielten wir die 22,50 Euro für die beiden gebratenen Garnelen und die kleine Portion Spaghetti in Orangenöl mit Gemüse. Das Hauptgericht meiner Begleitung war ohne Frage lecker und das Orangenöl verlieh eine besondere Note, die neuartige, interessante und gute Impulse lieferte. Aber einige Nudeln mehr, zwei, drei weitere Garnelen und üppiger in einem Pastateller serviert, und alles hätte gepasst. Meine Medaillons vom Vorwerker Damhirschen (27,80 Euro) waren hingegen exzellent.
Sie besaßen einen vorbildlichen rosa Kern und zergingen auf der Zunge. Die Holunderbeerensoße und die gebratenen Herbstpilze rundeten das tolle Wildgericht ab. Das frische Gemüse (Rosenkohl, Brokkoli und Blumenkohl) zog vermutlich seine Würze allein aus einer prima eingesetzten Brühe. Daneben stand noch ein kleines Töpfchen gratinierter Kartoffeln, die noch zu bissfest und teilweise roh waren. Hier wünschte ich mir ein cremiges und würziges Gratin, das das Gericht ideal ergänzt hätte.
Zum Hauptgericht wählten wir einen Spätburgunder aus Baden (0,2 Liter für 6,80 Euro), der allerdings eine starke Säure besaß und dadurch zu sehr dominierte. Ein samtigerer oder gar im Barrique gereifter Tropfen wäre angebrachter gewesen.
Glücklich machte uns der Nachtisch. So eine dicke, knackige Zuckerschicht über einer Crème brulée (7,50 Euro) hatten wir schon lange nicht mehr. Dazu Vanillepflaumen, Eis und gebrannte Mandeln. Ich fühlte mich durch meinen schaumig geschlagenen und luftigen Apfelpfannkuchen (6,50 Euro), den der Koch in der Pfanne in Butter herausbuk, im siebten Himmel. Dazu ein Hauch Zucker und Zimt. Genial.
Fazit: Das Dör’n Schapp ist ein Restaurant mit heimeliger Wohlfühlatmosphäre. Da verzeiht der Gast gerne, dass es an der ein oder anderen Ecke auf dem Teller nicht hundertprozentig stimmt.
Dör’n Schapp, Lange Straße 35, 27412 Vorwerk, Telefon: 0 42 88 951 05, Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag ab 18 Uhr warme Küche, Sonnabend, Sonntag und zu Feiertagen auch 11.30 bis 14 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet: www.doernschapp.de
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