
Bremen. Mit Befremden und Verärgerung haben der Senator für Kultur, Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD), und Dirk Bauer, Betriebsrat des Theaters, auf Äußerungen in einem Interview reagiert, das der ehemalige Intendant des Bremer Theaters, Hans-Joachim Frey, dem WESER-KURIER gegeben hat.
Frey sagt darin, dass er sich nie auf die Zahlen, die ihm zur Verfügung gestanden hätten, habe verlassen können. Und: 'Eigentlich gab es zu keiner Zeit ein funktionierendes Controlling'. Der Grund dafür sei gewesen, dass diverse Stellen im kaufmännischen Bereich nicht besetzt gewesen seien. Hans-Joachim Frey hat das Theater wegen des Defizits von 'Marie Antoinette' freiwillig vorzeitig verlassen.
Kultursenator Böhrnsen sagte, die Aussagen von Frey seien 'bereits mehrfach durch Fakten widerlegt' worden. Dass sich der ehemalige Intendant jetzt 'quasi als Hilfskraft ohne eigenen Verantwortungsbereich darstellt, obwohl er als Generalintendant mit entsprechender Kompetenz und Vergütung eingestellt wurde', findet Böhrnsen überraschend. Freys Äußerungen seien vor dem Hintergrund der schwierigen Lage der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters problematisch: Diese würden seit Jahren unter den Bedingungen eines Notlagentarifvertrags Verantwortung für ihr Haus übernehmen.
Dirk Bauer, der auch als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat des Theaters sitzt, hat gestern einen offenen Brief an Frey geschrieben. Darin heißt es unter anderem: 'Sie waren in der Zeit von 2007 bis 2010 Generalintendant und einer von zwei gleichberechtigten Geschäftsführern. Es gab nie eine Trennung zwischen Kunst und Finanzen. Dabei ist es auch völlig unerheblich, wer was wann gewusst oder nicht gewusst hat. Es wäre Ihr Job gewesen, es zu wissen. Erinnern Sie sich an die vielen Gespräche mit dem Betriebsrat und den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat, in denen Sie auf die sich abzeichnenden Probleme aufmerksam gemacht wurden.' Bauer listet in seinem Schreiben mehrere Sitzungen auf, in denen Frey auf finanzielle Risiken hingewiesen worden sein soll.
'Ich wäre froh, wenn Sie sich Ihren eigenen Angelegenheiten zuwenden würden - das Theater Bremen ist - Gott sei Dank - nicht mehr Ihre Angelegenheit', heißt es in dem Brief des Betriebsrats an Frey weiter.