
Es ist eine kleine Flucht. Vor dem Großstadtlärm. Vor den Menschenmassen. Vor den Autos. Wer das Tor hinter sich schließt, lässt mit jedem Schritt den Alltag mehr und mehr hinter sich. Als wir mitten im Hinterhof standen, war es einfach nur still, obwohl uns nur ein Häuserblock von der Hauptstraße trennte. Selbst wenn es momentan viel zu kalt ist, um draußen zu sitzen, konnten wir uns gut vorstellen, wie schön es sein muss, sich im Sommer hier aufzuhalten. Drinnen präsentierte sich uns das Atrium als eine Mischung aus heimeligem Wohnzimmer mit Bücherregalen und Weinhandlung. Die kuschelige Atmosphäre hat allerdings auch Nachteile. Hier sitzen die Gäste eng an eng, man wird zwangsläufig Ohrenzeuge der Unterhaltung der Tischnachbarn – wenn das Lokal leerer ist, weil der Schall durch die Räumlichkeiten zieht; wenn es voller ist, weil die nächsten Gäste nur einen Meter entfernt sitzen. Man sollte also keine Millionengeschäfte abwickeln oder über allzu persönliche Geheimnisse plaudern. Das ist etwas schade, weil man ein Abendessen ja gerne einmal für eine angeregte Unterhaltung nutzt.
Nun, wir vereinbarten uns mit den Gegebenheiten und verbrachten einen Abend mit gutem Essen und einem angenehmen Service, der uns mit einer Brotauswahl begrüßte. Dazu gab es ein Töpfchen mit in Öl eingelegtem, klein gehäckseltem Gemüse. Auch Oliven dürften darin verarbeitet gewesen sein. Leider bekamen wir den Gang von der Kellnerin nicht erklärt. Vielleicht, weil sie gut zu tun hatte, auf dem kleinen Tisch die Flasche Wasser, die beiden Gläser und noch die zwei Gläser Wein unterzubekommen. Wie gesagt: Es geht hier eng zu. Als Wein begleitete uns ein intensiver Gardetta aus Verona durch den Abend, der unsere Geschmacksknospen mit mächtigen Beeren- und Pflaumennoten anregte. Das Vergnügen gestaltete sich mit 8,20 Euro für ein 0,2-Liter-Glas nicht gerade günstig.
Eine Wucht stellte die Karottensuppe (8,90 Euro) dar, die meine Begleitung als Starter wählte. Sie kam in einem tiefen Teller mit großem Radius daher, war durchzogen mit schönen grünen Pestostreifen. Die roten Pfefferkörner setzten herrliche Farbtupfer in der orange, cremigen Brühe. Die Pancettachips verliehen der Suppe eine angenehme Würze. Ich wählte ein Drei-Gang-Menü (39,50 Euro). Den Anfang machten Tunfischbällchen, die ich als etwas enttäuschend empfand. Nachdem sie frittiert waren, überlagerte das alles. Der pure und eigentlich wundervoll intensive Geschmack eines Tunfischs kam gar nicht zur Geltung. Ich hätte mir da lieber einige, vielleicht nur wenige Sekunden angebratene Tunfischstückchen mit einem rohen Kern gewünscht. Die Kapernvinaigrette hätte auch dazu bestens gepasst.
Der Rotwein spielte noch einmal sein Können zur Hauptspeise meiner Begleitung aus. Die selbst gemachten Tagliolini, die der Koch nur in Butter schwenkte, erhielten durch den frischen Trüffel (24,50 Euro) erst ihre Vollendung. Schön geschmeidig lagen die Rinderbäckchen vom Angus Rind mit Röstkartoffeln und gut gewürztem Gemüse der Saison auf meinem Teller. Das Fleisch, das ein feines Rotweinaroma besaß, zerfiel, als ich es mit dem Messer berührte.
Ein intensives Mousse au Chocolat aus Valrhona-Zartbitterschokolade (8,50 Euro) bildete den Abschluss bei meiner Begleitung. Mein Drei-Gänge-Menü hielt für mich eine Dessertvariation bereit. Auf dem länglichen Teller stand ein Schälchen mit einem grandiosen Beerenfruchtmark, unter dem sich eine Panna Cotta verbarg. Daneben ruhte ein Tiramisu in einem Weck-Glas. Das war mir allerdings zu wenig italienisch. Will heißen: zu wenig cremig, zu quarkig, die Löffelbiskuits nicht oder zu wenig mit Espresso und Marsala oder Amaretto beträufelt. Die Hippe, die auf unseren Nachspeisentellern lag, aß sich hingegen so nebenbei weg. Sie bestach durch den typischen Vanillegeschmack. Lauwarm präsentiert wäre sie noch genialer gewesen.
Fazit: Eine Küche, die an einigen Punkten geschmacklich noch zulegen könnte. Die Weinkarte umfasst edle Tropfen, die es lohnt, zu probieren.
Atrium, Vor dem Steintor 34, 28203 Bremen, Telefon 04 21 / 70 23 23, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonnabend 12 bis 24 Uhr (Küche bis 22 Uhr), teilweise barrierefrei, Internet: www.atrium-bremen.de
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