
Bremen. Geht es dir gut? Kommst du klar? Wahrscheinlich hat man diese Fragen nie so häufig zu hören bekommen wie im vergangenen Jahr, in dem jeder einzelne mit einer neuen Lebenswirklichkeit klarkommen, Pläne über den Haufen werfen und Alltagsstrukturen überdenken musste. 13 Studierende des Master-Studios „Kultur und Identität“ an der Hochschule für Künste (HfK) haben sich in dem Projekt „Are you ok? Are we ok?“ mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen während der ersten Pandemie-Monate auseinandergesetzt.
Die Ergebnisse sind nun gebündelt als Katalog erschienen. Im November und Dezember gab es eine Ausstellung in der Galerie Mitte, die aufgrund von Corona leider aber geschlossen bleiben musste. In fotografischen, grafischen und textlichen Arbeiten demonstrieren die Studierenden, wie Corona ihre persönliche Welt verändert hat. Es zeigt sich aber auch, dass diese individuellen Erfahrungen etwas Verbindendes haben – es daher also wichtig ist, die Frage zu stellen, wie eine Gesellschaft mit der Krise klarkommt.
Einfach nur durchblättern kann man den HfK-Katalog nicht. Er ist als lose, großformatige Blattsammlung erschienen, die DIN A 3- und A2-Blätter müssen jedes für sich auseinandergenommen werden. Wer will, kann sich Teile des Kataloges also auch an die Wand hängen oder sie verschenken. Die zum Teil postertauglichen Drucke laden dazu ein.
Besonders greifbar sind die Fotografien von Lukas Klose. Die unter dem Titel „Neue Normalität“ präsentierten Abbildungen verdeutlichen anhand von ganz banalen Situationen, wie Corona den Alltag verändert hat. Sei es ein voller Bus, in dem Menschen mit Masken sitzen oder das Picknick auf der Wiese im Park, bei dem man den Freundinnen aus einem anderen Haushalt aus zwei Metern Entfernung zuprostet.
Die Bilder von Ana Rodriguez erzählen unter dem Titel „Aller Tage Anfang“ von der Stille und der Tristesse der Isolation in den eigenen vier Wänden; Franziska Eggelmann hat mit „Lange Weile“ eine Flut an sich überlappenden Gedanken zu Papier gebracht, von denen sich noch einzelne Begriffe erkennen lassen, nicht aber mehr das große Ganze. Und die beiden Künstlerinnen Laura Peral und Anja Segermann stellen sich die Frage „P.S. Was bleibt?“. Die selbst abgeschnittenen Haare am heimischen Waschbecken zum Beispiel. Oder der Hund, der traurig und alleine vor dem Haus wartet, das man wieder häufiger verlassen darf.
Alltagsbeobachtungen in Textform präsentiert Zana Mihajlovic. Sie erzählt vom Kellner mit Plexiglas-Maske, von Gesprächen mit Nachbarn von Fenster zu Fenster, vom abendlichen Balkon-Klatschen für alle Corona-Helden, von der neu gewonnenen Ruhe, die sie auch genossen hat.
Insgesamt ist „Are you ok? Are we ok?“ eine Publikation, die anfänglich verwirrt, dann aber durchaus Spaß macht. Auch, wenn die Studierenden mit ihren Arbeiten nicht unbedingt die Welt neu erfunden haben.
Der Katalog kann für 20,20 € per E-Mail an sbarth@hfk-bremen.de bestellt werden und wird dann in der Stadt Bremen per persönlichem Kurierdienst vorbeigebracht. Alternativ kann der Katalog zuzüglich Versandkosten auch postalisch zugestellt werden.