Sozialprojekt auf Lucie-Flechtmann-Platz Beirat bezahlt Unterstand für Trinkerszene

In der Neustadt sollen Trinker auf dem Lucie-Flechtmann-Platz einen mobilen Unterstand bekommen. Die Standortfrage bleibt der Knackpunkt – und zunächst ungeklärt.
01.12.2018, 21:51 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Beirat bezahlt Unterstand für Trinkerszene
Von Karin Mörtel

Der Neustädter Beirat hat einen mobilen Unterstand für die Trinkerszene am Lucie-Flechtmann-Platz bewilligt. Der Sozialausschuss beschloss Ende vergangener Woche einstimmig, die dafür von der Inneren Mission beantragten knapp 4000 Euro Globalmittel freizugeben.

„Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir als Beirat aus eigener Kraft etwas Positives anstoßen können“, sagte Ausschusssprecher Rainer Müller (SPD) in Anspielung auf eine Streetworkerin, die 2017 für ein halbes Jahr finanziert vom Beirat den ersten Kontakt zur Trinkerszene auf dem Lucie-Flechtmann-Platz gesucht hatte. Zuvor war es dort immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Alkoholkranken sowie auch zu Zwischenfällen mit den ehrenamtlichen Stadtgärtnern der Initiative „Ab geht die Lucie“ gekommen.

Ziel des nun beschlossenen Unterstandes ist es, die Situation dauerhaft zu befrieden und der Szene einen betreuten Ort zuzuweisen, den sie mitgestalten kann. Um Konflikte zu reduzieren, werden Spielregeln vereinbart. „Dazu gehört sicherlich, dass Drogen verboten sein werden“, erklärt Streetworker Christian Claus, der sich seit September um die Szene vor Ort kümmert.

Den Menschen, die sich täglich in unmittelbarer Nähe des Lucie-Flechtmann-Platzes zum Trinken treffen würden, fehle ein sicherer Ort, an dem sie sich ungestört von abschätzigen Blicken zurückziehen können.

Wo genau und ab wann der Unterstand zum ersten Mal erprobt werden soll, bleibt zunächst unklar. Für Januar sind dazu weitere Gespräche vereinbart mit den Stadtgärtnern vom Lucie-Flechtmann-Platz, Beiratsmitgliedern und dem Ordnungsamt.

Eva Kirschenmann vom Verein „Kulturpflanzen“ der Stadtgärtner signalisiert auf Nachfrage, „dass wir weiterhin aufgeschlossen sind, gemeinsam eine gute Lösung zu finden.“ Allerdings sei der Wunsch innerhalb der Initiative groß, „ein Gespräch darüber zu führen, ob ein Unterstand auf dem Platz tatsächlich die beste Idee dazu ist oder ob es nicht andere Möglichkeiten gibt“, so Kirschenmann.

Beiratssprecher Ingo Mose (Grüne) drängte im Zusammenhang mit der Freigabe der Globalmittel für den Unterstand daher darauf, ein Mitbestimmungsrecht des Beirates zur Standortfrage zu bekommen. Außerdem sei Maßgabe, „nichts gegen die Lucie-Initiative zu unternehmen, sondern mit ihr zusammen einen Weg zu finden.“ Es sei andernfalls ein fatales Signal. Mose: „Wir dürfen nicht damit das Lucie-Projekt hintenrum kaputt machen und uns die Initiative zu Gegnern machen.“

Streetworker Claus versicherte, dies ohnehin nur unter Zustimmung der beteiligten Akteure umsetzen zu wollen. „Es wird sich sicherlich auch unter den Anwohnern keiner darum reißen, den Unterstand bei sich stehen zu haben“, räumte Müller ein, stellte aber gleichzeitig klar: „Auch soziale Minderheiten gehören zu unserer Gesellschaft und haben ein Recht darauf, menschenwürdig behandelt zu werden.“

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