Ab Mitte nächsten Jahres könnten in Stadtgebieten, die bislang nur wenig von Bussen und Bahnen angesteuert werden, Minibusse verkehren, die per Smartphone-App oder Telefon herbeigerufen werden. Bedarfsgesteuerte Busse ohne feste Haltestellen, Routen und Fahrpläne also. Diese sogenannten Busse on demand – „Busse auf Bestellung“ – sollen dabei dann vor allem Zubringerdienste zu den regulären Bus- oder Straßenbahnlinien übernehmen.
Eine Steuerungssoftware bündelt eingehende Anfragen und berechnet einen Streckenverlauf, bei dem mit möglichst geringem Kilometer-Aufwand alle Aufträge abgewickelt werden können. Diese Routen werden dann von den Fahrern abgefahren und Kunden vom vereinbarten Start zu ihrem Ziel gebracht. Eine spontane Zieländerung sowie das Heranwinken eines Busses ohne vorherige Buchung sollen dabei nicht möglich sein.
Eine Fahrt mit dem Bus on demand soll BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer zufolge preislich zwischen einem BSAG-Ticket und einer Taxifahrt liegen.
Bund würde Bremen finanziell unterstützen
Ein Förderbescheid des Bundesverkehrsministeriums liegt seit Anfang Dezember bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) vor: Der Bund würde Bremen beim Einsatz der bedarfsgesteuerten Busse bis zum Jahr 2020 mit 1,1 Millionen Euro unterstützen. Die Stadt müsste, wenn sie das Modellprojekt tatsächlich an den Start bringen will, noch einmal mindestens die gleiche Summe dazugeben. „Wir schauen gerade, wie wir die Co-Finanzierung hinkriegen können. Das muss anschließend dann noch entsprechend beschlossen werden“, sagt Verkehrsressort-Sprecher Jens Tittmann und ergänzt: „Wir sind guter Dinge, dass wir das hinkriegen.“
Dass die BSAG sich mit dem Thema bedarfsgesteuerte Busse beschäftigt, hängt mit dem Masterplan „Green City Bremen“ zusammen, in dem das Umweltressort in diesem Jahr zusammen mit BSAG und VBN (Verkehrsverbund Bremen-Niedersachsen) verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung verkehrsbedingter Luftbelastungen erarbeitet hat. Mit dem Bus on demand sollen langfristig mehr Menschen dazu motiviert werden, vom eigenen Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umzusteigen.
36 Monate lang könnte anlässlich des Modellprojektes getestet werden, ob diese Rechnung aufgeht: Der Förderzeitraum des Bundes umfasst die Jahre 2019 und 2020; eine Verlängerung mit bremischen Mitteln wäre denkbar. In welchem Gebiet das Modell dann konkret erprobt wird, steht bisher nicht fest. Als erster Ortsteil hat Borgfeld bereits Interesse angemeldet. „Wir begrüßen es natürlich, wenn eine Offenheit für das Projekt da ist“, sagt dazu Tittmann, „aber für uns ist es wichtig, was bei diesem Piloten hinterher rumkommt.“ Hauptziel dieser „Investition in die Zukunft“ sei es, möglichst gute und übertragbare Erkenntnisse zu gewinnen. Ob dies in einem ländlichen Bereich wie Borgfeld oder in einem Gewerbegebiet wie zum Beispiel der Hansalinie geschehen könne, müsse noch gemeinsam mit den Verkehrsexperten konzeptionell abgewogen werden.