Weizen-Wurst und Cashew-Käse 5000 Besucher auf erstem veganem Weihnachtsmarkt in Bremen

Bremens erster veganer Weihnachtsmarkt hat am Sonntag rund 5000 Besucher angezogen. Im BLG-Forum in der Überseestadt wurden rein pflanzliche Lebensmittel und selbst gemachte Produkte verkauft.
03.12.2017, 18:58 Uhr
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5000 Besucher auf erstem veganem Weihnachtsmarkt in Bremen
Von Sara Sundermann

Räucherwurst aus Weizen, Kuchen aus Rohkost, Sandalen aus Ananasblättern: 38 Stände und fünf Foodtrucks haben am Sonntag nach Angaben der Veranstalter rund 5000 Besucher in die Überseestadt gelockt, zum ersten veganen Weihnachtsmarkt in Bremen. Viele Besucher waren extra für den Markt aus Hamburg, Stade oder Delmenhorst angereist, um Neues zu testen und einzukaufen, sich über die vegane Lebensweise zu informieren und bei Punsch, Burger und Kuchen zuzuschlagen.

Es gab aber auch selbst gemachte Adventsartikel von Händlern zu kaufen, die ihre Stände hier aufgebaut hatten. Einer von ihnen ist Michael Klemmeck aus Bremen-Nord, der mit seiner Lebensgefährtin Weihnachtsbäume aus Paletten baut: Sägen, hämmern, schleifen – fünf bis sieben Stunden Arbeitszeit stecken in so einem Palettenbaum, erzählt der Hobbybastler, der im Hauptberuf als Anlagenbauer arbeitet.

Käse aus Cashewmilch

Ein paar Stände weiter gibt es eine besonders lange Schlange: Hier reihen sich Besucher ein, die verschiedene Sorten Cashew-Käse probieren möchten. Gerade häuft Mudar Mannah diverse kleine Kräuterwürfel in ein Holzschiffchen: einmal mit Bärlauch, mit Chorizo, pur und mit Kräutern der Provence. „Die Nachfrage wächst“, sagt Mannah, der lange als Arzt für Unfallchirurgie arbeitete und dann aus der Gesundheitsbranche ausstieg, um sein eigenes Unternehmen für veganen Käse zu gründen. Seine Firma Happy Cheeze in Cuxhaven beschäftigt inzwischen 14 Mitarbeiter und verkauft bis zu 100.000 Stück der Käse-Alternative pro Monat. Mannah beschreibt die Herstellung: Der Brotbelag entsteht aus Cashewmilch, die fermentiert, reifen muss und schließlich – je nach Variante – von der Konsistenz an Schnittkäse oder Frischkäse erinnert.

Organisiert wurde der tierfreundliche Weihnachtsmarkt in der rund 2000 Quadratmeter großen Halle des BLG-Forums vom Verein Vegbremen. Der Verein hat in den vergangenen Jahren bereits die veganen Sommerfeste beim Kulturzentrum Schlachthof organisiert. Diese Feste und ihre Besucherzahl wuchsen zuletzt: Zum ersten veganen Sommerfest kamen 2000 Menschen, in diesem Jahr waren es etwa 5000, beschreibt Sprecher Andreas Schack.

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Vegan ist hip

Das Ziel der Veranstalter: Mit Spaß und Engagement wolle man den Besuchern die vegane Lebensweise näher bringen und dabei Tier- und Umweltschutz fördern, sagt Carola Kagemann vom Verein Vegbremen. So hatten zum Beispiel Tierrechtsorganisationen wie Peta einen Stand in der Halle aufgebaut, auch die Stiftung Hof Butenland informierte über ihr Projekt: Die Stiftungsgründer betreiben ein sogenanntes „Kuh-Altersheim“ im Butjadinger Land. Dort leben Kühe, die aus der Milchwirtschaft aussortiert wurden.

Sichtbar wurde bei dem vor allem von jungen Leuten besuchten Markt: Vegan ist hip. „Be good, be cool, eat vegan“, das war auch auf dem Foodtruck von „Vincent Vegan“ aus Hamburg zu lesen, der rein pflanzliche Burger, Currywurst und Pommes verkauft. Am Stand nebenan waren Wareniki-Nudeltaschen und Burger Stroganoff mit „Pulled Soja“ und georgischer Pfirsichsoße im Angebot. Händler verkaufen Sirup, der aus Blüten und Zucker gekocht wird – eine Alternative zu Honig, genannt Wonig. Mode-Designer entwerfen Kollektionen, die auf tierische Produkte verzichten.

Zwischen sechs und zehn Prozent leben vegetarisch

Und auch für die Füße kommen immer mehr Alternativen zu Leder auf den Markt, beschreibt Schuhhändler und -produzent Keith Gelfert. Er verkaufte im BLG-Forum einerseits Schuhe aus speziellen Kunststoff-Mikrofasern die sowohl atmungsaktiv als auch wasserdicht sein sollen, zeigte den Marktbesuchern aber auch einen neuen pflanzlichen Stoff: „Wir verkaufen auch Schuhe aus Ananasleder, das Material heißt Pinatex“, sagt Gelfert. Die Blätter, die die Ananas-Früchte umschließen, werden normalerweise weggeworfen, beschreibt der 47-Jährige. Eine spanische Designerin kam auf die Idee, das Abfallprodukt für die Schuhherstellung zu nutzen.

Verschiedenen Studien zufolge sind zwischen sechs und zehn Prozent der Menschen in Deutschland Vegetarier, etwa 0,8 bis 1,6 Prozent der Bevölkerung leben vegan. Die Zahl der Deutschen, die auf eine überwiegend pflanzliche Ernährung setzen, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Der Anteil der Vegetarier und Veganer ist bei den 18- bis 29-Jährigen am größten.

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