
Um Verwechslungen von vornherein zu vermeiden: Bei der Osteria an der Schlachte handelt es sich nicht um ein Lokal der Kette L’Osteria, die Deutschland, Österreich, die Schweiz, England und die Niederlande mit den immer gleich eingerichteten und aussehenden Restaurants und den immer gleich bestückten Speisekarten flutet. Die Osteria pflegt ihren ganz eigenen Charme, über den Mitinhaber und Küchenchef Savino Pinto wacht und ihn prägt. Bei ihm pulsiert das Leben – und zwar nicht nur hinter den Herdplatten. Wenn die Arbeit getan ist, mischt er sich gerne unter die Gäste und hält ein Schwätzchen. Eben das leichte, unterhaltsame, gesellige Leben.
Genau diese Art kennzeichnete den Abend, als wir zu Gast waren. Wir nahmen zuerst drinnen Platz, weil draußen alle, aber wirklich alle Plätze besetzt waren. Und wir merkten schnell, warum. Die offene Küche, bei der der Gast alle Handgriffe sieht und bei der Zubereitung seiner Speisen hautnah dabei sein kann, besitzt einen Nachteil: Der Gastraum gerät schnell zum Grill. Da halfen auch die geöffneten Fenster nichts, weil wir kaum einen Luftstoß spürten. Leider brachte auch der Sella & Mosca Vermentino „La Cal“ aus Sizilien (0,5 Liter für 13,50 Euro) keine Abkühlung. Er war schlichtweg zu warm, weshalb sein vollmundiges, fruchtiges Aroma nicht ganz zur Geltung kam. Überaus positiv überrascht zeigten wir uns vom Preis für die 0,75-Liter-Flasche St. Pellegrino, die mit 4,90 Euro weitaus günstiger als in vielen anderen Restaurants war.
Die Preise für die Fünf-Gänge-Menüs konnten sich ebenfalls sehen lassen. Meine Begleitung wählte Fisch (45 Euro), ich probierte die Fleischvariante (42 Euro). Im Nachhinein würde ich allerdings nun auch die Fischkombination wählen, weil hier die Küche mehr Ideen, Kreativität und mehr Vielfalt auf die Teller brachte. Das Fleisch-Menü präsentierte mir zu viele bekannte Geschmäcker. Aber der Reihe nach.
Das Fisch-Menü startete mit einem herrlichen Lachscarpaccio, das eine angenehme Frische durch Kapern und ein paar Spritzer Zitrone erhielt. Rindercarpaccio mit Parmesanspänen, Champignons und frischer Zitrone bildete für mich einen soliden Auftakt, mit dem kaum etwas schief gehen konnte. Dazu naschten wir knackige Pizzabrötchen, zu denen der Service eine Kräuterbutter reichte, die aber wenig nach Kräutern schmeckte.
Es folgte eine Muschelsuppe, in die ich gerne noch öfter meinen Löffel getunkt hätte, weil der Sud eine tolle Würze besaß. Einfach köstlich. Und einen guten Fischfond zuzubereiten, ist eine Kunst. Auf meinem Platz stand eine kräftige Tomatensuppe mit Sahneklecks, die in Ordnung ging. Nun nichts, was mich völlig entzückte. Darauf folgte für meine Begleitung schwarze Pasta. Ach, ja, und wieder wanderte mein Besteck nur allzu gerne auf den Teller gegenüber, weil die Nudeln in Kombination mit dem (etwas zu flüssigen) Fond, den Tomatenstückchen und der ordentlichen Portion Gambas sehr gut harmonierten. Überdies kam der Eigengeschmack der mit Tinte gefärbten Nudeln schön zum Tragen. Für mich gab es Ravioli mit einer cremigen Buttersoße, Speckwürfeln und Salbeiblättern, die einen kräftigen Kräuterkick gaben. Alles zusammen ergab ein köstliches, zart schmelzendes Mundgefühl.
Den Hauptgang markierte bei meiner Begleitung eine Auswahl an verschiedenen Fischen. Vor allem der schön fleischige Schwertfisch und die gegrillten Baby-Kalamari überzeugten uns. Für mich gab es ein aromatisches Lammkotelett, ein Rind- und ein Schweinefilet. Alles bereitete der Koch auf dem Grill zu und erwischte den richtigen Garpunkt. Aber, nun, es waren eben drei verschiedene Fleischstücke. Nicht mehr. Wieder fehlte mir ein wenig der Wow-Effekt, die Überraschung.
Das wunderbar luftig-locker-leichte Tiramisu gab es zum Fleisch-Menü. Die Pannacotta, die ich schon cremiger, sahniger erlebte, reichte die Kellnerin zum Fisch-Menü. Aber so streng wollten wir den Abend nicht beenden, nachdem ohnehin die ganze Zeit die Bestecke hin und her wanderten. Also stellten wir die beiden Desserts in die Tischmitte und jeder nahm sich, was er wollte. Nur am Rande bemerkt: Das Tiramisu war als erstes weg …
Fazit: Die italienische Küche überzeugt durch die einzelnen, frischen Zutaten, die die Küche ganz einfach zubereitet. Aber zusammen bilden sie einen ansprechenden, schmackhaften Gang. Das macht die Osteria aus – und auch, dass es keine Pizza gibt, sondern die vielen anderen Gerichte, die die südländische Lebensart an die Weser holen. Nichtsdestotrotz wäre es schön, wenn manches hübscher angerichtet auf den Teller käme und der Gast die ein oder andere Überraschung, für die er ausgeht, erleben würde.
Osteria, Schlachte 1, 28195 Bremen, Telefon: 0421 3398207, Öffnungszeiten: täglich von 12 bis 1 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet: www.osteria-bremen.de
Um eine anregende, sachliche und für alle Parteien angenehme Diskussion auf www.weser-kurier.de sowie auf Facebook zu ermöglichen, haben wir folgende Richtlinien entwickelt, um deren Einhaltung wir Sie bitten möchten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.