In der Bremer Bildungsbehörde herrscht helle Aufregung. Grund ist eine brisante Personalie, die am Landesinstitut für Schule (Lis) offenbar niemandem aufgefallen war. Es geht um Ann-Katrin Magnitz. Die Tochter des Bremer AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz, die als Studentin selbst auf dem völkischen Parteiflügel aktiv gewesen ist, wird Lehramtsreferendarin in Bremen und damit voraussichtlich Beamtin auf Zeit.
Ann-Kathrin Magnitz hatte sich nach ihrem Lehramtsstudium für Spanisch und Geschichte beim Lis für ein zweijähriges Referendariat beworben und von dort vor einer guten Woche eine Zusage erhalten. Um wen es sich bei der Bewerberin handelte und welchen politischen Sprengstoff der Vorgang haben könnte, war im Landesinstitut offenbar niemandem bewusst. Jedenfalls klingelten keine Alarmglocken, die Behördenspitze wurde nicht informiert.
Magnitz entsprach allen formalen Kriterien
Juristisch habe man ohnehin keine Handhabe besessen, eine Bewerbung von Ann-Kathrin Magnitz negativ zu bescheiden, sagte die Sprecherin der Bildungsbehörde, Annette Kemp. Das Land habe pro Halbjahr 200 Referendariatsplätze zu vergeben und nehme die Auswahl der Bewerber nach dem Prinzip der Bestenauslese vor. In die Bewertung flössen Faktoren wie Noten und Fächerkombination ein. Außerdem sei ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorzulegen. Diesen formalen Kriterien habe Magnitz entsprochen. Dass die Vermittlung insbesondere von Geschichtskenntnissen durch eine im völkischen Spektrum vernetzte AfD-Aktivistin zumindest problematisch sei, räumte Kemp ein. Man werde in diesem Sinne mit Magnitz ein "normenverdeutlichendes Gespräch" führen.
Wo die Ann-Kathrin Magnitz nach den Sommerferien eingesetzt werden soll, ist noch unklar. Nach Informationen des WESER-KURIER war zunächst eine Schule in Bremerhaven vorgesehen. Schulstadtrat Michael Frost hat das aber offenbar verhindert. Auf Anfrage erklärte Magistratssprecher Volker Heigenmooser, Frost habe das Landesinstitut für Schule "gebeten, von einer Zuweisung abzusehen". Dafür seien allerdings keine politischen, sondern formale Gründe ausschlaggebend gewesen. In Bremerhaven gebe es für angehende Spanischlehrer "keine fachlich geeigneten Mentoren".
Auch Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) nahm gegenüber dem WESER-KURIER zu dem Vorgang Stellung. In einer schriftlichen Erklärung unterstrich sie die begrenzten Möglichkeiten ihrer Behörde, den Fall zu steuern. „Es besteht Ausbildungs- und Berufsfreiheit, und es gibt in Bremen keinen Radikalenerlass.“ Lehrkräfte seien allerdings verpflichtet, für demokratische Werte einzustehen. "Das beinhaltet ein klares Bekenntnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, für Menschenwürde, Solidarität und Gleichberechtigung", so Bogedan. Zwischen den Zeilen ihrer Erklärung wird der Ärger darüber deutlich, dass es im Landesinstitut offenbar niemand für nötig hielt, den Vorgang an höhere Stellen zu melden. Bogedan wörtlich: „Ich bin sicher, dass Schulungen zur politischen Bildung im Sinne der demokratischen Werte nicht schaden.“