
Tim Günther: Der Bremer Tonkünstlerverband hat im vergangenen Jahr Musikerinnen und Musiker gefragt, wie es ihnen geht, und diese Erhebung dem Landesmusikrat und den beteiligten Behörden zur Verfügung gestellt. Viele bekommen keine staatliche Förderung, aus den unterschiedlichsten Gründen. Die Kirchen dürfen den Menschen Gottesdienste anbieten, und es darf in begrenztem Rahmen musiziert werden. Die Bremische Evangelische Kirche und der Landesmusikrat wollen das zusammenführen: Das Recht der Kirchen nutzen, um den Musikern Chancen zu geben, öffentlich aufzutreten. Beide Seiten arbeiten sowieso oft zusammen; gerade die Passionszeit ist normalerweise die Zeit im Jahr, in der freie klassische Musiker die Hälfte ihres Umsatzes erwirtschaften. Das fällt jetzt schon zum zweiten Mal aus.
Wie funktioniert „Musik findet Stadt“?
Jeder kann auf das eigens eingerichtete Konto der BEK spenden, Gemeinden können Kollekten in den damit gegründeten Fonds einzahlen. Das tun auch schon einige. Damit werden die Künstler bezahlt. Wir haben auch schon von einigen Gemeinden das Signal erhalten, dass sie aus ihren Haushaltsmitteln etwas beisteuern wollen.
Stellt die Bremische Evangelische Kirche darüber hinaus Geld zur Verfügung?
Die BEK hat im vergangenen Jahr die Gemeinden aufgefordert, alle Mittel, die für musikalische Darbietungen eingeplant waren, auszuzahlen, obwohl nur wenige Auftritte stattfinden konnten. Das soll möglichst auch in diesem Jahr so sein, aber es ist coronabedingt viel weniger geplant und deshalb in den Etat eingestellt. Viel mehr also geht derzeit nicht, auch wegen des zurückgehenden Kirchensteueraufkommens. Die Landeskirche hat ja keinen Musiketat, gibt aber gewisse Zuschüsse – und leistet die technische Abwicklung.
Wie viele Musiker wollen bisher mitmachen?
Ungefähr 100 Musikerinnen und Musiker aus allen Genres haben sich gemeldet. Die erste Veranstaltung findet am kommenden Sonntag in der Melanchthon-Kirche statt, die nächste ist in Planung. Beide sind durch die Spenden, die jetzt schon eingegangen sind, finanziert. Danach müssen wir weitersehen. Uns ist der Gedanke wichtig, dass auch kleinere Gemeinden profitieren sollen.
Was heißt das?
Auch in Gemeinden, die ansonsten kein Geld zur Verfügung haben, um freie Musiker zu engagieren, sollen entsprechende Gottesdienste stattfinden können. Auch dazu haben wir schon konkrete Anfragen, und wir sind ja noch am Anfang. Wir möchten die Aktion über die ganze Stadt ausbreiten und hoffen, dass sich so Kontakte und Kooperationen verstetigen.
Also als Netzwerk, das auch nach der Pandemie noch funktioniert?
Wenn sich so etwas etablieren würde, wäre das prima.
Das Gespräch führte Iris Hetscher.
Tim Günther
studierte Kirchenmusik in Berlin und in Bremen. Seit 2007 ist er Leitender Kirchenmusiker an der Kulturkirche St. Stephani.
„Musik findet Stadt“, Sonntag, 14. März, 10 Uhr, Melanchthon-Gemeinde, Osterholzer Heerstraße 124. Mit dabei: Tilman Gansz-Ehrhorn (Liturgie), Imke Burma (Gesang), Klaus Fischer (Flöte/Saxofon), Johannes Grundhoff (Klavier/Orgel). Eine Anmeldung ist erforderlich: melanchthon@kirche-bremen.de oder 0421/62 03 440. Spendenkonto: Bremische Evangelische Kirche, Bremer Landesbank, IBAN DE 62 2905 0000 1070 3330 08, BIC: BRLADE22XXX, Stichwort: Musik findet Stadt / 36700.