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Serie: Wohnen im Wandel der Zeit (3) Bremer Wohngeschichte in Bildern
Von den Trümmerfeldern des Bremer Westens zur Überseestadt: Über die Jahrzehnte hinweg hat sich mit dem Bild der Stadt auch das Wohnen stark verändert. Wie und wo die Bremer wohnten, zeigt diese Fotostrecke.
Von Felix Wendler
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Foto: Georg Schmidt
Unmittelbar nach dem Krieg waren große Teile der Stadt zerstört. Viele Familien machten sich auf die Suche nach Notunterkünften oder bauten aus den Trümmern selbst eine vorübergehende Behausung.
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Foto: Georg Schmidt
Größere Familien lebten häufig dicht gedrängt auf engstem Raum zusammen. Trotzdem bemühten sie sich, ein Stück weit zur Normalität zurückzufinden.
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Foto: Georg Schmidt
Nach dem Kriegsende war Rationalität das entscheidende Stichwort. Wie kann man den begrenzten Platz möglichst gut ausnutzen? Wie das spärlich verfügbare Essen am besten aufteilen?
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Foto: Georg Schmidt
Dieser Vater und sein Sohn fanden Unterschlupf im eigenen Keller. Das Haus über ihnen war mehrfach zerbombt worden, ausgebrannt und eingestürzt. Die Ruine wurde zum Wohn- und Spielzimmer gleichermaßen.
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Foto: Georg Schmidt
Ein Dach über dem Kopf und möglichst wenig Angriffsfläche für Wind und Kälte – die Ansprüche an die eigenen vier Wände waren bescheiden. Während sich im Sommer das Leben nach Draußen verlagerte, trieb der Winter die Menschen in ihre engen Unterkünfte zurück.
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Foto: Georg Schmidt
Hochbetten schufen Platz für die Kinder. Noch Jahre nach dem Krieg war es keine Selbstverständlichkeit, ein Bett für sich alleine zu haben.
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Foto: Rosemarie Fleischer / Rospek
Auch zu Beginn der 1950er-Jahre herrschte in Bremen noch massive Wohnungsnot. Viele Menschen mussten in zerstörten Gebäuden hausen. Diese Mutter, ihr Mann und zwei Kinder berichteten 1951 von unerträglichen Zuständen in einem ehemaligen Flakstand, der ihnen als Behelfswohnung diente.
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Foto: Kulturhaus Walle Brodelpott
Eine besondere Form der Behelfsunterkunft war das Kaisenhaus. Hunderte dieser kleinen Häuser entstanden nach Kriegsende in den Bremer Parzellengebieten. Zeitweise wohnte jeder sechste Bremer in einer solchen Behausung. Wie das Haus zu seinem Namen kam, und warum es später für einen jahrzehntelangen Streit sorgte, zeigt dieser Beitrag.
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Foto: Gewoba
Alles neu auch für die Gewoba: Da der einstige Firmensitz im Krieg zerstört wurde, agierte das Unternehmen nach dem Krieg für zwei Jahrzehnte aus einer Doppelgarage in der Gerhardtstraße heraus.
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Foto: Georg Schmidt
Während der Firmensitz bescheidener kaum sein konnte, waren die Herausforderungen des Wiederaufbaus umso größer. Insbesondere der Bremer Westen war schwer getroffen. In der Nacht vom 18. auf den 19. August 1944 hatten britische Flieger hier über 120 000 Bomben abgeworfen, ganze Straßenzüge waren vollständig zerstört worden.
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Foto: Gewoba
Am 8. Mai 1953 begann die Gewoba offiziell mit dem Wiederaufbau des Bremer Westens. 1000 neue Wohnungen sollten dort entstehen.
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Foto: Claus Schwenk
Priorität genossen in der Regel andere Dinge. Trotzdem begannen die Möbelfabriken wieder zu produzieren. Hier zu sehen: Inneneinrichtung aus dem Jahr 1950, gezeigt in einer Ausstellung vom Möbelbauer Gustav Panhorst aus Hemelingen. Das Gebäude hatte er erst kurz zuvor wieder aufgebaut.
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Foto: Georg Schmidt
Bis heute werden die 1950er-Jahre auch als Nierentisch-Zeitalter bezeichnet. Charakteristisch sind die drei Beine und die Mosaikoberfläche. Auch Ohrensessel waren beliebt, ebenso wie Tulpenlampen. Übrigens: Der Nierentisch feierte 60 Jahre später sein Comeback und erzielte plötzlich wieder hohe Preise auf Flohmärkten.
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Foto: Veronika Landau
Ein bisschen Normalität zum Weihnachtsfest: Diese Bremer Familie hatte Glück, wohnte im Jahr 1951 verhältnismäßig komfortabel. Zu sehen sind von links nach rechts: Veronika, Marta, Waltraut und Helmut Landau.
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Foto: Georg Schmidt
Die Herausforderung des Wiederaufbaus unterlag seiner Leitung: Bürgermeister Wilhelm Kaisen (SPD). Im Jahr 1952 erhielt Kaisen prominenten Hausbesuch vom Bundespräsidenten Theodor Heuss (FDP). Kaisen führte Heuss durch sein Siedlungshaus in Borgfeld und zeigte ihm seinen Viehbestand: zwei Milchkühe, einen Ochsen und ein Kalb.
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Foto: Georg Schmidt
Kaisen selbst lebte recht bescheiden, galt als Anpacker. Im Gespräch mit Heuss standen Themen auf dem Plan, die Deutschland und Bremen gleichermaßen prägten. Eines davon: die große Wohnungsnot. Die ursprüngliche Prognose, diese bis 1955 in Bremen beseitigen zu können, erwies sich schnell als zu optimistisch. Es fehlte Wohnraum für 25 000 Bremer.
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Foto: Werner Krys
Großbauprojekte sollten Abhilfe schaffen: Die Gartenstadt Vahr war Mitte der 1950er-Jahre die erste große Bremer Wohnsiedlung, die auf der „grünen Wiese“ entstand. Die Idee des modernen Wohnens sollte hier konsequenter als im Bremer Westen umgesetzt werden.
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Foto: WESER-KURIER-Archiv
Auch zwölf Jahre nach Kriegsende, als die ersten Großbauprojekte bereits umgesetzt waren, lebten einige Familien noch in Behelfsunterkünften. Einige von ihnen hatten sich mittlerweile so gut eingerichtet, dass sie dauerhaft bleiben wollten. „Wir leben billig und zufrieden", argumentierten zum Beispiel die Bewohner einer Baracken-Siedlung in Neuenkirchen.
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Foto: Otto Lohrisch-Achilles
Für die Massen allerdings brauchte es bezahlbaren Wohnraum in großer Menge. 1957 widmeten sich auch Studenten der Kunstschule am Wandrahm dem Thema. Am Reißbrett entwarfen sie Modelle für den sozialen Wohnungsbau in Bremen.
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Foto: Otto Lohrisch-Achilles
Am 9. Mai 1957 legte Bürgermeister Kaisen den Grundstein für die Neue Vahr. 10 000 Wohnungen für rund 40 000 Menschen sollten hier innerhalb der nächsten vier Jahre entstehen – die damals größte deutsche Wohnsiedlung. Grundlage war ein "Gesetz zur Behebung der Wohnungsnot im Lande Bremen", das die Bürgerschaft kurz zuvor verabschiedet hatte.
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Foto: DPA
Besonderen Einfluss auf das Bild der Vahr hatte der finnische Star-Architekt Alvar Aalto. Nach seinem Entwurf errichtete die Neue Heimat (heute Gewoba) hier zwischen 1959 und 1961 das Aalto-Hochhaus.
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Foto: Klaus Sander
Die 22 Stockwerke ragen 65 Meter in die Höhe. Bis in die 1970er-Jahre war das Gebäude damit das höchste Wohnhochhaus in Deutschland. Prägnant für den Bau sind die auf jeder Etage verschiedenen Grundrisse der Wohnungen. Bis heute gilt das Aalto-Hochhaus als Wahrzeichen des Stadtteils und steht unter Denkmalschutz.
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Foto: Gewoba
Ein Wohnzimmer aus der Anfangszeit des Aalto-Hochhauses. Die 189 Wohnungen sind jeweils zwischen 35 und 60 Quadratmeter groß. Aalto wollte mit Gemeinschaftsräumen und großen Fluren die Kommunikation zwischen den Bewohnern bestärken. Gleichzeitig ist der Aufbau so angeordnet, dass niemand seinem Nachbarn in die Wohnung sehen kann - ein Zugeständnis der Privatsphäre, die vielen Menschen im und nach dem Krieg gefehlt hatte.
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Foto: Gewoba
Fertig installierte Küchenzeilen prägten die Wohnungen im Aalto-Hochhaus. Sie boten ausreichend Platz für Alleinstehende und kleine Familien, die dort hauptsächlich wohnten. Die soziale Struktur war zu Beginn sehr durchmischt, veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte aber stark. Geblieben ist ein besonderes Flair in Bremens bekanntestem Hochhaus, wie WESER-KURIER-Reporter Jürgen Hinrichs im Langzeitversuch gezeigt hat.
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Foto: Leonhard Kull
Die Bauvorhaben der späten 1950er-Jahre richteten sich in Bremen nicht nur in die Höhe. Zwar dominierten flächensparende Wohnkonzepte wie in der Vahr die Stadtplanung, dennoch entstanden auch viele Einfamilienhäuser. Im "Gesetz zur Behebung der Wohnungsnot im Lande Bremen" von 1956 war für die kommenden vier Jahre der Bau von 3000 Eigenheimen vorgesehen.
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Foto: Heuer
Mit der wirtschaftlichen Erholung in den 1960er-Jahren normalisierte sich die Wohnsituation für viele Bremer und Bremerinnen. Bei der Einrichtung gab es wieder mehr Gestaltungsmöglichkeiten, das Wohnzimmer gewann als Ort der Repräsentation an Bedeutung. Hier verbrachte man die Abende zusammen, empfing Freunde und Verwandte, feierte.
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Foto: Jochen Stoss
Bei allem Fortschritt lebten auch in den 1960er-Jahren manche Bremer in prekären Verhältnissen. "Schlichtwohnungsbau" oder "Elendsquartier" - es kursierten verschiedene Bezeichnungen für die Barackenwelt in der Farger Lagerstraße. Fließendes Wasser gab es in den kleinen Zimmern nicht, weil "solche Mieter zur Demontage von Installationen neigen", schrieb der WESER-KURIER am 16. Oktober 1968.
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Foto: Klaus Sander
Die großen Bauvorhaben brachten auch Spekulanten auf den Plan. 1969 deckte der WESER-KURIER-Redakteur Ulrich Manz dubiose Machenschaften beim Ankauf von Bauland-Grundstücken im Hollerland auf. In Folge des Baulandskandals verloren der SPD-Fraktionsvorsitzende Richard Boljahn (links im Bild) und Bausenator Wilhelm Blase (SPD) ihre Ämter.
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Foto: Titus E. Czerski
Der rasant fortschreitende Wohnungsbau blieb davon allerdings größtenteils unberührt. Die Bevölkerungszahl werde massiv ansteigen – so die Prognose Ende der 1960er-Jahre in Bremen. Um dem gerecht zu werden, sollten im Bremer Osten neue Wohnungen entstehen. 4000 davon wollte der Stadtplaner Gerhard Dittrich in der neuen Wohnsiedlung Osterholz-Tenever bauen lassen. Sein Motto: "Urbanität durch Dichte".
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Foto: Frank Thomas Koch
Das Projekt sollte als Misserfolg in die Bremer Baugeschichte eingehen. Schon 1973 korrigierte der Senat das ausufernde Konzept auf 2700 Wohnungen. Das Scheitern war damit nicht aufzuhalten. Der Bevölkerungswachstum blieb aus, immer mehr Wohnungen standen leer, wurden zum Spekulationsobjekt. 2004 begann der Abriss von einem Drittel der Wohnblöcke und die Sanierung von mehr als 600 Wohnungen.
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Foto: Jochen Stoss
Ähnliche Trabantenstädte entstanden bis in die 1970er-Jahre auch andernorts in Bremen. Hier zu sehen: der neu geschaffene Ortsteil Kattenturm mit dem Einkaufszentrum Arster Feld. Großwohnsiedlungen dieser Art wurden zum Beispiel auch in Huchting oder Grohn in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft. Ab Mitte der 1970er-Jahre verlor diese Form des Wohnungsbaus dann an Bedeutung.
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Foto: WESER-KURIER-Archiv
Mammutprojekte blieben aus, aber Debatten um Bauvorhaben gab es auch an anderer Stelle immer wieder – wenngleich in diesem Fall hauptsächlich aus ästhetischen Gründen. Ende der 1970er-Jahre beklagte sich der damalige Landesdenkmalpfleger Hans-Christoph Hoffmann über eine wachsenden Anzahl von Hausbesitzern, die ihr Bremer Haus nicht stilgerecht renovieren würden.
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Foto: WESER-KURIER-Archiv
Sorgten zunächst falsch renovierte Fenster für Ärger, waren es ein paar Jahre später komplette Fassaden. Die Gruppe Wohnumwelt Bremen beklagte, dass etwa 1000 Bremer Häuser kaum noch als solche erkennbar seien. Hier gegenübergestellt: das Original (rechts) und die sanierte Version.
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Foto: Klaus Sander
Schöne Fassaden suchte auch die Jury beim Häuser-Schönheitswettbewerb im Blockland. Das Gewinnerhaus des Jahres 1980 konnte mit einem restaurierten Reetdach überzeugen.
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Foto: Albrecht-Joachim Bahr
In den 1980er-Jahren bevorzugten die Stadtplaner eher kleinere Wohnkomplexe, wie das 1985 eingeweihte Fährquartier in Vegesack (hier im Jahr 2008). Vorausgegangen war eine lange Planungsphase. Ursprünglich war auch dieses Projekt als hochgeschossiger Bau, ähnlich der Grohner Düne, angedacht.
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Foto: WESER-KURIER-Archiv
Auch die Inneneinrichtung entwickelte sich weiter – über Geschmack lässt sich dabei bekanntlich streiten. Diese Stühle zeigte der Bremer Restaurator Hans-Georg Thiessen 1987 im Rahmen einer Ausstellung.
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Foto: Jochen Stoss
Einen besonderen Stil pflegte auch der Bremer Hobby-Architekt Günther Werner. Nach japanischem Vorbild entwarf er 1988 sein eigenes Haus, das der WESER-KURIER als "wohl verrücktesten Neubau Bremens" bezeichnete.
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Foto: Hans-Henning Hasselberg
Dachbegrünung liegt heute im Trend. Der Bremer Ekkehard Kijewski war schon 1989 auf diese Idee gekommen und hatte sein Haus in der Braunschweiger Straße zur Wiese umfunktioniert.
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Foto: Rosemarie Rospek
Ein Großprojekt der 1990er-Jahre: die Wiederherstellung des im Krieg zerstörten Teerhofs. Zwischen Alt- und Neustadt entstanden hier Wohngebäude aus Backstein, die an die Architektur der Packhäuser erinnern sollten.
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Foto: Jochen Stoss
An anderen Stellen wurde immer wieder nachgebessert: Den Wunsch nach einem eigenen Außenbereich bekamen einige Mieter in der Kirchbachstraße 1991 nachträglich erfüllt. Ein elf Meter hohes Gestell an der hinteren Hauswand schuf auf zwei Stockwerken die lang ersehnten Balkone.
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Foto: Anita Meyer
Ein Bild aus den frühen 1990er-Jahren: Der Stil der Inneneinrichtung hatte sich weiter verändert – und war doch Geschmackssache geblieben.
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Foto: Werner Konowalczyk
Ein Möbel-Trend machte die Runde: das Wasserbett. Als gesundheitsfördernd beworben, war es ab 1990 auch in vielen Bremer Möbelgeschäften – hier in Vegesack – zu finden.
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Foto: Frank Thomas Koch
Wann wird die Geschichte des Wohnens und Bauens zur Gegenwart? Ein möglicher Übergangspunkt: der Beginn des Projekts Überseestadt, hier noch als Modell zu sehen. Um die Jahrtausendwende reiften die Pläne für eines der größten Stadtentwicklungsvorhaben Europas, das Bremen nachhaltig verändert hat.
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