Der Traum ist aus. Endgültig. Nach jahrelangem Tauziehen um die Nutzung des sogenannten Bettenhauses am Klinikum Mitte steht nun fest, dass in dem Gebäude keine Genossenschaftswohnungen entstehen. Das ist das Ergebnis eines Spitzentreffens. „Wir sind aus dem Rennen“, sagt Peter Bargfrede von der Stadtteilgenossenschaft Hulsberg. Der Plan war, bis zu 100 Wohnungen zu schaffen, die im Gemeinschaftseigentum geblieben wären. Letztlich, so Bargfrede, hätten in Verbindung mit dem Bettenhaus aber andere Interessen obsiegt.
Einmal noch wurde ausgelotet, was machbar ist. Die Genossenschaft hatte sich mit Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) und Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) zusammengesetzt. „Uns wurde dabei signalisiert, dass nicht absehbar ist, wann das Bettenhaus frei wird“, berichtet Bargfrede. Das Krankenhaus wolle sich alle Optionen offenlassen. Für die Genossenschaft war damit der Rubikon überschritten. „Wir können das Projekt jetzt nicht mehr weiterentwickeln“, so Bargfrede.
Das Bettenhaus, offiziell Haus 6 auf dem Klinikumgelände, sollte eigentlich abgerissen werden und einem Parkhaus weichen. Als sich vor sechs Jahren eine Bürgerinitiative in Marsch setzte, die zwei Jahre später die Rechtsform einer Genossenschaft annahm, kamen diese Pläne ins Wanken. Stattdessen war nun von einem „vertikalen sozialen Dorf“ die Rede, das in dem neunstöckigen Zentralgebäude entstehen sollte.
Ziel war, unterschiedliche Lebenswelten zusammenzubringen und den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre nachbarschaftlichen Belange selbstverwaltet zu organisieren. Die Aktiven versprachen sich davon im wahren Wortsinne ein Leuchtturmprojekt. Es sollte ein Zeichen geben, dass auf der knapp 14 Hektar großen Fläche, die im Zuge des Krankenhausneubaus frei wird, nicht allein das Verwertungsinteresse regiert – dass die Stadt ihre Grundstücke im sogenannten Hulsberg-Quartier also auch an Baugemeinschaften und Genossenschaften vergibt, die über nicht so viel Kapital verfügen.
Genossenschaft erwartet ein Entgegenkommen
Für die Planung zum Umbau des Bettenhauses hat die Stadtteilgenossenschaft nach eigenen Angaben bereits etwa 72.000 Euro ausgegeben. Beträchtlich mehr Geld wäre benötigt worden, wenn es, wie eigentlich vorgesehen, zu einem sogenannten Anhandgabevertrag mit der Stadt gekommen wäre. Ein Risiko, dem sich die Genossenschaft wegen der ungewissen Aussichten nicht mehr aussetzen wollten. „Das wäre nicht zu verantworten gewesen“, sagt Bargfrede. Die Entscheidung sei sehr bitter, „weil wir viel Energie, Zeit und Geld in das Projekt investiert haben“. Er erwarte deshalb ein entsprechendes Entgegenkommen von der Bau- und Finanzbehörde zur Realisierung eines Alternativprojekts auf dem Gelände. Die ersten Signale seien sehr positiv – „wir hoffen auf einen weiteren konstruktiven Dialog zur Klärung offener Fragen“. Die Genossenschaft hat sich im Hulsberg-Quartier zwei andere Baufelder ausgeguckt. Entstehen könnten dort in dem einen Fall 82 Wohnungen, im zweiten 66 Einheiten.
Und dann gibt es ja auch noch den Ellener Hof, das Stiftungsdorf der Bremer Heimstiftung in Osterholz. Als es am Hulsberg nicht so recht voranging, einige Mitglieder der Genossenschaft aber nicht ewig warten wollten, bis ihre gemeinschaftlichen Wohnpläne in Erfüllung gehen, schauten sie dorthin, wo bereits etwas möglich war. Im ersten Quartal kommenden Jahres soll es im Ellener Hof soweit sein: Baubeginn des Projekts Casa Colorida. Es kostet nach Angaben der Genossenschaft knapp sechs Millionen Euro und beinhaltet 25 Wohnungen, von denen lediglich eine noch nicht vergeben ist.
Ein Viertel der Wohnungen wird vom Staat gefördert. Dazu gibt es die Einlagen der Genossenschaftsmitglieder. Und neuerdings auch ein Förderprogramm des Senats mit 2,7 Millionen Euro im Topf. Das Geld geht an Wohnungsgenossenschaften, die frühestens im Jahr 2016 gegründet wurden oder sich im Aufbau befinden. Je nachdem, welcher Weg gewählt wird, beträgt der Zuschuss entweder bis zu 15.000 Euro oder maximal 40 000 Euro pro Wohnung. Wenn die Grundstücke von der Stadt dann auch noch in Erbbaurecht vergeben werden, haben Genossenschaften bei der Finanzierung von Wohnungsbau eine reelle Chance.
Als die Stadtteilgenossenschaft Hulsberg aus der Taufe gehoben wurde, war es in Bremen die erste Neugründung einer Wohnungsgenossenschaft nach mehr als 20 Jahren. Weitere könnten jetzt hinzukommen, glaubt Bargfrede: „Wir haben Kontakt zu zwei Gruppen, die sich das überlegen oder bereits dabei sind.“