Zum 75. Geburtstag nutzen wir die Gelegenheit, die Seiten zu tauschen: Diejenigen, die wir normalerweise interviewen, dürfen nun uns die Fragen stellen.
Andreas Schwarz: Was hat Sie zur Personalerin gemacht?
Imke Libuda : Ich finde menschliches Verhalten, aber auch Kennzahlen spannend. In meiner heutigen Anstellung lässt sich beides kombinieren. Der Beruf erfährt einen Wandel. Die Personalarbeit wird agiler, bindet zum Beispiel Fachabteilungen viel stärker mit ein. Für mich steht im Vordergrund, dass wir mit unserer Arbeit einen Mehrwert schaffen und nicht als weiterer Prozessbeteiligter gesehen werden, den man einbinden muss.
Schwarz: Diesen Wandel sehe ich auch. Unsere Rolle ist äußerst vielfältig und wir können stets viel bewegen.

Libuda: Auch der Umgang mit Bewerbern hat sich aus meiner Sicht in den vergangenen Jahren verändert. Als Personaler ist man verstärkt auch Vertriebler, da man stets das Lebensumfeld der potenziellen Mitarbeiter im Blick hat. Wie erleben Sie das?
Schwarz: Das sehe ich ähnlich. Wir müssen bedenken, dass berufliche Entscheidungen heute anders getroffen werden. Es hängt nicht nur der Job, sondern möglicherweise auch die Partnerschaft und die Familie an einer neuen Position.
Libuda : Bei hanseWasser gibt es gerade einen Generationswechsel, da Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Mir wird dabei bewusst, dass es verschiedene Haltungen zum Job gibt. Auch die Fragen im Bewerbungsgespräch sind heute andere. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Tatsache, dass junge Menschen seltener Interesse an Führungspositionen haben. Was nicht heißt, dass sie keine Verantwortung übernehmen wollen. Die Vorstellung geht eher zu alternativen Arbeitsformen, etwa selbstorganisierten Teams. Wobei es natürlich auch traditionelle Sichtweisen gibt. Am Ende muss es für alle passen.
Libuda: Bei uns im Haus hat sich während der Corona-Pandemie gezeigt, dass eine große Bereitschaft besteht, Dinge anders anzugehen. Wie sind die Erfahrungen beim WESER-KURIER?
Schwarz: Das Thema mobiles Arbeiten steht bei uns schon länger auf der Agenda, aber durch die Pandemie hat es einen Entwicklungssprung gegeben, weil wir uns der Situation schnell anpassen mussten. Wir werden bei künftigen Regelungen für die Belegschaft unsere Erfahrungen aus dem mobilen Arbeiten in der Corona-Zeit einbringen und hoffentlich gute Lösungen finden.

Libuda: Der persönliche Arbeitsplatz ist ja auch ein sensibles Thema. Viele betrachteten das Arbeiten außerhalb des Büros vor Corona mit gemischten Gefühlen. Inzwischen ist es aber ein solider Bestandteil unseres Alltags. Wir wollen den Schwung, den wir in den vergangenen Monaten aus positiven Erfahrungen gewonnen haben, mitnehmen und starten gerade eine Initiative „Neues Arbeiten“. Was planen Sie für die Zeit nach Corona?
Schwarz: Auch beim WESER-KURIER wird über die Zukunft nach der Pandemie diskutiert und wie das Homeoffice dabei eine Rolle spielt. Einige Kollegen haben signalisiert, dass sie das Büro und den Austausch vor Ort brauchen. Andere kommen daheim gut zurecht. Das spiegelt die große Bandbreite unseres Zeitungshauses wider.
Libuda : Dazu haben wir bei hanseWasser eine Umfrage gemacht. Es hat sich gezeigt, dass wir bereits einen guten Mix aus mobilem Arbeiten und dem Gemeinschaftsgefühl gefunden haben. Dabei helfen auch ein neuer Blog und alternative Formate wie ein täglicher Kaffeeklatsch per Video. Dennoch bleiben unsere Betriebs- und Verwaltungsstandorte wichtige Anlaufstationen, die das Unternehmen ausmachen.
Libuda: Beim Recruiting haben wir für uns inzwischen eine gute Onlinelösung gefunden. Wie gehen Sie aktuell mit Bewerbern um?
Schwarz: Wir haben unsere Prozessabläufe der besonderen Situation angepasst. Das erste Treffen findet als Videocall statt. Das hat in der Praxis bereits gut funktioniert. Im Zweitgespräch setzen wir aber weiterhin auf Präsenz und organisieren selbiges mit Abstand. Kommunikation braucht aus meiner Sicht immer auch das Physische. Aber noch eine abschließende Frage: Wie schalten Sie nach einem langen Arbeitstag ab?
Libuda : Ich sehe meinen Job als Teil meines Lebens und schaffe mir bereits im Alltag kleine Ruhepunkte, was bei einem flexiblen Arbeitgeber wie hanseWasser kein Problem ist. Das empfinde ich als hohen Lebenskomfort. Und bei Ihnen?
Schwarz: Wenn ich nach einem langen Arbeitstag nach Hause komme, verbringe ich viel Zeit mit meiner Frau und unseren drei Kindern. Das ist eine Ablenkung, aber auch eine Kraftquelle.
Das Gespräch zeichnete Anika Seebacher auf.
Imke Libuda
arbeitet seit 20 Jahren bei der hanseWasser in Bremen. An ihrer Position als Leiterin Personalmanagement, die sie seit August 2019 innehat, schätzt die 52-Jährige die Vielfältigkeit der Aufgaben. „Ich kann etwas mitgestalten. Gleichzeitig bedeutet Personalarbeit aber auch, oft zwischen den Stühlen zu sitzen“, sagt Libuda. Dabei geht es ihr vor allem um eins: Die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu finden.
Andreas Schwarz
ist seit 2015 bei der Bremer Tageszeitungen AG angestellt. Der gelernte Psychologe und frühere Unternehmensberater leitet die Personalabteilung und sagt mit Blick auf seine mehrjährige Erfahrung in der Personalbranche: „Personaler ist immer noch mein Traumberuf.“ Der 45-jährige Wahlbremer schätzt an der Hansestadt besonders die Mentalität der offenen und hilfsbereiten Menschen.
Weitere Informationen
Dieser Artikel ist Teil der Sonderveröffentlichung zum 75. Geburtstag des WESER-KURIER. Am 19. September 1945 erschien die erste Ausgabe unserer Zeitung. Anlässlich des Jubiläums blicken wir zurück auf die vergangenen Jahrzehnte: Erinnern uns an die Anfänge unserer Zeitung und auch an die ein oder andere Panne. Und wir schauen nach vorn: Wie werden Künstliche Intelligenz und der Einsatz von Algorithmen den Journalismus verändern? Natürlich denken wir auch an Sie, unsere Leser und Nutzer. Wer folgt unseren Social-Media-Kanälen, wer liest unsere Zeitung? Was ist aus den Menschen geworden, über die wir in den vergangenen Jahren berichtet haben? Und wie läuft er eigentlich ab, so ein Tag beim WESER-KURIER?
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