Der Artikel wurde zur Merkliste hinzugefügt. Die Merkliste finden Sie oben links auf der Seite.
Impressionen Schloss Etelsen: Eine Perle steht leer
Zum Jahreswechsel endete in Etelsen „eine Erfolgsgeschichte“, wie Landrat Peter Bohlmann die Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und dem Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) bezeichnet hat. 37 Jahre lang hatte das BNW das Etelser Schloss als Seminar- und Bildungsstätte mit Tagungshotel betrieben. Bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie war das Bildungswerk aber zu dem Schluss gekommen, dass ein kostendeckender Betrieb des denkmalgeschützten Gebäudes zukünftig nicht weiter zu realisieren sein wird und hatte daher den Vertrag gekündigt. Vor der Corona-Zeit hatte das BNW dort jährlich etwa 300 Veranstaltungen mit einer Dauer von ein bis fünf Tagen durchgeführt.
Wie das Schloss vom Landkreis nun zukünftig genutzt wird, darüber gibt es noch keinen finalen Beschluss. Auf Nachfrage heißt es von Landrat Bohlmann aber, dass derzeit Verhandlungen über eine Nachnutzung laufen. So gebe es Gespräche mit einer Interessentin, die im Kern das Konzept des BNW fortsetzen möchte. Wer einen Blick ins Innere wirft, der könnte ohnehin meinen, dass nur auf die nächsten Hotelgäste gewartet wird. Denn die Zimmer sind soweit bezugsfertig, im Speisesaal sind die Tische zu kleinen Sitzgruppen geschoben und auf dem Tresen der Rezeption steht sogar noch eine Schüssel mit Süßigkeiten.
Wirklich beeindruckend sind in dem Schloss aber weniger die Möbel des Hotelerie- und Tagungsbetriebes, sondern all die architektonischen Besonderheiten wie pompöser Stuck oder Decken- und Wandmalereien, die aus den Zeiten der Errichtung erhalten geblieben sind. Ende des 19. Jahrhunderts war das Schloss von den adeligen Brüdern von Heimbruch im Renaissancestil erbaut worden. Kurz darauf kam es in den Besitz der schleswig-holsteinischen Familie zu Reventlow. Graf Christian zu Reventlow wohnte dort mit seiner Familie bis zu seinem Tode 1922.
Es folgte eine „wechselvolle Geschichte“, wie es der Landkreis Verden bezeichnet. Während des Zweiten Weltkrieges diente das Schloss als SA-Gruppenschule, danach kurzzeitig als britisches Lazarett und dann für einige Jahre als Krankenhaus. Es folgte die denkwürdige Zeit, in der das Schlossgelände als Tierpark genutzt wurde, bevor das Anwesen kurzzeitig auch mal ein Spielcasino beheimatete. Seit 1978 steht es unter Denkmalschutz. Der Landkreis kaufte das Etelser Schloss Anfang der 1980er Jahre und sanierte das inzwischen stark heruntergekommene Gebäude von Grund auf. Das Ergebnis kann sich auch heute noch wahrlich sehen lassen.
Von Marius Merle
1 / 16
Foto: Björn Hake
Das in warmen Farben gehaltene Treppenhaus: Der Himmel symbolisiert die Toskana und die Wandmalerei stammt aus Pompeius.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Das frühere Schlafzimmer des Grafen enthält eine Besonderheit. Die Türen sind nur eine Attrappe, damit das Schloss größer wirkt.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Diese Vase bietet eine Anekdote: Eines Tages kam eine ältere Frau ganz verschämt mit einer Plastiktüte in das Schloss und gestand, dass sie die Vase 1945 entwendet habe. Jetzt aufgrund ihres Alters, wolle sie ihr Gewissen entlasten und die Vase zurückgeben.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Die Halle in der obersten Etage.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Das Hotelzimmer 19 fungierte zu Zeiten der Krankenhausnutzung als Kreißsaal.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Die Bibliothek des Hauses.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Der Damensalon: Helle Farben, Säulen und früher voller Palmen und Oliander. Schwere Eichenmöbel luden zum Verweilen ein. Später war es der Operationssaal des Krankenhauses.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Im "Schloßkeller" ist eine Bar untergebracht.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Einer der zwei Speisesäle des Hauses.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Blickfang: In der Bibliothek zieren kleine Gnome, die Musizieren, Lesen und trinken, den Stuck.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Derzeit unbesetzt ist die Rezeption des Schlosses. Beim Landkreis hofft man, dass sich das wieder ändert.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Die Bodenfliesen von Villeroy und Boch aus 1880 befinden sich im besten Zustand.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Im ganzen Schloss gibt es nur noch drei originale Eichentüren.
1 / 16
Foto: Björn Hake
Im Festsaal tragen 16 Kinderfiguren das große Gewölbe. Alle sind in italienischen Renaissance-Kostümen gekleidet, für ein Schloss in Norddeutschland sicherlich ungewöhnlich.
Liebe Leserinnen, liebe Leser. Das Erfassen von Kommentaren ist nur Montag bis Freitag zwischen 7 und 21 Uhr möglich.
Hinweis: Aufgrund der Corona-Krise erreichen uns aktuell sehr viele Fragen unserer Leserinnen und Leser. Um diese bearbeiten zu können, steht die Kommentarfunktion aktuell an Wochenenden nicht zur Verfügung. Sie können uns aber Feedback auf unseren Kanälen bei Facebook und Twitter oder per E-Mail hinterlassen.
Community-Regeln.
Bitte melden Sie sich an, um den Kommentarbereich zu nutzen.