Corona, Grippe und Erkältungen: Eine anhaltende Krankheitswelle verschärft bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) bestehende Probleme. Als Folge daraus schränkt die BSAG ihren Fahrplan vom 9. Januar an weiter ein. Die Zahl der einsatzfähigen Fahrerinnen und Fahrer sei in den vergangenen Tagen noch einmal gesunken. Der Krankenstand liege innerhalb dieser Gruppe im zweistelligen Prozentbereich, erklärt BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer auf Nachfrage. Man habe intern alle Reserven ausgeschöpft, müsse den Fahrplan aber dennoch anpassen. Trotz dünnerer Takte auf einigen Linien werden alle regulären Linien weiterhin bedient.
Die Veränderungen betreffen Fahrten von montags bis freitags und – mit einer Ausnahme – nur Linien in Bremen-Stadt. Zum Beispiel entfallen die morgendlichen Fahrten der Linie 8E zwischen Roland-Center und Innenstadt. Die Linien 22, 26, 27 und 37 fahren – wie bereits abends – nun auch tagsüber im 20-Minuten-Takt. Am Wochenende und im Nachtverkehr bleibt das Angebot der BSAG unverändert. Zusatzfahrten, beispielsweise die E-Wagen im Schulverkehr, werden ebenfalls nicht verändert. Der neue Fahrplan wird schnellstmöglich an den Haltestellen ausgehängt. Dies könne jedoch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Alle Fahrten sind spätestens zwei Stunden vor Fahrtbeginn in der digitalen Auskunft unter www.bsag.de verfügbar.
Die BSAG geht nach eigener Aussage nicht davon aus, dass sich die Personalsituation in den nächsten beiden Wochen entspannen wird. Auch, um die Fahrgäste über Weihnachten und zwischen den Jahren nicht mit einem neuen Fahrplan zu überraschen, habe man sich für eine frühzeitige Ankündigung entschieden, so Meyer. Das Unternehmen schränkt sein Angebot damit bereits zum zweiten Mal in Folge ein: Ende August hatte die BSAG die Taktungen auf einigen Linien verschlechtert – damals wurden die Auswirkungen der Corona-Pandemie als Grund genannt. Mit der neuerlichen Einschränkung rückt das eigentliche Ziel, die Taktverdichtung, in weite Ferne. Eigentlich hätten die Linien 1, 4, 6, 24, 25, 26 und 27 schon seit September in einer engeren Taktung fahren sollen – dieser Ausbau wurde aber aufgrund der angespannten Personallage bereits zweimal verschoben.
Zuletzt hatte die BSAG den April 2023 als Termin für eine Angebotsverbesserung in Aussicht gestellt. Davon abrücken will das Unternehmen laut Meyer noch nicht, "aber auf die Erweiterung wetten würde auch keiner". Man beschäftige sich mit verschiedenen Szenarien. Das wichtigste Ziel sei es, zum regulären Fahrplan zurückzukehren. Eine Situation wie die jetzige habe er in 20 Jahren noch nicht erlebt, sagt der Unternehmenssprecher. Die BSAG habe noch Fahrzeuge in der Reserve, die aber niemand fahren könne. "Das kenne ich nur umgekehrt", sagt Meyer. Eine Lösung sei nicht in Sicht: "Alles, worauf wir Einfluss nehmen können, haben wir ausgeschöpft."
Kritik an der neuerlichen Angebotsverschlechterung kommt von der CDU, die insbesondere Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) in der Verantwortung sieht. "Eine Erhöhung der Takte und einen Ausbau der Angebote nimmt man diesem Senat schon lange nicht mehr ab", sagt Hartmut Bodeit, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Durch die Einschränkung des Fahrplans würden auch zukünftige ÖPNV-Nutzer abgeschreckt. Der Senat habe es versäumt, "eine Ausbildungsoffensive für mehr Fahrpersonal bei den kommunalen Verkehrsbetrieben zu starten", so Bodeit.
Die Veränderungen in der Übersicht
- Die Straßenbahnlinie 1 und 6 fahren tagsüber alle zehn Minuten.
- In der Hauptverkehrszeit entfällt die Linie 4S. Stattdessen ist ein 7,5-Minuten-Takt der Linie 4 zwischen Arsten und Borgfeld geplant. Jede zweite Bahn fährt bis Lilienthal, sodass dort in der Hauptverkehrszeit ein 15-Minuten-Takt gefahren wird.
- Die Linien 5 und 5S fahren montags bis freitags ab 9 Uhr im 30-Minuten-Takt.
- Die morgendlichen Fahrten der Linie 8E zwischen Roland-Center und Innenstadt entfallen.
- Die Linien 22, 26, 27 und 37 fahren – wie bereits abends – nun auch tagsüber im 20-Minuten-Takt.
- Die Linien 24 und 25 fahren jeweils im 10-Minuten-Takt.
- Die Linie 28 fährt ab 10 Uhr im 30-Minuten-Takt.
- Die Linien 33 und 34 fahren jeweils im 30-Minuten-Takt.
- Die Linie 95 in Bremen-Nord wird auch zu den Hauptverkehrszeiten am Morgen und am Nachmittag nur zwischen Bahnhof Vegesack und Betriebshof Blumenthal im 15-Minuten-Takt angeboten. Die Fahrten der Linie 95 ab/bis Neuenkirchener Weg werden weiterhin angeboten.