
Bremen. Grüne Gartenstühle, der Sitz aus Holz, das Gestell aus Metall, haben es Rolf Händler angetan. Auf gleich mehreren seiner Bilder, die derzeit in der Galerie Ohse zu sehen sind, sind solche Stühle das zentrale Motiv, umgeben von einer wilden Üppigkeit, die in überraschend vielen unterschiedlichen Grüntönen gehalten ist. Händler, 1938 in Halle an der Saale geboren, ist einer der Maler, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für Aufsehen gesorgt haben. Dabei hat er sich einer Hauptströmung der Malerei konsequent verweigert: Rolf Händler malt nicht informell, er sah sich zeitlebens seiner eigenen Variante des Spätimpressionismus verpflichtet. Das ist in der Galerie an der Contrescarpe gut nachzuvollziehen.
Wie malt man einen Garten? Zeigt man glasklar die Details, das Zusammenwirken von Gräsern, Blumen, Wasser? Oder lässt man all dies auf sich wirken, sammelt Eindrücke und verdichtet diese zu einer Interpretation, einer Anmutung, mithin dem, was Impressionismus ausmacht? Rolf Händler hat beide Herangehensweise kombiniert. Und so kann man sich in dem Bild mit den beiden Gartenstühlen verlieren, das Zusammenspiel von grün, weiß, grau und ein bisschen gelb hier und da genießen. In anderen Bildern dominiert dagegen das Detail, da schlängelt sich Brunnenkresse vor einer Mauer über einen (erneut) grünen Gartenstuhl; ungewöhnlich dabei ist die Perspektive – der Betrachter schaut von schräg oben auf den Stuhl. Wieder andere Bilder konzentrieren sich auf Kleinteiliges: Stiefmütterchen in einer Vase beispielsweise. Was auf den ersten Blick dekorativ wirkt, offenbart bei näherem Hinschauen oft eine weitere Ebene wie die verblühten Mohnblumen in einer Vase, mit denen der Künstler das Motiv der Vergänglichkeit aufgreift.
Eine beinahe meditative Ruhe ist durch diese Bilder in den Galerieräumen spürbar; verstärkt wird diese Stimmung von den Werken des zweiten Künstlers, den Birk Ohnesorge ausstellt. Jan Kollwitz widmet sich der Anagama-Keramik, die nach dem japanischen Holzbrennofen benannt ist, mit dessen Hilfe sie hergestellt wird. Kollwitz wurde 1960 in Berlin geboren und ließ sich in Deutschland und in Japan zum Keramiker ausbilden – heute lebt er im ostholsteinischen Örtchen Cismar und bezeichnet sich bescheiden als Handwerker.
Es sind vor allem die Vasen in unterschiedlichen Größen, die Kollwitz' Handschrift verdeutlichen. Sie sind auf das Wesentliche reduziert und von schlichter, uneitler Eleganz. Oft orientieren sie sich an Urformen eines Blumengefäßes oder einer Teeschale; einige wirken so, als könnten sie ebenso gut bei Ausgrabungen gefunden worden sein. Ihre Faszination beziehen sie allein aus den Veränderungen, die beim Brennvorgang entstehen, sehr selten hat Kollwitz Muster eingeritzt. Auf mehr als 1300 Grad wird der Ofen geheizt, was dazu führt, dass die Mineralien der Tonoberfläche mit der Asche des verbrennenden Holzes verschmelzen: So entstehen ungleichmäßig verteilte Ocker-, Braun- und Blautöne, manchmal auch schwarze Einfärbungen.
Die Ausstellung mit Bildern von Rolf Händler und Keramik von Jan Kollwitz ist noch bis zum 16. Juni in der Galerie Ohse, Contrescarpe 36, zu sehen, mittwochs bis freitags 15 bis 19 Uhr, sonnabends 11 bis 16 Uhr (weitere Termine nach Anfrage).