
Zwischen Dönerbuden, Imbissen und Wurstbratereien würde das der Passant gar nicht vermuten. Manchmal hängt der Fettgeruch schwer in der Luft, allein wenn man den Fußweg Richtung Hauptbahnhof einschlägt. Aber doch, rund um den Hillmannplatz lässt es sich lukullisch ganz gut leben. Natürlich, da gibt es seit Jahren das unschlagbare Grasshoff’s Bistro, das von der Qualität her alles andere als ein Bistro ist. Nur eine Parallelstraße entfernt liegt noch das Bianconero, das italienische Spezialitäten auf hohem Niveau bietet. Und das alles in einem edlen Ambiente – ganz nach dem Motto des Restaurantnamens: weißschwarz.
Der Empfang gestaltete sich so, wie es für ein Lokal dieser Kategorie angemessen ist. Der Gast wird freundlich empfangen und zum Tisch begleitet. Was ich so sehr genoss, weil es immer seltener der Fall ist – es herrschte Ruhe. Einfach nur Ruhe. Wir konnten uns auf uns konzentrieren, auf das Gespräch, die Unterhaltung, das Essen, die Genüsse. Was herrlich! Es handelt sich vom Ambiente her um eine Mischung zwischen Lounge, Restaurant, heimeliger Loftatmosphäre mit freigelegten Klinkerwänden und gelackter Fronten. Schon ein moderner Designschuppen. Aber Bremen steht er! Die Tische deckte das Personal edel ein. Dass die Serviette aus Papier war, verdutzte mich bei diesem Gesamteindruck.
Neben der Karte, die uns die Kellnerin brachte, stellte sie eine Mini-Kreidetafel mit den Angeboten des Tages gut sichtbar auf den Nachbartisch. Es gab einige Gerichte, die uns anmachten: das Tomatentartar (13,50 Euro) als Vorspeise oder die Spaghetti alla Puttanesca (12,50 Euro) oder die Gnocchi dal bosco (13,50 Euro) oder das Lammkarree mit geröstetem Knoblauch und Rosmarin (26,50 Euro). Oder, oder, oder. Was gäbe es nicht noch für feine Sachen aufzuzählen. Letztlich entschieden wir uns für das Drei-Gänge-Überraschungsmenü mit Fisch und mit Fleisch für angenehme 34,50 Euro. Dazu bestellten wir einen sanften, fruchtigen Grillo (0,2 Liter für 7,50 Euro), der besonders zu meinem Fisch grandios passte.
Den Abend eröffneten zu allererst aber Pizzabrötchen mit einer schönen Salznote. Dazu reichte die Kellnerin ein selbst gemachtes grünes Pesto, das so frisch schmeckte, dass wir uns auf einer duftenden Kräuterwiese wähnten. Ganz klar standen diese Zutaten im Vordergrund. Hier übertünchte der Koch gerade nicht dieses unvergleichliche Aroma mit Parmesan oder zu viel Pinienkernen. Die Kräuter standen für sich. Leider war deshalb das Minischälchen auch viel zu schnell leer.
Den ersten Gang des Menüs bildeten selbst gemacht Pappardelle, die schön al dente im Teller lagen und unter die wieder frische Kräuter und Pfifferlinge gehoben waren. Ein leckerer Start. Für meine Begleitung folgte der Fleischhauptgang: ein medium gebratenes argentinisches Rindersteak und ein noch viel besseres, da aromatischeres und zarteres Schweinesteak. Darüber träufelte der Koch eine herzhafte Pfeffersahnesoße mit ordentlich grünen Pfefferkörnern. Als Beilagen erhielt mein Gegenüber genauso wie ich Rosmarinkartoffeln und knackiges Saisongemüse.
Auf meinem Teller fand ich drei unterschiedliche Fische, die wahrlich ein Gedicht waren. Das Fleisch kam noch glasig an meinen Platz und es zerfiel beim kleinsten Stupser mit dem Fischmesser. Klar, dass es wie Butter auf der Zunge schmolz. So ist Fischessen ein Genuss. Die selbst zubereitete Kräutergemüsesalsa besaß einen kräftigen Geschmack und verlieh dem Hauptgericht noch den letzten Schwung. Leider geizte der Koch auch bei der Salsa. Zwei, drei Kleckse mehr und alles wäre wunderbar gewesen.
Als Nachtisch erhielten wir Tartufo Classico. Das halbgefrorene Schokoladen- und Zabaione-Eis mit Kakao und Krokant zerging zart schmelzend und cremig im Mund. Ein feiner Abschluss eines genussvollen Abends mit einer Kellnerin, die stets wusste, was zu tun war und sich – vielleicht ein bisschen zu scheu – im Hintergrund hielt.
Fazit: Das Restaurant bietet italienische Küche auf hohem Niveau, und das in einem eleganten Ambiente.
Bianconero, Hillmannstraße 2a, 28195 Bremen, Telefon: 04 21 / 47 88 57 57, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag
von 12 bis 23 Uhr, Sonnabend von 18 bis
23 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet:
www.bianconero-bremen.de
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