Die von Rot-Grün beabsichtigte Schließung des Spicariums stößt in Bremen-Nord nicht nur beim Beirat auf Unverständnis. Inzwischen wird die Liste der Kritiker immer länger. Jetzt haben sich auch der Wirtschaftsrat Bremen-Nord und das Vegesack Marketing gegen die Pläne ausgesprochen, die maritime Dauerausstellung zu beenden. Die Fraktion der Linkspartei sieht in der Spicariums-Schließung gar den Beleg dafür, dass Bremen-Nord zu den Verlierern des neuen Senats gehört.
„Das Spicarium soll geschlossen werden. Der Kauf der Grohner Düne durch die Gewoba wird nicht aktiv angestrebt, allenfalls sollen Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Den einst von Böhrnsen versprochenen Sonderbeauftragten für Bremen-Nord wird es nicht geben“, listet Claudia Bernhard, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, die Ergebnisse der Koalitionsberatungen aus Nordbremer Sicht auf.
Ihre Fraktion fordert stattdessen unter anderem ein Sonderprogramm für einen gesundheitswirtschaftlichen Schwerpunkt Bremen-Nords, ein Programm zur Revitalisierung des Hafens, eine Umsetzung des Freizeit- und Naherholungskonzepts und nicht zuletzt Maßnahmen zur sozialen Stabilisierung der Grohner Düne. Stattdessen werde der Norden jedoch mit vagen Aussichten auf nicht näher definierte „ressortübergreifende Senatskonzepte“ abgespeist. Claudia Bernhard: „Das ist die bekannte Umschreibung von: Da kommt nichts mehr.“
Die „spezifischen Strukturprobleme des Stadtbezirks“ seien im Koalitionsvertrag nicht ausreichend berücksichtigt, meint auch der Wirtschafts- und Strukturrat Bremen-Nord (WIR). Die drohende Schließung des Spicariums sei in diesem Zusammenhang symptomatisch für den Vertrag. Der Wirtschaftsrat betont, dass im Konzept für Freizeit und Naherholung noch vorgeschlagen wird, das Spicarium zu einem von drei Welcome-Servicepunkten für Besucher auszugestalten. Die Koalitionäre hätten sich offensichtlich nicht ausreichend mit der konkreten Situation des Bezirks befasst, urteilt der Wirtschaftsrat.
Einen unverzichtbaren Baustein der Maritimen Meile nennt der Verein Vegesack Marketing das Spicarium. Vor dem Hintergrund, dass mit dem geschlossenen Schaufenster Bootsbau „ein wichtiger Baustein bereits fehlt“, reagiert der Verein mit Unverständnis auf die angekündigte Schließung. „Auch bei der Bremer Touristik Zentrale ist das Spicarium eine feste Größe im Bremen-Nord-Portfolio.“ Die Einrichtung spreche mit ihrer spannenden Aufbereitung maritimer Lebenswelten und dem Mitmach-Konzept Menschen aller Altersklassen an.
Bereits in der vergangenen Woche hatte unter anderem der MTV Nautilus sein Unverständnis geäußert. Die Vegesacker SPD hat außerdem, wie berichtet, angekündigt, dass sie den Koalitionsvertrag in seiner jetzigen Fassung nicht mittragen werde. Sie hat zwei Nachbesserungen gefordert: Zum einen müsse der Beschluss zur Schließung des Spicariums zurückgenommen werden, zum anderen ein Senatsbeauftragter für Bremen-Nord eingesetzt werden, wie von Jens Böhrnsen versprochen.
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