
Mal statt und lädt Krimi-Fans zu einem 13-tägigen Programm mit Lesungen, Theaterinszenierungen, Puppenspiel, Improvisationstheater und weiteren Veranstaltungen rund um das spannungsgeladene Genre ein.
Perdita Krämer, Mitgründerin des Bremer Kriminal-Theaters, hat die Organisation des mörderischen Spektakels in diesem Jahr von Krimiautorin Alexa Stein übernommen. Der Kontakt bestand laut Krämer schon einige Jahre, in ihre neue Rolle ist sie dann aber doch irgendwie zufällig hineingerutscht. „Ich habe nur mal so nebenbei gesagt: Wenn sich niemand findet, dann übernehme ich das.“ Und so ist es dann am Ende auch gekommen.
Neben Altbewährtem bringt die neue Organisatorin auch viele neue Ideen mit, sodass in diesem Jahr bei der Crime Time einiges anders ist. Während es in der Vergangenheit immer ein Motto für das Festival gab, ist dieses 2016 offener gehalten. Ein Thema, das mitschwingt, ist jedoch das von Fiktion und Realität. Viele der Autoren, die mit einem Beitrag in Bremen zu Gastb sind, kommen auch in ihrem Hauptberuf auf die eine oder andere Art mit Verbrechen in Berührung. Beim Eröffnungsabend im Kriminaltheater am Donnerstag, 15. September, erzählen sie davon, wie sie diese Erfahrungen literarisch verarbeiten. Eingeladen sind Kriminalbeamter Norbert Horst, Profiler Axel Petermann und Rose Gerdts-Schiffler, die über 20 Jahre lang als Polizei- und Gerichtsreporterin arbeitete.
Ein weiteres Thema, das 2016 nur angerissen wird, aber in der Zukunft mehr ins Zentrum der Krimitage rücken soll, ist das der besonderen Räume. „Ich will einen Schwerpunkt darauf legen, in Bremen passende Orte für entsprechende Themen zu finden“, erklärt Krämer. „So, dass zum Beispiel jemand der einen Bierkrimi geschrieben hat, in einer Brauerei liest.“ Mangels Zeit und Geld konnte diese Idee bisher noch nicht in größerem Umfang umgesetzt werden. „Wir haben aber zum Beispiel die Pathologie als besonderen Ort“, sagt Krämer. Rose Gerdts-Schiffler liest am Montag, 19. September, im Klinikum Bremen-Mitte aus ihrem Buch „Dornenkinder“. In den kommenden Jahren sollen – wenn es nach Krämer geht – verstärkt Veranstaltungen an besonderen Orten stattfinden. „Ich fände zum Beispiel eine Gefängnislesung nicht schlecht“, sagt sie. „Auch draußen könne ja vielleicht die eine oder andere Veranstaltung organisiert werden. Ich bin immer offen für Tipps.“
Doch das sind nicht die einzigen Neuerungen, die sich Krämer überlegt hat. Erstmals wird beim Krimifestival auch ein Schwerpunkt auf einen Bremer Stadtteil gelegt. In diesem Jahr steht Findorff mit drei Veranstaltungen an drei verschiedenen Orten im Stadtteil im Mittelpunkt.
Den Auftakt des „Findorff Spezials“ bildet eine Lesung der Bremer Schauspielerin Birgit Corinna Lange. Sie liest am Montag, 19. September, im Café Bistro Feliz aus dem Ostfriesen-Krimi „Miss Wattenmeer singt nicht mehr“ von Christine Franke und Cornelia Kuhnert. Weiter geht es einen Tag später in der Veganbar. Hier liest Ralf Knapp aus „Die Panne“ von Friedrich Dürrenmatt. Den Abschluss des Stadtteil-Spezials bildet eine Salon-Lesung mit der diesjährigen Gewinnerin des Radio Bremen Krimipreises, die Schwedin Liza Marklund, im Findorffer Bücherfenster.
In der Vergangenheit stand die Durchführung des Festival aus finanziellen Gründen schon oft auf der Kippe. Vor zwei Jahren mussten die Krimitage erstmals ohne Unterstützung der Kulturbehörde auskommen und auch in diesem Jahr wurde der Antrag auf Förderung laut Krämer abgelehnt. „Wir sind also sozusagen komplett ohne Budget“, sagt sie. Die teilnehmenden Buchhandlungen finanzieren und organisieren die Lesungen in Eigenregie. Das Kriminaltheater stellt seine Räume zur Verfügung, richtet die Eröffnungsveranstaltung aus und beteiligt sich finanziell an einigen Lesungen. Auch für alle weiteren Kosten, wie zum Beispiel die Programmhefte, tritt das Kriminaltheater finanziell in Vorleistung und hofft auf hohe Besucherzahlen.
„Wenn das Festival sich überhaupt nicht trägt, kann es in Zukunft nicht mehr stattfinden“, sagt Krämer. Durch die rege Beteiligung der Veranstalter und die Besucherzahlen der vergangenen Jahre habe sich aber immer wieder gezeigt, dass die Bremer ihr traditionelles Krimifestival – das älteste seiner Art in Deutschland – behalten wollen. Deshalb ist Krämer auch optimistisch, was die Zukunft der Veranstaltung angeht. Auch im kommenden Jahr wolle man wieder einen Förderantrag bei der Kulturbehörde stellen. Die Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur Syndikat habe für 2017 bereits seine Unterstützung zugesagt. „Außerdem werde ich mich nach Sponsoren umschauen und weiterhin das bisherige Prinzip der eigenständigen Veranstalter verfolgen“, sagt Krämer.
Im Laufe der Jahre ist das Festival, das anfangs auch zahlreiche internationale Autoren als Gäste empfing, regionaler geworden. Hauptgrund ist laut Krämer auch hier die finanzielle Lage. Doch auch das will die neue Organisatorin in den kommenden Jahren wenn möglich ändern: „Ich werde versuchen mich mehr an den Krimitagen in Hannover, Lüneburg und Braunschweig zu orientieren, auch was den Zeitraum angeht“, sagt sie. Dort werden ihrer Aussage nach häufiger Autoren aus dem Ausland eingeladen, die man durch zeitliche Abstimmungen kostengünstiger für einen Abstecher nach Bremen gewinnen könnte. „Das Ziel ist es, wieder internationaler zu werden.“
Der Höhepunkt der Crime Time ist laut Krämer wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des Radio Bremen Krimipreises im Rahmen der großen Kriminacht am 26. September. Ein weiteres Highlight: Der erste Preisträger des Krimipreises (2001) und insgesamt mehrfach ausgezeichnete Autor Friedrich Ani liest am Mittwoch, 21. September, im Bremer Kriminal-Theater aus seinem Buch „Nackter Mann, der brennt“.
Ob das Kriminal-Theater jetzt immer die Vorbereitung der Crime Time übernimmt, wisse Krämer noch nicht. „Ich kann mir aber schon vorstellen, dass wir das dauerhaft machen. Es würde ja auch passen“, sagt sie. Trotzdem würde sie sich freuen, in der Zukunft noch Autoren mit ins Boot holen zu können, die sie bei der Organisation unterstützen.