Ostertor. Er ist Journalist, Autor, Radiomoderator, Schauspieler, Regisseur, Entertainer und demnächst Direktor und künstlerischer Leiter des Packhaustheaters - Dirk Böhling war zu Gast beim Treffen der Theaterfreunde vom Nordwestradio gegenüber.
"Mein Freund Harvey ist das erfolgreichste Stück in dieser Saison am Theater Bremen. Warum ist es so beliebt?" fragte der Moderator Hans Dieter Heimendahl den Regisseur. Ein Grund dafür sei der bekannte Stoff, meint Böhling. "Viele kennen ihn aus dem Fernsehen und aus dem Kino." Komödien könne man außerdem nicht nur spielen, wenn es den Menschen schlecht gehe, sondern auch, wenn es ihnen gut gehe. "Und gemeinsam im Theater über die gleichen Dinge zu lachen, ist einfach eine schöne menschliche Eigenschaft."
Dirk Böhling, Jahrgang 1964, ist in Plön aufgewachsen. Auf Drängen seiner Eltern sei er zur Bundeswehr gegangen, erzählte er. Am zweiten Tag seines Kasernenlebens auf Sylt sei er dem Seemannschor beigetreten und Solist geworden. "Während die anderen Schießübungen machten oder durch den Dreck gerobbt sind, habe ich im Studio gesungen und Platten aufgenommen oder wir haben in Westerland vor Senioren gesungen. Geschossen habe ich nie." Und später beim U-Boot-Geschwader war er mit dem Chor auf Tournee.
Von 1986 bis 1989 besuchte Böhling die Schauspielschule in Hamburg. Es folgten unter anderem Engagements am Landestheater Detmold und am Stadttheater Bremerhaven. Seit 1988 ist er als Moderator und Autor bei Radiosendern beschäftigt, seit 1995 bei Radio Bremen. Vor elf Jahren brachte er sein erstes eigenes Stück als Autor und Regisseur heraus und trat mit seiner Band auf. Drei Jahre später machte er Fernsehmoderationen für den NDR und für Radio Bremen. 2005/2006 ist er Direktor und künstlerischer Leiter der Komödie Kassel, seit 2007 "fester Regiegast" am Theater Bremen und seit Anfang diesen Jahres Direktor und künstlerischer Leiter des Packhaustheaters.
Was ihm des Öfteren zu schaffen mache, sei gerade seine "Multitalentiertheit", sagte Böhling. "Hätte ich mich auf einen Bereich konzentriert, wäre ich vielleicht sehr viel weiter gekommen, als ich es jetzt bin." Als Grund, warum er sich nicht ganz auf die Schauspielerei konzentriert habe, nennt Böhling Feigheit. "Möglicherweise hätte ich dann irgendwann feststellen müssen, dass ich doch nicht so ein großer Schauspieler bin. Und schließlich ist mein Beruf für mich ja auch Broterwerb."
In der Fragerunde wollte ein Besucher wissen, wie es denn um die Zukunft des Packhaustheaters stehe. "Da bitte ich Sie noch um etwas Geduld", antwortete Böhling. Der Mietvertrag des jetzigen Betreibers der Gastronomie laufe noch, weshalb sich der Umbau verzögere. Eigentlich wollte Böhling im November das erste Stück auf die Bühne bringen. "Jetzt ist es mein Wunsch, Mitte Dezember die erste Premiere aufzuführen. Mit neuem Team, in neuer Konstellation und mit neuem Spielplan." Was den Spielplan betrifft, will Böhling das anbieten, was seiner Meinung nach in Bremen noch fehlt: Theater für Kinder bis sieben Jahre, Krimi und Komödien.
Eine Besucherin bedauerte, dass die Amateurbühnen Union und Phönix nicht in Böhlings Konzept passen. "Wir sind aber zurzeit dabei, ihnen eine neue Spielstätte zu besorgen", sagte Böhling und äußerte sich unmissverständlich: "Theater ist unser Beruf. Und mit Leuten zusammenzuarbeiten, die das als Hobby betreiben, das passt einfach nicht. Doch wo wir helfen können, helfen wir."
Das nächste Treffen der Bremer Theaterfreunde ist am Freitag, 11. März. Ab 20.30 Uhr wird der neue Chordirektor am Theater Bremen, Daniel Mayr, als Gesprächspartner im Brauhauskeller zu Gast sein. Der Eintritt ist frei. Weitere Termine und mehr Informationen zu den Theaterfreunden im Internet unter www.bremertheaterfreunde.de.
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