
Zuvor war er wegen gesundheitlicher Probleme ins Krankenhaus gebracht worden. „Wir haben gehofft, dass er wieder rauskommt“, sagte der polnische Drehbuchautor und Regisseur Jacek Bromski dem Sender TVN 24. Trotz hohen Alters kam Wajdas Tod für viele Polen überraschend. Bis zuletzt hatte der Macher von Filmen wie „Das gelobte Land“, „Danton“ oder „Der Mann aus Marmor“ Regie geführt. Vor knapp drei Wochen war Wajda beim Filmfest im nordpolnischen Gdynia zu Gast. Dort hatte er sein jüngstes Werk „Powidoki“ („Nachbilder“) vorgestellt. Das Biopic über den Künstler Wladyslaw Strzeminski (1893-1952), der sich der Zensur des kommunistischen Regimes widersetzt hatte, ist Polens Kandidat für den fremdsprachigen Oscar.
Filmschaffende, Politiker und Medien betrauerten am Montag den Tod des weltweit angesehenen Regisseurs. „Es ist ein riesiger Verlust für die polnische Kultur“, teilte Polens Institut für Filmkunst mit. „Ein großartiger Regisseur und Patriot ist von uns gegangen“, sagte der polnische Friedensnobelpreisträger und Arbeiterführer Lech Walesa, über den Wajda den Film „Der Mann aus Eisen“ (1981) gedreht hatte. Darin arbeitete der Regisseur die Geschichte der Streiks an der polnischen Ostseeküste und das Ringen um freie Gewerkschaften auf.
Schauspieler würdigten ihn als „Meister seiner Kunst“, „große Autorität“, „Mentor“ und „Freund“. Beileidsbekundungen gab es auch aus dem Ausland: „Mit Andrzej Wajda verlieren wir einen der ganz großen Regisseure, der jahrzehntelang das europäische Kino entscheidend mitgeprägt hat“, sagte Bernd Neumann, Präsident der Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin Auch EU-Ratspräsident und Polens Ex-Regierungschef Donald Tusk bekundete seine Trauer: „Durch ihn haben wir Polen und uns gesehen und besser verstanden. Das wird jetzt schwieriger“, schrieb er bei Twitter. Die komplizierte Geschichte Polens prägte Wajdas Filme. Durch Auseinandersetzung mit der dramatischen Vergangenheit seiner Heimat in seinen Werken vermittelte der Regisseur allgemeine Wahrheiten, wie Kritiker sagen.
Wajda galt als einer der größten Filmemacher in der Geschichte des polnischen Kinos und war Mitbegründer der polnischen Filmhochschule. Seine Arbeit wurde weltweit anerkannt, er erhielt unter anderem die Goldene Palme von Cannes und den Goldene Ehrenbären der Berlinale. 2000 wurde Wajda mit dem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk geehrt. Der in Suwalki in Nordostpolen geborene Regisseur hatte an der Filmschule in Lodz studiert. Bereits seine ersten Filme – „Eine Generation“ (1955), „Der Kanal“ (1957) und „Asche und Diamant“ (1958) gelten bis heute als Meisterwerke und Klassiker der „polnischen Filmschule“. Wajda soll kommende Woche im Kreis der Familie in Krakau bestattet werden,