Radio Bremen am Abgrund – so dramatisch hatte es der Rechnungshof gesehen, als er im März einen Sonderbericht zur finanziellen Situation der kleinsten ARD-Rundfunkanstalt vorlegte. Der Sender selbst könne nichts dafür, dass nicht genügend Mittel vorhanden seien, sagten die Rechnungsprüfer. Es komme schlicht nicht genügend Geld aus dem Gebührentopf. Dass trotz dieser Misere am Mittwoch im Rundfunkrat eine schwarze Null als Jahresabschluss präsentiert werden konnte, erfüllt den Intendanten nach seinen eigenen Worten mit Stolz, er sprach aber auch von den Konsequenzen: „Wir sind extrem auf die Bremse getreten“, sagte Jan Metzger. Nun richten sich die Hoffnungen des Senders auf eine Neuregelung des ARD-Finanzausgleichs. Bis dahin hält er sich mit Darlehen über Wasser.
Thomas von der Vring, dem langjährigen Vorsitzenden des Verwaltungsrats bei Radio Bremen, war offensichtlich nicht ganz wohl bei der Bilanz. Zwar sprach auch er vorsichtig von einem „relativ ordentlichen Ergebnis“, betonte aber gleichzeitig, dass es aus der Not geboren sei und unter anderem mit Sondereffekten und Buchungsfragen zu tun habe.
Von der Vring kennt die ARD und ihre Sender: Sollte der Eindruck entstehen, Radio Bremen kommt schon irgendwie zurecht – als Beweis die schwarze Null – erlahmt sofort der Wille, dem Kleinsten im Verbund zur Seite zu springen. Für die Jahre 2013 und 2014 haben die Brüder und Schwestern aus der ARD immerhin schon geholfen – mit einem Darlehen von jeweils 4,4 Millionen Euro.
Und für die Zeit danach darf Radio Bremen dauerhaft mit zusätzlichen Mitteln von jährlich zehn Millionen Euro rechnen, sofern die Gremien der einzelnen Rundfunkanstalten genehmigen, was ihre Intendanten im September in Bremen als neuen Finanzausgleich beschlossen haben. Zehn Millionen mehr – das ist bei einem Haushaltsvolumen von knapp 93 Millionen Euro ein ordentlicher Batzen.
Mit Spannung hat die gesamte ARD ein erstes Zwischenergebnis erwartet, wie sich die Gebühren nach der Umstellung auf die Rundfunkabgabe entwickeln. Metzger teilte dem Rundfunkrat mit, dass mit dem neuen System immerhin die Erosion der Gebühren gestoppt worden sei, es in den ersten neun Monaten aber nur eine minimale Erhöhung gegeben habe. „Sie liegt insgesamt bei einem Prozent, was für Radio Bremen Mehreinnahmen von 400000 Euro bedeutet“, erklärte der Intendant.
Alles in allem steuert der Sender in Richtung Konsolidierung. Unterstützt werden sollte dieser Kurs ursprünglich mit einer tariflichen Null-Runde für die rund 400 Festangestellten und freien Mitarbeiter von Radio Bremen. Doch dieses Ansinnen der Direktion ist nach ersten Verhandlungen mit den Gewerkschaften vom Tisch. „Die Nullrunde steht nicht mehr“, sagte Metzger, „wir verhandeln jetzt über Prozente.“
Absicht des Senders sei gewesen, über ein Moratorium bei den Gehaltserhöhungen ein Modell für Altersteilzeitregelungen zu finanzieren. Radio Bremen möchte sich nach eigenen Angaben auf diesem Weg von rund 40 der heute noch 219 Festangestellten trennen. Dieser Plan ist nicht aufgegangen.
Die Gewerkschaften fordern eine Tariferhöhung, die sich an den Durchschnitt in der ARD anlehnt. Metzger hält dagegen: „Unsere Mitarbeiter sind sicher beschäftigt und gut bezahlt. Alles, was wir mehr zahlen, geht zu Lasten des Programms.“
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