
Bremen. Ab dem 2. Juni zeigt die Weserburg ungewöhnliche Bildersammlungen eines ungewöhnlichen Künstlers. Ausschnitte aus Zeitungen, Magazinen und Comics kombiniert und auf Pappe kaschiert, ergänzt mit Tuschezeichungen, Widmungen und Gedanken - das ist die Art der Kunst, die Ray Johnson machte. Grundlage der Ausstellung "Ray Johnson. I like funny stories" ist die in Bremen beheimatete Sammlung Maria und Walter Schnepel.
Die New York Times nannte ihn „den berühmtesten unbekannten Künstler in New York“. In der Tat ist Ray Johnson (1927-1995) lange Zeit ein Geheimtipp geblieben. Dabei sind die Bedeutung und der Einfluss seines Werks nicht hoch genug zu bewerten. Ray Johnson stand mit den wichtigsten Künstlern seiner Zeit, von John Cage bis Andy Warhol, in einem regen Gedankenaustausch. Kunst war für ihn ein kommunikativer Prozess, der sich auch abseits der etablierten Institutionen entfalten konnte.
Dieser Idee folgend baute er in den 1960er Jahren unter dem Namen „New York Correspondance School“ ein weitreichendes Netzwerk an Korrespondenzen auf und gilt damit als Begründer der internationalen Mail-Art-Bewegung. An seine Freunde und Bekannte aber auch an Fremde schickte er per Post unzählige, zumeist kleinteilige Arbeiten. Zeichnungen, Collagen, überarbeitete Fotografien und Postkarten finden sich darunter, wie auch persönliche Anschreiben und kurze Notizen.
Ray Johnson hat seine Arbeiten in einem fortwährenden Prozess über Jahre und Jahrzehnte hinweg immer wieder bearbeitet und mit anderen Versatzstücken kombiniert. Einzelne Motive, wie der berühmte Bunny Head, ein stilisierter Hasenkopf, den Johnson als eine Art Signet verwendet, tauchen in verschiedenen Kontexten und Dekaden auf. In dieser Form hat sich eine komplexe Ikonografie ausgebildet, die das Werk von Ray Johnson unverkennbar macht. Zu den bekanntesten Arbeiten gehören seine Collagen mit den Porträts von Elvis Presley, James Dean und dem Lucky Strike Logo, die vor dem Hintergrund der Pop Art entstehen.
Grundlage der Ausstellung ist die in Bremen beheimatete Sammlung Maria und Walter Schnepel. Sie versammelt über 170 Werke und Dokumente aus den 1950er und 1960er Jahren. Die Privatsammlung verfügt über einen außergewöhnlichen Bestand früher Arbeiten. Sein „Book About Death“ und das von dem Fluxus-Künstler und Freund Dick Higgins herausgegebene Künstlerbuch „Paper Snake“ bilden darunter besondere Höhepunkte. (mon)
Die Ausstellung "Ray Johnson -I like funny stories" ist vom 2. Juni bis zum 2. September in der Weserburgzu sehen.