Die Babys sind noch nicht da, doch ein Kreißsaal, ein Raum mit Wickeltisch und was das Neugeborene sonst noch braucht, ist schon vorhanden. Sogar ein Brutkasten steht in einer Ecke, mit allen Geräten, die dazu gehören. Die Babys, die hier künftig versorgt werden, befinden sich allerdings noch auf dem Postweg: Die Puppen sind Bestandteil des Skills- und Simulationszentrum der Hochschule Bremen. Hier sollen die Studierenden des Studiengangs Pflege in realitätsnahem Umfeld praktische Anteile ihrer Ausbildung absolvieren.
Doch nicht nur für Studierende möchte die Hochschule Bremen ihre Übungsräume öffnen. Ebenfalls Auszubildende in der Pflege sollen in Kooperationsprojekten von der hochwertigen Ausstattung profitieren. Neben dem Kreißsaal gibt es ein Pflegezimmer wie im Seniorenheim, ein Krankenhauszimmer, ein Dienstzimmer, Simulationspuppen und mehr. Schauspieler werden zusätzlich in dem im Januar eröffneten Gesundheitszentrum die Rolle der Patienten übernehmen.
50 Träger in zwei Jahren vereint
Diese Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Ausbildungsberuf zog am Montag Besuch aus Berlin nach Bremen. Sabine Weiss (CDU), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, überzeugte sich vor Ort von der guten Kooperation von Theorie und Praxis. Rund 50 Akteure in der Pflege haben sich Ende 2018 im Verein Weserbildungsverbund Gesundheit und Pflege zusammengeschlossen. Neben der Hochschule Bremen sind unter anderem die Bremer Heimstiftung, Krankenhäuser, Pflegeschulen, Altenhilfeträger und ambulante Pflegedienste dabei. „Das ist eine beeindruckende Vorstellung, was ich heute hier gehört habe“, erklärte Sabine Weiss nach einem Austausch zwischen Experten. „Sie haben in zwei Jahren über 50 Träger vereint.“
Der Gesetzgeber habe die Rahmenbedingungen für eine durchlässige Ausbildung geschaffen, führte Sabine Weiss im Pressegespräch aus. Seit Anfang 2020 ist die generalistische Pflegeausbildung vorgeschrieben: Ein gemeinsamer Ausbildungsgang für die Alten-, Kranken- und Kinderpflege. „Es ist hier ausgesprochen gut gelungen, eine gemeinsame Lehr- und Lernsituation von Studierenden und Auszubildenden herzustellen“, lobte die Staatssekretärin das Bremer Modell. „Es ist genau das, was wir uns als Gesetzgeber vorgestellt haben.“
Bei dem Experten-Treffen ging es auch ums Geld. „Im Moment finanziert vor allem die Wissenschaft die Projekte“, sagte Wissenschaftssenatorin Claudia Schillling. Die Einrichtung des Skills- und Simulationszentrums habe rund anderthalb Millionen Euro gekostet. Schilling richtete einen Appell an Berlin, die Bremer Projekte auch finanziell zu unterstützen.
Es gebe einen bundesweiten Innovationsfonds für Gesundheit, berichtete die Bremer Bundestagsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther (Grüne): „Die Ideen sind so gut, dass sie förderfähig sein.“ Es sei durchaus möglich, Bundesgelder dafür nach Bremen zu holen. Noch engagiert sich laut Angela Sallermann vor allem die Bremer Heimstiftung für den Weserbildungsverbund Gesundheit und Pflege. Die stellvertretende Vorsitzende des Vereins betonte: „Wir brauchen eine solide, sichere Finanzierung.“ Die Pflege-Fachschulen könnten sich Schulungsräume wie die der Hochschule Bremen nicht leisten. „Es wäre schön, auch so etwas zu haben.“