
Netflix, Amazon Prime und vielleicht noch Sky und Maxdome – so heißen sie, die Großen des Film- und Serien-Streaming. Diese Plattformen wollen vor allem eins: mit ihrem Angebot möglichst viele Kunden ansprechen. Das hat zur Folge, dass Nischenproduktionen, Werke unbekannterer Labels, Arthaus- oder Independent-Filme dort kaum oder gar nicht zu finden sind. Eine Marktlücke, die inzwischen viele kleinere Streaming-Plattformen besetzt haben. Jede von ihnen hat ein eigenes Konzept, mit der sie hofft, den Kunden zu überzeugen. Wir stellen einige von ihnen vor.
Pionier auf diesem Markt ist die amerikanisch-englische Plattform Mubi. Gegründet wurde sie 2008 in Silicon Valley. Sie ist inzwischen international abrufbar. Mubi veröffentlicht jeden Tag einen Arthaus-Film, den man sich in elf verschiedenen Sprachen ansehen kann. Nach einem Monat verschwindet der Film wieder – es stehen also für 8,99 Euro monatlich stets 30 Filme zur Auswahl. Außerdem kann man sich ein Profil anlegen und mit anderen Cineasten über Filme diskutieren oder Lieblingsfilm-Listen anlegen.
Internationale Independent-Filme – also solche, die meist mit kleinem Budget ohne Unterstützung der großen Filmfirmen produziert werden – gibt’s bei realeyz. Über 1000 Filme sind für 5,50 Euro monatlich in Originalsprache abrufbar. Gründer ist Andreas Wildfang. Seine Firma hatte bis 2004 mehrere kleine Berliner Programmkinos betrieben und Filmfestivals und -touren organisiert. So konnte Wildfang auf ein großes Netzwerk von Partnern zurückgreifen, als er realeyz gründete. Deshalb sind besonders viele deutsche und europäische Produktionen dabei.
Ein ähnliches Angebot verspricht die Seite Indieswitch. Unter dem Motto „Filme finden statt suchen“ setzt das Portal aber zudem auf Themenreihen. Als Orientierungshilfe und Inspiration werden einmal in der Woche vier ausgewählte Indie-Filme unter einem bestimmten Thema online gestellt. „American Traum(a)“, „Obsession“ oder „Kunst und ihr Ausdruck“ – die Themenpalette ist groß und wird ständig erweitert. Die Filme kann man einzeln für drei bis fünf Euro leihen oder kaufen. Hinter Indieswitch steckt die Firma Video Buster, die deutschlandweit 40 Videotheken betreibt und seine DVDs und Blu-rays auch per Post und im Abonnement verleiht.
Deutsches Kino von 1920 bis heute verspricht die Plattform alleskino. Und dazu gehören Klassiker und Outsider-Produktionen von „Woyzeck“ über „Bang Boom Bang“ bis „Pedal the World“. Zu den über 800 Filmen gibt’s viele Hintergrundinformationen. Die deutschen Macher der Seite, zwei Filmprduzenten und ein Medienunternehmer, wollen vor allem „das deutsche Filmerbe lebendig halten“. Zusätzlich zum Abonnement (zwischen 4,99 und 7,99 Euro monatlich) kann man auch einzelne Filme kaufen oder leihen.
Aus gleicher Hand kommt das Portal filmfriend. Das Konzept funktioniert allerdings anders: Anmelden kann sich, wer einen Bibliotheksausweis einer Partnerbibliothek hat. Dann stehen über 500 Filme zur Verfügung. Der Haken: Bisher machen nur Bibliotheken in Berlin, Potsdam und Hamburg mit.
Die Seite Kino on demand arbeitet mit Programmkinos in ganz Deutschland zusammen. Die Kinos stellen ihre Filme online, nachdem sie auf der Leinwand nicht mehr zu sehen sind. Die Kunden können sie dann für 4,99 Euro online streamen – ein Teil des Geldes kommt dem Kino zugute. Der User kann selbst entscheiden, von welchem Kino er den Film leiht. Hinter dem Portal steckt die kleine Firma Rushlake Media, die sich eigentlich auf den Verleih von kleinen afrikanischen Produktionen spezialisiert hat. „Support your local dealer – das ist unser Motto“, erklärt Christoph Mathieu von Rushlake Media. Das vierköpfige Team will mit den Kinos kooperieren, statt von ihnen als Gegner wahrgenommen zu werden.
Einzelne Filme gegen Geld mieten kann man auch auf dem Portal Pantaflix. Doch nicht nur das: Wer registriert ist, kann hier auch eigene Filme hochladen und an den Einnahmen mitverdienen. Hinter der Seite steckt „eine Gruppe erfahrener und erfolgreicher Filmemacher“, wie es auf der Seite heißt – und damit eine Menge Geld. Kopf ist Schauspieler Matthias Schweighöfer, Hauptstandort ist Berlin. Die Ziele der Macher sind hoch gesteckt: Sie wollen ihr Portal zum Besten weltweit machen. Bisher schreibt das Unternehmen aber nur rote Zahlen. Vielleicht ist das Angebot dann doch zu breit aufgestellt.
Freunde des Horror- und Thriller-Genres kommen auf der Plattform Shudder (4,99 Euro im Monat) von AMC Networks auf ihre Kosten. Diese gibt es seit vergangenem Oktober auch in Deutschland. Das Angebot ist thematisch unterteilt. So kann sich der Nutzer zum Beispiel aussuchen, ob er lieber psychologische Thriller mag, Filme in denen Serienkiller vorkommen, Filme, die in der Wildnis spielen oder eher übernatürlicher Natur sind. Horror-Klassiker wie „Halloween“ stehen genauso zur Auswahl wie eher trashiger Produktion und unbekanntere Horrorstreifen.
Im Angebot sind außerdem verschiedene Serien, darunter auch Shudder Exclusive-Produktionen und der Kanal Shudder TV, auf dem rund um die Uhr Genre-Inhalte laufen. Shudder ist auch als Kanal bei Amazon Prime buchbar (3,99 Euro monatlich).
Shudder ist aber nur ein Beispiel für viele Nischenfilm-Plattformen. Es gibt eigene Anbieter für den Stream von Animé-, Kinderfilmen oder Klassikern und – natürlich – für Pornos.
Ja, es gibt sie durchaus, jene explizit kostenlosen Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Doch das Ärgerliche daran: Lediglich sieben Tagen nach Ausstrahlung verschwinden die Filme, Dokus und Serien in der Regel wieder aus dem Netz. Die Ausstrahlungsrechte der Öffentlichen sind begrenzt. Zwar hatten ARD und ZDF 2011 schon einen Versuch gestartet, eine gemeinsame kommerzielle Plattform unter dem Namen Germany’s Gold an den Start zu bringen. Der Versuch wurde aber vom Bundeskartellamt gestoppt.
In benachbarten Österreich sieht das anders aus. Der ORF vertreibt seine Filme auf der Plattform Flimmit gegen Geld. Tausende überwiegend deutschsprachige Produktionen können einzeln geliehen, gekauft oder im Abonnement für bis zu 7,50 Euro im Monat angesehen werden. Bei dieser riesigen Auswahl von Plattformen kann ein Wegweiser praktisch sein. Wer einen ganz bestimmten Titel sucht und nicht weiß, wo er verfügbar ist, kann sich auf der Seite werstreamt.es helfen lassen. Dort ist auch aufgelistet, unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis man den Film oder die Serie bekommt.