Horn-Lehe/Oberneuland. Um 18,2 Prozent soll die Zahl der Grundschüler bis 2025 in den Stadtteilen Horn-Lehe, Oberneuland und Borgfeld steigen. Damit liegt der Nordosten der Stadt ziemlich genau im Trend. Bremenweit zeigt die vom Bildungsressort vorgelegte Vorhersage einen Anstieg um 18,8 Prozent. In konkreten Zahlen: In ganz Bremen wird es im Vergleich zu heute im Jahr 2025 rund 3200 zusätzliche Grundschüler geben, für den Bereich Oberneuland, Horn-Lehe und Borgfeld sollen es rund 290 mehr werden. Wachsende Schülerzahlen werden auch für die fünften bis zehnten Klassen erwartet. Demnach sollen es dann im Nordosten 365 mehr Schulbesucher sein. Relativ gesehen entspricht das einem Anstieg von 14,9 Prozent. Für ganz Bremen gibt die Prognose für die Sekundarstufe einen Anstieg von 13,5 Prozent bis 2025 an.
Unterm Strich entsprechen die Zahlen der Vorausberechnung rund 27 zusätzlichen Schulklassen in Horn, Borgfeld und Oberneuland. Und aus Sicht von Jens Knudtsen fällt diese Zahl noch zu niedrig aus. "Die Angaben des Bildungsressorts zu den Grundschülern passt nicht zu den aktuellen Bedarfszahlen der Kindergärten", sagt der Ortsamtsleiter aus Oberneuland. "Allein in unserem Bereich brauchen wir nach derzeitigem Planungsstand über 20 neue Kitagruppen." Und das betreffe genau diejenigen Geburtsjahrgänge, die 2025 dann die Grundschulen besuchten. Auch sei völlig unklar, ob das Bildungsressort bereits die rege Neubautätigkeit in Oberneuland berücksichtige. "Wo heute ein Einfamilienhaus abgerissen wird, stehen morgen diverse Mehrfamilienhäuser", beschreibt es Knudtsen.
Lokales Wissen soll einfließen
Auch die Schulstandortplanung, die auf den Zahlen basiert, betrachtet der Ortsamtsleiter mit Skepsis. Die Grundschule Oberleuland soll demnach zur offenen Ganztagsschule ausgebaut werden und neben einer Mensa auch eine zusätzliche erste Klasse erhalten. Sie wäre dann vier- statt bislang dreizügig. Die Schülerzahl stiege von 288 auf 376. "Aber wie das baulich umgesetzt werden soll, sagt das Bildungsressort bislang nicht." Knudtsen verweist auf eigene Befunde des Oberneuländer Beirats, die einen An- oder Neubau auf dem Schulgelände für nicht möglich halten, weil dann zuviel Freifläche verloren ginge. Die Schulentwicklung der Grundschule, die in der Ortsmitte Oberneulands gelegen ist, müsste darum aus seiner Sicht in eine Gesamtplanung rund um den benachbarten Kindergarten sowie das ebenfalls angrenzende Ortsamt nebst Feuerwehrhaus eingebettet werden.
Bei den weiterführenden Schulen soll die Oberschule Rockwinkel perspektivisch fünf statt bislang vier Eingangsklassen anbieten. Das entspricht einem Plus von insgesamt rund 130 Schülern. Zudem sieht die Schulstandortplanung des Bildungsressorts hier eine teilgebundene Ganzstagschule vor, bei dem ein Ganztagsangebot für einzelne Jahrgänge vorgesehen ist, zumeist bis zur Klasse sechs oder sieben. Auch eine inklusive Beschulung im Bereich Wahrnehmung und Entwicklung soll kommen und ein entsprechendes ebenfalls geplantes Angebot an der Grundschule Oberneuland fortsetzen.
Noch im April wird der entsprechende Fachausschuss des Beirats Oberneuland über die Zahlen und Planungen der Bildungsbehörde beraten und mutmaßlich auch seine Zweifel anbringen, dass die Prognose zu niedrig ausfällt. "Wir sind vom Bildungsressort aufgefordert, bis zum Sommer unser lokales Wissen zu den Schülerzahlen in die Vorhersage einfließen zu lassen und das werden wir auch tun", sagt Knudtsen.
Genau so will man es auch in Horn-Lehe handhaben. Die dortige Ortsamtsleiterin Inga Köstner hat die Zahlen ebenfalls erhalten und geht von einer Diskussion darüber im nächsten Bildungsausschuss aus, der allerdings laut aktuellem Sitzungskalender erst wieder am 29. Mai zusammentritt. In Horn sieht die Schulstandortplanung bei den Grundschulen eine Erweiterung der Marie-Curie Schule vor. Sie soll zu einer dreizügigen offenen Ganztagsschule werden und damit im Jahr 2025 knapp 100 Schüler mehr versorgen. Im Bereich der Sekundarstufen soll demnach das Gymnasium Horn bis zum Jahr 2030 sechszügig werden und dann in insgesamt 30 Klassenverbänden 875 Schüler beherbergen, aktuell sind es 750 Schülerinnen und Schüler. Zuwachs kommt auch auf die Oberschule an der Ronzelenstraße zu, mit einem zusätzlichen Klassenzug – ein Anstieg der Schülerzahl von derzeit rund 580 auf 730. Alternativ käme an Stelle eines Ausbaus des Gymnasiums oder der Oberschule Ronzelenstraße auch ein sechszügiger Ausbau der Oberschule Rockwinkel im angrenzenden Oberneuland in Frage, heißt es im Papier der Bildungsbehörde. Unverändert bliebe in jedem Fall das Angebot der Wilhelm-Focke-Oberschule.
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