Vor 120 Jahren ging die Kleinbahn „Jan Reiners“ in Betrieb – eine kleine Sensation: für die Gründer, weil es endlich geklappt hat mit ihren Plänen, für die Bremer, die mit der Bahn nun das Umland entdecken konnten, und für die Menschen in den Dörfern im Moor, die nun unproblematisch in die Stadt fahren konnten. „Jan Reiners“ fuhr mehr als 50 Jahre; meistens unter Dampf vom Parkbahnhof in Bremen nach Tarmstedt, bevor die Kleinbahn 1956 endgültig stillgelegt wurde. In unserem neuen Magazin 120 Jahre Kleinbahn „Jan Reiners“ aus der Reihe WK|Geschichte möchten wir Sie mitnehmen auf eine Reise wie vor 120 Jahren.
Für das Magazin haben wir Menschen besucht, die sich ganz der Schmalspurbahn verschrieben haben, wie etwa den pensionierten Bremer Schulleiter Gerd Feller, der auf seinem Dachboden Streckenabschnitte von „Jan Reiners“ als Modell in Spur H0 originalgetreu bis auf die Torfkähne nachgebaut hat. Sein Fuhrpark umfasst zwei Dampfloks und zwei Triebwagen sowie 23 weitere Wagen. Sie alle sind auf einer Schienenlänge von 14 Metern unterwegs.

Auf dem Dachboden von Gerd Feller fährt "Jan Reiners" immer noch.
Der echte Jan-Reiners-Fuhrpark umfasste einst neun Loks und vier Triebwagen. Die erste Lok wog übrigens 14 Tonnen. Laut Fahrplan von 1910 fuhr um 6.20 Uhr der erste Zug von Bremen nach Tarmstedt. 27 Kilometer musste „Jan Reiners“ bis zu seinem Ziel zurücklegen. Für die Schmalspurbahn mit einer Höchstgeschwindigkeit mit 30 Kilometer pro Stunde durchaus eine Herausforderung: 22 Meter über NN liegt Tarmstedt, das Blockland liegt 1,6 Meter über NN – „Jan Reiners“ musste also richtige Steigungen bewältigen.
Für das Magazin haben wir entlang der ehemaligen Bahnstrecke Radtouren gemacht und waren 29 Kilometer entlang der alten Trasse unterwegs.

Die Kleinbahn hatte sogar ihren eigenen Poststempel.
45 Pfennig kostete die Fahrt in der dritten Klasse von Bremen nach Lilienthal. Über den Jan-Reiners-Postbetrieb konnte man einst für fünf Pfennig sogar eine Postkarte versenden – inklusive eines eigenen Poststempels. Eine Arbeiterwochenkarte für die gesamte Strecke kostete 1951 sechs D-Mark. Im Jahr 1900 verdiente der erste Lokführer August Aßmann 90 Mark. Mit der Schmalspurbahn waren jedoch nicht nur Menschen unterwegs. „Jan Reiners“ beförderte auch Güter: 200 Tonnen Kohle und 60 Tonnen Kunstdünger lieferte die Kleinbahn im Jahr 1950 am Lilienthaler Bahnhof an.

Vorfahrt für "Jan Reiners": Die Kleinbahn fuhr einen Teil ihrer Strecke durch Bremen.
Der letzte lokbespannte Zug traf am 22. Mai 1954 in Bremen ein. Der Betrieb wurde am 29. Januar 1956 endgültig eingestellt: Der letzte Zug fuhr bei klirrender Kälte von Falkenberg nach Tarmstedt. 16 Kleinbahner wurden arbeitslos, nachdem die Bahnverbindung eingestellt wurde. 2011 wurde auch die Isle of Mull Railway auf der schottischen Insel Mull endgültig stillgelegt – sie hielt unter anderem an einer Station namens Tarmstedt.
Übrigens: Im Querformat aneinandergelegt sind alle Seiten der Druckauflage unseres Magazins 237,6 Kilometer lang. Das entspricht der Strecke von Bremen bis kurz vor Rostock (Luftlinie). Bis Rostock sind es etwa 247 Kilometer.
Mehr als 222 000 Zeichen, mehr als 33 000 Wörter und etwa 175 beinhaltet das Magazin. Während der Arbeit an dem Heft haben wir mehr als 175 Becher Kaffee getrunken und etwa 3,5 Kilogramm „Nervennahrung“ als Schokolade, Gummibärchen, Kekse verputzt. Wir waren acht Stunden mit dem Rad unterwegs. Außerdem haben wir 17 Zeitzeugen besucht und bei ihnen gefühlt ein Blech Butterkuchen gegessen.

Die Reisenden konnten auch Postkarten verschicken.
Weitere Informationen
120 Jahre Kleinbahn „Jan Reiners“ bietet spannende Reportagen, beeindruckende Bilder, interessante Hintergründe, tolle Tipps für Radtouren und jede Menge Informationen rund um die legendäre Kleinbahn.
Erhältlich in unseren Zeitungshäusern, im Buch- und Zeitschriftenhandel, telefonisch unter 0421 / 36 71 66 16 sowie in unserem Shop unter www.weser-kurier.de/shop, 114 Seiten, 9,60 Euro.