
Da saßen oder hockten sie nun also auf dem Hallenparkett unweit der Bande. Ausgelaugt waren sie und müde. Aber auch überglücklich. Und deshalb verspürte niemand von ihnen den Drang, durch den nahe liegenden Spielertunnel in Richtung Kabine zu entschwinden. Nein, sie harrten aus. Und sie genossen diesen Moment. Geduldig und strahlend ließen sie sich von ihrem Anhang feiern. Und als die Fans schließlich ein "Humba Humba Tätärä" anstimmten, mutierten die Eisbären zu echten Tanzbären.
Die gute Laune ist zurück im Eisbären-Lager – und auch die Zuversicht, in der kommenden Saison weiter in der Basketball-Bundesliga zu spielen. Soeben hatte das lange Zeit im Abstiegsstrudel taumelnde Team aus Bremerhaven das Kellerduell gegen den Mitkonkurrenten BG Göttingen gewonnen. Im dritten und letzten nach Bremen ausgelagerten Hanse-Game dieser Spielzeit setzten sich die Eisbären vor 6698 begeisterten Zuschauern nach Verlängerung mit 94:88 (81:81/44:29) durch. Es war der vierte Sieg für die Eisbären unter ihrem neuen Headcoach Michael Mai. Und es war – wenn man diese Partie hinzurechnet – zugleich der vierte Heimsieg in Folge. Ein Sieg überdies, der auch in der Tabelle Spuren hinterlässt. Denn durch diesen Erfolg zogen die Eisbären am Rivalen Crailsheim vorbei auf Rang 16 und haben damit erstmals seit Monaten wieder die Abstiegszone verlassen.
"Mehr haben wir uns für diesen Tag nicht erhoffen können", sagte Trainer Mai nach dem packenden Krimi, den die begeisterte und stimmungsvolle Kulisse im Anschluss mit stehenden Ovationen honorierte. "Wir haben gegen Göttingen gewonnen – und wir haben jetzt auch noch den direkten Vergleich mit Göttingen zu unseren Gunsten entschieden." Hauchdünn zwar, aber sollten beide Teams am Saisonende nach Punkten gleichauf sein, hat Bremerhaven nun tatsächlich die Nase vorn. Dank eines Dreipunktewurfs von Chris Warren, der als Buzzer Beater mit der Schlusssirene noch durch die Reuse fiel und die 79:85-Hinspielniederlage wettmachte.
Apropos Chris Warren: Der amerikanische Spielmacher war die spielentscheidende Figur auf dem Parkett, "er war unser Man of the Match", lobte Coach Mai und bescheinigte dem 30-Jährigen eine "traumhafte Leistung". Lange hatte sich Warren zurückgehalten. Nach 30 Minuten standen für ihn erst sechs Punkte und lediglich drei Assists auf dem Scorerboard. Wirklich mehr tun musste er bis dahin auch nicht. Denn nach einem (eis)bärenstarken ersten Viertel mit einer überraschend deutlichen 30:12-Führung hatte Bremerhaven bis kurz nach dem Seitenwechsel alles im Griff. Gestützt auf einen gut aufgelegten Elston Turner (20 Punkte), gestützt auch auf eine in Hälfte eins sehr aufmerksame Defensive, die sich bis dahin allein 14 Rebounds schnappte. Aber weil Göttingen bravourös kämpfte und die Eisbären vor allem im wieder mal enttäuschenden dritten Viertel das mannschaftsdienliche Spiel vernachlässigten, musste Chris Warren dann doch noch zur Tat schreiten. Und wie er das tat!
"Ich gebe dem Team immer das, was es braucht", sagte der Point Guard später. Entweder gibt er dem Team die Pässe – oder aber seine Punkte. In der packenden Schlussphase war diesmal seine Treffsicherheit gefragt. Und Warren lieferte. Zehn Zähler waren es im Schlussviertel, neun (von 13) Punkte in der Verlängerung. Abgesehen von insgesamt vier Ballverlusten, "ein kleines Manko", so Mai, war das eine Weltklasse-Leistung! "Ich habe mich gut gefühlt", sagte der Spielmacher gut gelaunt. Zwar ärgerte es auch ihn ungemein, das dritte Viertel einmal mehr verschlafen zu haben, doch weil am Ende trotzdem ein Sieg zu Buche stand, noch dazu vor dieser stimmungsvollen Kulisse, konnte er diese Schwächephase weglächeln. "Das Publikum", sagte Warren dankbar, "hat uns zum Sieg getragen!"
Zu einem Sieg, "der eine befreiende Wirkung hat", sagte Eisbären-Kapitän Fabian Bleck. Auch er sprach in seiner Analyse von einer "hervorragenden ersten Halbzeit", auch er kritisierte die vielen Einzelaktionen nach der Pause. "Zum Glück standen die Zuschauer hinter uns – das war ganz wichtig." Wichtig für den Erfolg. Für die Psyche. Und für den Saisonendspurt, in dem es weiter spitz auf Knopf gehen wird. „Wenn wir ein paar mehr Spiele so gespielt hätten wie heute, dann hätten wir ein paar Siege mehr auf dem Konto", sagte Trainer Michael Mai. Hätte, wenn und aber helfen indes nicht. Und deshalb, sagte Mai in Richtung der ausgelassen feiernden Tanzbären, "müssen wir fokussiert bleiben."
Eisbären Bremerhaven: Warren (25), Moore (12), Canty, Breitlauch, Wimberg (2), Bleck (12), Moten (4), Turner (20), Benson (11), Jackson (8)
Zur Sache
Ein Kapitän auf Rekordjagd
Er ist der Dauerbrenner im Team der Eisbären: Das Hanse-Game am Sonntag in der Bremer ÖVB-Arena gegen die BG Göttingen war für Fabian Bleck bereits die 122. Bundesligapartie im Dress der Eisbären Bremerhaven. Eine Quote, mit der kein anderer Akteur aus dem aktuellen Kader mithalten kann. Seit Sommer 2015 ist der seinerzeit aus Hagen gekommene Flügelspieler bereits für die Seestädter aktiv und hat sich dort inzwischen zu einer unverzichtbaren Größe entwickelt.
Zwei-Meter-Mann Bleck gehört nicht nur regelmäßig zur Startformation und steht im Durchschnitt mehr als 24 Minuten pro Spiel auf dem Parkett, sondern er ist auch der Kapitän der Mannschaft. Und Fabian Bleck jagt einen Rekord: Sieben Einsätze in Ligapartien fehlen dem früheren U 20- und A 2-Nationalspieler noch, um mit Klub-Legende Jan Lipke, der zwischen 2007 und 2011 exakt 129 Spiele für die Eisbären bestritten hat, in diesem Ranking gleichzuziehen. Ob es tatsächlich dazu kommt, ob Bleck tatsächlich der neue Bremerhavener Rekordspieler wird, ist indes offen. Denn zum einen sind in der aktuellen Saison nur noch vier Begegnungen zu absolvieren. Und zum anderen läuft Blecks Vertrag im Sommer aus.
++ Dieser Artikel wurde um 21.41 Uhr aktualisiert. ++
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