
Bis heute positioniert sie sich in ihren Werken zur aktuellen Politik. So hatte die Autorin bei ihrer Konzertlesung im Überseemuseum nicht nur Auszüge aus ihrem neuen Roman „Mondhitze“ und lateinamerikanische Musik mitgebracht. Vor der Lesung plädierte sie für mehr Menschlichkeit und weniger Hass in der Welt.
Belli wurde 1948 in Nicaragua geboren. In den 1970ern veröffentlichte sie erste erotische Gedichte – ein Skandal in ihrer katholisch geprägten Heimat. Ihren Durchbruch feierte sie 1988 mit dem Roman „Die bewohnte Frau“, in dem sie die Themen des Widerstandes gegen eine Diktatur mit einer starken feministischen Botschaft verwob. Diese Stärke strahlte Belli selbst auch aus, als sie mit fester, warmer Stimme erzählte und las. Natürlich las sie auf Spanisch – aber es war völlig egal, ob man die Sprache verstand oder nicht. Ihr gelang es trotzdem, die Zuhörer mit ihrer Präsenz in ihren Bann zu ziehen.
In ihrem neuen Roman nimmt sie sich erneut eines oft tabuisierten Themas an. Ihre Hauptfigur Emma kommt in die Wechseljahre und fürchtet, damit ihre Attraktivität und Weiblichkeit zu verlieren. Für Belli ein wichtiges Thema: Sie findet, mit dem Alter würden Frauen oftmals als geschlechtlose Gestalten gesehen. Das sei einfach falsch. „Die Mythologie der Jugend wird überbewertet“, sagte sie. Schließlich hätten Frauen im Alter noch einmal die Chance, zu sich selbst zu finden und das Leben zu genießen, nachdem sie ihre Kinder großgezogen hätten. „Deswegen leben wir auch länger.“
Belli nutzte die Lesung im Übersee-Museum auch, um sich klar zu den weltweiten politischen Entwicklungen zu positionieren. Gerade jetzt, nach der Wahl Donald Trumps, steuere die Welt in ein dunkles Zeitalter, sagte sie. Aber nach der Dunkelheit komme bekanntlich immer das Licht und am Ende werde die Kraft der Veränderung siegen. Außerdem lobte sie die Deutschen für ihr Engagement in der Flüchtlingskrise. Es sei ein bewundernswertes Handeln, das als Vorbild für alle dienen könne.
Belli findet, die Welt brauche mehr empathische Energie, mehr „femininen Ethos“, wie sie es nennt. Und das zeigte sie auch in ihrer Lesung. Denn mit ihren Gedichten und den Ausschnitten aus „Mondhitze“ rühmte sie die Frauen und ihre Stärke mit großer Wortgewalt. Zur Begeisterung des Publikums. Der Erfolg des Abend war auch Übersetzerin Viola Gabor geschuldet, die Bellis spanische Texte mit einem großem Lesetalent auf Deutsch wiederholte. Zusätzlich sorgte die lateinamerikanische Musik der „Grupo Sal“ für die passende Stimmung im Publikum. Fast alle harrten gebannt bis zum Ende der zweistündigen Lesung aus.