
Kamikaze, Bambusflöte und Fukushima – das Institut français Bremen widmet sich vom 27. Februar bis 15. März der Japanischen Kultur aus französischer Perspektive. In der Veranstaltungsreihe "Frankreich blickt nach Japan" stehen Lesungen, Vorträge, Musik und Film auf dem Programm. Am Dienstag, 27. Februar, beginnt die Reihe um 19 Uhr mit der Ausstellung der Graphic Novel „Geisha ou le jeu du shamisen“ aus der Feder des belgischen Comiczeichners Christian Durieux und des französischen Autors Christian Perrissin. Durieux ist anwesend und stellt seine Zeichnungen persönlich vor.
Im Mittelpunkt der Handlung steht das Mädchen Setsuko. Mit ihren Eltern verlässt sie ihr kleines Dorf, um in eine große Küstenstadt zu ziehen. Ihr Vater, ein ehemaliger Samurai, hofft dort auf Arbeit. Durch einen Unfall wird er aber verletzt, wodurch ihn niemand beschäftigen möchte. Die Ausweglosigkeit führt ihn dazu, Setsuko an ein Geisha-Haus zu verkaufen.
Das Mädchen heißt fortan Kitsune und muss Kunst und perfektes Benehmen lernen, um keine bloße Dienerin oder Prostituierte zu werden. Eines Tages entdeckt sie eine Shamisen, ein dreisaitiges Zupfinstrument. Ihre musikalische Begabung könnte ihr erlauben, eine richtige Geisha zu werden.
Das Institut français präsentiert einen Großteil des ersten Bandes von „Geisha ou Le jeu du shamisen“ und sogar einige Seiten des Nachfolgers. Da der zweite Band noch nicht veröffentlicht ist, kommen die Bilder ohne Begleittexte aus. Der Beobachter muss sich aus den Bildern erschließen, was gerade passiert und worüber die Charaktere reden. Durch die ausdrucksstarken Bilder ist es kein Problem, die Assoziationen auf sich wirken zu lassen.
"Geishas sind nicht nur Prostituierte, sondern Unterhalterinnnen", erzählt Cécile Jurquet. Sie müssen schön aussehen, aber auch singen, tanzen und musizieren können. "Man erfährt im Buch viel über die japanische Kultur, zum Beispiel, wie man mit Toten umgeht", sagt sie. Jurquet ist selbst erstaunt über einige kulturelle Bräuche, die das Buch vorstellt.
Ein weiblicher Charakter etwa lackiert sich die Zähne schwarz. "Das kenne ich aus Frankreich nicht", sagt sie und lacht. Bilder und Geschichte bringen dem Leser viele Details des japanischen Alltags näher, wie der gemeinsame Besuch öffentlicher Badehäuser oder traditionelle Tätowierungen und die Bedeutungen dahinter.
Manchmal tauchen japanische Ausdrücke in den Dialogen auf, die per Fußnote ins Französische übersetzt werden. Die Zeichnungen bestechen durch Präzision und Detailfülle. Immer wieder durchbrechen märchenhafte Landschaftsbilder den hektischen Alltag der jungen Geisha-Anwärterinnen. Die schwarz-weißen Bilder sind eine Hommage an die Filme der 1930er-Jahre.
Institutsdirektor Philippe Wellnitz traf Durieux auf der Frankfurter Buchmesse im vergangenen Oktober und fasste den Entschluss, seine Werke in Bremen auszustellen. Es ist nicht die erste Graphic Novel, die das Institut français ausstellt. "Es ist einer der Schwerpunkte des Direktors", erklärt Jurquet. Die Ausstellung eines illustrierten Romans wurde von November bis Dezember vergangenen Jahres gezeigt und widmete sich dem arabischen Frühling.