Anwohner der beiden großen Treffpunkte alkoholkranker Menschen in der Neustadt beschweren sich über Lärmbelästigung und Gewaltszenen. Das soll sich nun bald ändern.
Ihre Hunde bellen Passanten an, sie hinterlassen ganze Berge von Müll, gelegentlich prügeln sie sich oder schreien in den späten Abendstunden betrunken herum. Nicht immer kommt es zu solchen Zwischenfällen, aber Anwohner der beiden großen Szenetreffs alkoholkranker Menschen in der Alten Neustadt beschweren sich, dass es immer schlimmer wird. Schwierigkeiten gibt es besonders an der Große Johannisstraße hinter der Hochschule sowie auf dem Lucie-Flechtmann-Platz. Ab Anfang kommenden Jahres soll sich daran nun etwas ändern.
Nun will der Neustädter Beirat mit Sozialarbeit die Probleme auf der „Lucie“ und an der Hochschule Bremen anpacken. Etwa 6500 Euro stellt das Neustädter Stadtteilparlament zu diesem Zweck der Inneren Mission für Honorarstunden zur Verfügung. Revierleiter Volkmar Sattler warb während der vorangegangenen Diskussion beim Beirat dafür, diese professionelle Hilfe zu beauftragen: „Unser Kontaktpolizist ist fast täglich vor Ort, aber alleine kommt er da nicht weiter“, so der Revierchef.
Konfliktlösung statt Vertreibung
Die Initiative „Ab geht die Lucie“ setzt große Hoffnungen in die Sozialarbeit. „Wir haben festgestellt, dass wir Laien das Problem so nebenher nicht lösen können. Dass das nun professionell angegangen wird, begrüßen wir sehr“, sagt Victoria Klemm von der Initiative auf Nachfrage. Aus Sicht der Stadtgärtner sei es keine dauerhafte Lösung, die Trinkerszene immer nur von einem Ort an den anderen zu verdrängen. „Uns geht es ausschließlich darum, wieder ein gutes Miteinander auf dem Platz zu finden, damit sich hier auch Eltern mit Kindern wieder wohlfühlen können“, so die Stadtgärtnerin. Ein friedliches Nebeneinander hätten bereits die konfliktärmeren Anfangsjahre gezeigt.
„Die Trinker waren zuerst auf dem Platz“, weiß auch Ortsamtsleiterin Annemarie Czichon zu berichten. Das bedeute allerdings nicht, dass sie nicht auf weitere Nutzer des Platzes Rücksicht nehmen müssten. „Das sind die Schwächsten unserer Gesellschaft, denen wir einen Gesprächspartner an die Seite stellen wollen, denn auch diese prekären Gruppen haben einen Platz in unserer Gesellschaft verdient“, appellierte Johannes Osterkamp (Grüne) für die Finanzierung des Streetworker-Projektes.
Keine Vertreibung, sondern Konfliktlösung, genau darum ginge es auch der Inneren Mission bei ihrer Arbeit mit Szenetreffs, erläutert Bertold Reetz auf Nachfrage. Der Abteilungsleiter der Wohnungslosenhilfe des Vereins betont: „Diese Lösung kann zwar beinhalten, dass ein anderer Treffpunkt gefunden wird, aber auch das muss einvernehmlich mit den Betroffenen geschehen.“ Im Grunde genommen ginge es darum, zunächst einmal Vertrauen für die weitere Arbeit aufzubauen. „Das bedeutet konkrete Hilfe für diese Menschen, die in vielfältigen Problemlagen stecken“, so Reetz.