
Giuseppina Bramante ist eine herzensgute Gastgeberin, aufmerksam, hilfsbereit. Als wir auf das Restaurant zuliefen, zupfte sie gerade einige Decken auf den Tischen vor dem Lokal zurecht. Obwohl wir noch etliche Meter entfernt waren und wir auch nur Passanten hätten sein können, rief sie uns ein „Buona sera“ zu und empfing uns, als hätte sie uns schon längst erwartet. Es war fast wie heimkommen. Das rührte uns beinahe.
Sie begleitete uns in den kleinen Hinterhof mit etwa fünf Tischen. Der Blütenstaub und einige herabfallene Knospen hinterließen einen Belag auf der Tischdecke, was ihr sichtlich peinlich war. Sofort räumte sie den Tisch ab, staubte ab und deckte neu ein. Sie entschuldigte sich mehrmals für etwas, wofür sie kaum etwas konnte. Das ist Natur! Aber Bramante möchte eine perfekte Gastgeberin sein.
Das spürten wir immer wieder. Ein Anspruch, den sie auch an ihr Servicepersonal stellt, das sich freundlich, ja fast schon liebenswert um uns kümmerte. Da lag auch ein kleines Schwätzchen oder ein Kompliment drin. In der Bottega Italiana haben sie’s raus, wie es am Ende mit Trinkgeld klappt. Und ganz nebenbei fühlt man sich einfach nur gut, unbeschwert. Ein Sommerabend fast wie ein Kurzurlaub in Italien. Eine Speisekarte gibt es nicht, was ich zwar charmant finde, weil es zeigt, dass täglich frische und neue Speisen kreiert werden.
Aber meist ist die Art der Präsentation nicht zielführend. Nachfragen sind programmiert und am Ende muss man sich entweder fix entscheiden oder das Servicepersonal muss kurze Zeit später noch einmal alles vortragen, weil man die Hälfte schon wieder vergessen hat. So trug die Kellnerin die Angebote des Tages vor, musste aber selbst zwischendurch nochmal kurz spicken. Das nur als kleine Pointe am Rande.
Mit einigen Scheiben knusprigen Brotes und einer kräftigen Tunke aus getrockneten Tomaten ließen wir uns in diesen gemütlichen Abend fallen. Dazu gab es einen Pipoli Aglianico del Vulture (0,2 Liter für 6 Euro), der mit einem fülligen Bouquet überzeugte und uns durch alle Gänge begleitete.
Mein Gegenüber legte los mit einem cremigen Burrata (13,50 Euro) wie er sein muss. Dazu gab es einen vollmundigen geräucherten Schinken, aromatische Tomaten und die üblichen Rucolablättchen. Mich reizten die Gambas mit Avocado (13,50 Euro) mehr. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte.
Die Avocadowürfel legte der Koch lauwarm und fein gewürzt neben die einwandfreien Gambas. Als Hauptspeise wählte meine Begleitung ein zartes Rinderfilet an einer traumhaften Backpflaumensoße (26 Euro). Knuspriger Speck sorgte neben süßlichen Anklängen für die deftigen Noten. Prima! Als Beilagen bestellten wir Gemüse und Rosmarinkartoffeln und stellten beides in die Mitte. Als die Kellnerin das Tagesangebot vortrug, benötigte ich nicht lange, um mich für das Tunfischsteak im Sesammantel (26 Euro) zu entscheiden.
Allerdings erwies sich der Fisch als Enttäuschung des Abends. Weil er viel zu dünn geschnitten und dementsprechend viel zu durch war. Das machte ihn sehr trocken. Dabei sollte Tunfisch nur kurz auf jeder Seite angebraten werden und im Kern noch roh sein, damit man den puren, reinen Eigengeschmack dieses ansonsten tollen Fischfleisches genießen kann.
Leider sorgten auch die wenigen Tropfen an Dips, die deutlich intensiver und unterschiedlicher hätten sein dürfen, nicht für Saftigkeit. Die Nachtischauswahl in italienischen Restaurants erschöpft sich meist im Immergleichen: Panna Cotta, Tiramisu, Tartufo-Eis. So auch in der Bottega Italiana. Wir wählten die sahnige Panna Cotta (6,90 Euro) und ein Tiramisu (6,90 Euro), das cremig über die Zunge glitt und einen schönen Schuss Amaretto besaß.
Fein! Zur Rechnung gab es natürlich einen Absacker aufs Haus: Ramazotti, Grappa, Averna – freie Auswahl. Bei dieser Gastfreundschaft hätte uns das aber auch schwer verwundert, wenn uns die Kellnerin zum Schluss diese Frage nicht gestellt hätte.
Fazit: Alles zusammen ergibt das einen Sommerabend, der einem Kurzurlaub in Italien gleicht.
La Bottega Italiana, Fedelhören 102, 28203 Bremen, Telefon: 0421 321384, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonnabend von 12 bis 14.30 und von 18 bis 23 Uhr, teilweise barrierefrei, keine Internetseite
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