„Erst waren wir alle platt und haben uns gefragt, ob die da so laut schnarchen.“ Falk Wagner (SPD), Bürgerschaftsabgeordneter und Sprecher der Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung, hatte eigentlich nur wissen wollen, warum es so lange dauert, bis sich im geplanten Wohnquartier an der Ludwig-Roselius-Allee in Sebaldsbrück etwas tut. Die Antwort der Bauverwaltung an die Deputierten fiel verblüffend aus: Anlässlich des Bebauungsplanverfahrens 2502 habe das obligatorische schalltechnische Gutachten jüngst ergeben, „dass insbesondere beim Gewerbelärm die maßgebenden Immissionsrichtwerte (...) deutlich überschritten werden“. Gewerbelärm in der neuen Wohnsiedlung? Da gibt es nur ein Hotel, stellte Wagner fest.
Auch der Deputierte Michael Jonitz (CDU) musste erst mal im Internet nachsehen, „was denn da für Gewerbe ist“, sagt er. „Uns fiel da nichts ein, obwohl ich mich da gut auskenne." Auch der CDU sei so klar geworden: Es geht um das Atlantic Hotel. Das, weiß Jens Tittmann, Sprecher des Bauressorts, sei unter anderem darauf spezialisiert, Hochzeits- und Betriebsfeiern auszurichten, und die dauerten oft bis in den frühen Morgen. "Jedenfalls sind das dort nicht die klassischen Altstadttouristen", sagt Falk Wagner. "Das war uns nicht klar."
Im städtebaulichen Gutachterverfahren jedenfalls wurde als „vorläufiges Ergebnis“ festgehalten, dass die Feierlichkeiten mit bis zu 60 Dezibel zu hören sein könnten. Dort, wo später 105 Wohnungen in etwa 90 Reihenhäusern und sogenannten Geschosswohnungsbauten entstehen sollen und wo der Schallschutz nach 22 Uhr den Lärm auf 45 Dezibel begrenzt.
Das Bebauungsgebiet heißt zwar „Rennbahn West“, liegt aber in der Nachbarschaft der früheren Galopprennbahn. „Eine fast ländliche Struktur“ hatte eine Hamburger Architektengemeinschaft dem 2,75 Hektar großen Areal bescheinigt und bereits vor knapp einem Jahr Pläne für „klassische Häuser mit klassischen Giebelformen“ vorgestellt – „Wohnen für Familien“.
Atlantic Hotel hat Bestandsschutz
Für den Bremer Bauinvestor, das Unternehmen Siedentopf, bedeutet das Gutachten keine allzu gute Nachricht: Das Hotel habe gewissermaßen Bestandsschutz, erläutert Jens Tittmann für die Baubehörde: Das Atlantic sei seinerzeit mit einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan errichtet worden. „Deshalb gibt es keine spezifischen Lärmvorschriften.“
Auf dem Weg zum Bebauungsplan für das Quartier seien bereits Gutachten über Boden, Verkehr und Bäume erstellt worden, eines zur Entwässerung stehe noch aus. Und beim Lärm muss nun nachgebessert werden: Verwaltung, Architekten, Investor und auch das Hotelmanagement arbeiten gegenwärtig an Lösungsmöglichkeiten, „um diese Herausforderung zu meistern“, wie Tittmann die Situation beschreibt. Das Lärmgutachten empfehle, die vorerst nur geplanten Gebäude „zu drehen“, um Schlaf- und Wohnräume von der Lärmquelle abzuwenden. Das Hotel sei gefordert, Lärmschutz zu betreiben. Am Ende müsse erneut der Gutachter ran, sagt Tittmann. „Wir hoffen auf eine einfache Lösung.“