
Wir glaubten schon fast, dass wir uns verfahren hatten. Plötzlich tauchte im Dunkeln ein üppig beleuchtetes, altes Backsteingebäude mit einem schön angelegten Vorgarten auf. Schon allein das machte ordentlich etwas her und wirkte prächtig. Im Innern des Restaurants „Kränholm“ setzte sich das herrschaftliche Gefühl fort. Dort vermischen sich alte Architektur und neues Design, das auf akkurate, nüchterne, klare, aber deshalb nicht weniger elegante Linien setzt.
Der Gastraum ist weitläufig, offen und in Grau, Weiß und Schwarz gehalten. Trotz der eher kühleren Farbgebung stellte sich schnell eine Behaglichkeit ein. Stoffservietten, mundgeblasene Gläser, Tafelsilber und verschiedene Holzelemente taten das Übrige. Der Clou war allerdings die Fensterfront über die komplette Breite des Restaurants, durch die wir in den dunklen Garten sahen, in dem die platzierten Skulpturen in Lichtkegeln erschienen.
Bei all diesen Eindrücken trank sich der moussierende Crémant Rosé (6,50 Euro) einfach so weg. Wir waren aber beide nicht so von Sinnen, dass wir nicht bemerkt hätten, dass der Service kein Brot oder Baguette brachte, damit wir das bereits auf dem Tisch stehende Olivenöl aus Kreta und die Salzflocken probieren konnten. Auch die Hoffnung, dass ein Gruß aus der Küche kommt, um den ersten Hunger zu stillen, wurde enttäuscht. Leider, denn das Restaurant darf durchaus in die gehobene Kategorie eingruppiert werden und sieht sich auch selbst so.
Da gehören solche Aufmerksamkeiten allerdings zum Standard. Ebenso sollte es Usus sein, dass Wasser (0,75 Liter für 6,20 Euro) nachgeschenkt wird, wenn das Glas leer ist, und der – ausdrücklich – zum Hauptgang bestellte Rote aus Frankreich (0,2 Liter für 7 Euro) spätestens mit den Tellern auf dem Tisch steht und nach einiger Zeit nicht erst noch einmal darauf aufmerksam gemacht werden muss.
So übersichtlich wie der Start geriet, stellte sich auch die Speisekarte dar. Sie bot neben einem Vier-Gänge-Menü, das sich auch auf drei Gänge eindampfen ließ, noch drei Vorspeisen, drei Hauptgänge, eine exzellente Auswahl an Steaks und zwei Desserts an. Daran kann man mäkeln, ich fand es mutig und deshalb sollte es honoriert werden, wenn ein Haus Schwerpunkte setzt.
Von daher fiel meine Wahl schnell auf das Vier-Gänge-Menü (49 Euro) – und so kam nach dem fehlenden Entrée wenigstens der erste Gang rasch: Ein Bachsaibling, im Sousvide-Verfahren gegart, lag auf Apfelkugeln, Gurkensticks und roten Zwiebeln. Optisch ein Hingucker, geschmacklich leider sehr, sehr leise beziehungsweise gar nicht gewürzt und die Haut des Bachsaiblings sehr zäh, weshalb das Messer nur schwer durchglitt.
Also ließe sich beim Drei-Gänge-Menü getrost viel eher darauf verzichten als auf den Tomatensud. Der zündete nämlich richtig. Nicht nur, dass er aus einer Sauciere am Tisch in den Teller gegossen wurde – nein, er war grandios herzhaft gewürzt mit einer angenehmen Schärfe im Abgang. Im Teller lagen ein Burrata und eine Olivenzigarre. Das nenne ich mal eine Idee für eine Einlage!
Im Hauptgang verzauberte eine butterweiche Perlhuhnbrust mit einer herrlich krossen Haut, die auf einem lila Kartoffelstampftaler lag. Dazu reichte der Koch Aprikosen und lange Sellerie und eine dunkle, stark reduzierte Soße, die die Aromen vollendete. Meine Begleitung erfreute sich an einem 200 Gramm schweren und auf den Punkt medium gebratenen Flanksteak (21 Euro) und der pfiffigen Räucherbernaise sowie dem dazu bestellten gratinierten cremigen Blattspinat mit Briôche-Bröseln (4,90 Euro).
Spätestens zum Nachtisch waren wir nach den Mängeln am Anfang wieder glücklich: Der lauwarme Apfelcrumple (9 Euro) mit einem cremigen Eis, das eine feine wunderbare Note Lavendel enthielt, war einfach nur köstlich. Großen Spaß machte der letzte Gang des Menüs: Ein Tiramisu, das auf dem Teller in seine Einzelteile zerlegt und im Mund wieder zusammengefügt wurde. Wie kess!
Fazit: Das „Kränholm“ besitzt das Zeug, in die Restaurant-Spitzenklasse der Region aufzuschließen, wenn im Detail genauer gearbeitet wird. Aber schon jetzt kann man sich hier als Gast gut und gerne niederlassen.
Restaurant Kränholm, Auf dem Hohen Ufer 35, 28756 Bremen, Telefon: 0421/69 21 28 10, Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 12 bis 15 Uhr und ab 18 Uhr, Küche: von 12 bis 14.30 Uhr und von 18 bis 21.30 Uhr, barrierefrei, Internet: www.kraenholm.de
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