Bremen. Bürgermeister Jens Böhrnsen hat am Montagnachmittag den Verkauf von Bremens erster eigener Straßenzeitung unterstützt. Gemeinsam mit der obdachlosen Katharina Walden zog er durch die Sögestraße und setzte gleich vier Exemplare der „Zeitschrift der Straße“ ab.
„Diese Zeitung hat nicht nur den Anspruch, interessante Inhalte zu transportieren“, sagte Böhrnsen. „Mit dem Erlös wird auch Menschen geholfen, die sich in einer schwierigen sozialen Lage befinden. Das finde ich klasse.“
In solch einer schwierigen Lebenslage befindet sich die 22-jährige Katharina Walden. Aus persönlichen Gründen musste sie ihre Tischlerlehre aufgeben. Seit mehr als zwei Jahren lebt sie nun schon auf der Straße. Ihre Finanzen bessert die junge Frau mit dem Verkauf der „Zeitschrift der Straße“ auf. Am liebsten bringt sie die Zeitung im Steintor oder an der Post an der Domsheide an den Mann. An sieben Tagen die Woche, durchschnittlich acht Stunden am Tag. Bis zu einhundert Euro kann sie monatlich auf diese Weise zuverdienen. Und die Arbeit macht ihr Spaß. „Ich finde es angenehm: Ich stehe morgens auf, und weiß, dass ich auf jeden Fall etwas machen kann“, sagt die 22-Jährige. Ihr Traum ist es, eines Tages ihre Ausbildung zu beenden.
Auch Kai Lübke verkauft seit Mitte Februar die neue Zeitung, die alle sechs Wochen an der Hochschule Bremerhaven und der Hochschule für Künste entsteht. „Es ist ein Vorteil, dass es eine reine Bremer Zeitung ist“, sagt er. Mit seinen bisherigen Verkäufen ist Lübke zufrieden. „Am Anfang waren sie sehr gut, jetzt sind sie ein wenig eingeschlafen. Aber insgesamt ist das schon in Ordnung.“
Von jedem abgesetzten Exemplar bekommen die Verkäufer einen Euro. Sie können die „Zeitschrift der Straße“ für ebenfalls einen Euro einkaufen und geben sie dann für zwei Euro an die Bremer weiter. Derzeit wird die Zeitung mit einer Auflage von 14.000 für Bremen und Bremerhaven gedruckt, 44 obdachlose Menschen verkaufen die Zeitung. „Wir möchten aber gerne noch mehr aquirieren“, sagt Bertold Reetz, Bereichsleiter der Wohnungslosenhilfe bei der Inneren Mission, dem Träger der „Zeitschrift der Straße“. Doch gerade die Älteren hätten Probleme damit, offen auf Passanten zuzugehen.
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