Wie die Uhus in die Gesamtschule Ost kommen erklärt sich aus dem Projekt „Alt und Jung“, wie Petra Schöppler erläutert, die an der Gesamtschule Ost (GSO) Kunst unterrichtet. Die Uhus sind in diesem Fall keine Nachtvögel, sondern die Musikgruppe reifer Menschen der Seniorenwerkstatt der Egestorff-Stiftung-Altenheim, die die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7.3 besucht hatten. Was sich daraus ergeben hat, ist jetzt in einer Ausstellung an der GSO zu sehen. Gleichzeitig wird Kalligrafie präsentiert.
Am Anfang standen für die Jugendlichen der 7.3. und Petra Schöppler der Umgang mit der Fotokamera und speziell die Porträtfotografie. Die Lehrerin Schöppler betrachtet Kunst an Schulen als Kunst im Sozialen, Kunst in Begegnung, auch als soziale Kompetenz. Da lag es nahe, der Porträtfotografie einen weiteren Inhalt zu geben, der mit Alt und Jung und der örtlichen Nähe zur Seniorenwerkstatt schnell gefunden war. Die porträtierten Senioren brachten jeweils einen Gegenstand mit, der eine besondere Bedeutung in ihrem Leben hat oder hatte oder dem sie eine Symbolkraft zuschreiben. Hildegard Erdmann hält eine Puppe auf dem Schoß beim Porträt mit Elisa Mohammadi. Die Puppe bekam Hildegard Erdmann einmal von einer Freundin aus deren Urlaub geschickt. Über diese kleine Begebenheit haben sich Elisa Mohammadi und Hildegard Erdmann ausgetauscht.
Erinnerungen festgehalten
Ein anderes Foto zeigt einen Schüler und einen Senior mit seiner Kamera, die der Senior in den Fünfzigerjahren von Nachbarn geschenkt bekam. Mit dieser Kamera hat „Thomas, Senior“ so die Beschriftung des Fotos in der Ausstellung, viele Erinnerungen festgehalten. Auch seine Werkzeuge und geschnitzten Figuren, die er mit den Werkzeugen hergestellt hat. Thomas hat Fotos von Negativfilmen noch selbst entwickelt.
Ein besonderer Aspekt dieser Begegnungen durch das Kunstprojekt seien die Fluchterfahrungen gewesen, die einige Senioren und zwei ihrer Schülerinnen teilten, betont Petra Schöppler.
Die Uhus spielen zur Vernissage der Ausstellung im Obergeschoss der GSO den „Red River Rock“. Nele und Alexandra begrüßen ihre Senioren, und Rektor Hans Martin Utz stellt das zweite Projekt dieser Vernissage vor, die chinesische Tuschemalerei und Kalligrafie. Auf chinesischen Papieren durften die Schülerinnen und Schüler die ganz andere Art des Malens mit Wasserfarben probieren, wofür die gemeinnützige Stiftung Yishuge (Tuschkreis) aus Berlin nicht nur Papier und Farben, sondern mit Sebastian Russek und Chang Liu extra kundiges Personal zur Seite stellte. Chinesische Wasserfarben enthalten Anteile von Öl, um bestimmte Effekte zu unterstreichen, und können mit Salz versetzt werden, um beim Auftrag einen Schneeflockeneffekt zu erzielen. Zudem spielen Symbole und Zeichen eine größere Rolle als in unserer klassischen Malerei. Zudem werden Gegenstände wie Fische oder Blüten mit wenigen konzentrierten Strichen ausgeführt, nicht wie hier üblich als detailgetreue Zeichnung, die farbig ausgestaltet wird.
In Hans-Martin Utz Rektorenzimmer prangt nun ein Bild aus dieser Projektarbeit, das auf chinesischem Papier in Fächerform einen arabischen Buchstaben zeigt, der für „Geduld“ steht. Fatma Taskesen, Bereichsleitung Kunst, weiß über Yishuge auch, das schon 10 000 Bilder ihren Weg von chinesischen Schulen an europäische Schulen gefunden haben und umgekehrt. Kulturellen Austausch möchte Yishuge fördern.
Beim Termin in der Seniorenwerkstatt hatten die Jugendlichen die Senioren zur Vernissage in der GSO eingeladen, die brachten die Uhus, ihre Kultband, mit. „Du hast den Farbfilm vergessen“, schmettern diese Uhus den Schülerinnen und Schülern entgegen, für die Farbfilme keine Rolle mehr spielen. Der Song war 1974 Nina Hagens erster Hit in der DDR. Dann verlockt „Schuld war nur der Bossa Nova“, ehemals von Manuela gesungen und auf einem Fernsehfilm von 1992 beruhend, erste Schülerinnen zum Tanzen.
Carmen Emigholz, die Staatsrätin für Kultur, lobt in Grußworten die Schülerinnen, Schüler und die ganze Schule. „Was hier geboten wird, entsteht oft außerhalb des Lehrplans.“ Hier finanziere das Kulturressort die Bibliothek und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. Auch der Kunstaustausch mit Figuren von Waldemar Grzimek, eine Dauerleihgabe des Gerhard-Marcks-Hauses an die Gesamtschule Ost, wird vom Kulturressort unterstützt. „Dies ist meine Lieblingsschule“, sagt Emigholz zum Abschluss unter großem Applaus.