
Die letzten Töne des Festivals sind verklungen – ein zweifaches „Dona nobis pacem“ (Gib uns Frieden) im südoldenburgischen Löningen mit Bachs h-Moll-Messe und in Bremen mit Rossinis Petite Messe solennelle. Der Wunsch nach Harmonie in der Welt ist zeitlos und als humanistische Botschaft des 29. Musikfestes Bremen die vielleicht wichtigste Perspektive!
Verbunden mit einer politischen Message: Rund 1000 Künstler aus der ganzen Welt sind angereist, in unterschiedlichsten Konstellationen unzähliger Nationalitäten, Glaubensrichtungen, Ästhetiken und Sprachen. Gemeinsam haben sie sich mit Hingabe der Weltsprache der Musik gewidmet, um in einem aufgeklärten, respektvollen Miteinander Partituren aus Hunderten von Jahren Musikgeschichte in bewegende Klänge zu verwandeln.
Und genauso versteht sich das Musikfest: als verbindendes Element und Motor zugleich im Miteinander, nicht Nebeneinander, Bremens mit seinem einzigen Nachbarn Niedersachsen. Große musikalische Kunst nicht nur in den Metropolen, sondern auch in der Region, was viele Bremerinnen und Bremer nutzen, um mit dem Bus-Shuttle spektakuläre Spielstätten in der Region zu entdecken.
„Musikfest Bremen zu Gast in ...“, heißt es dann, immer im Respekt vor den eigenen Aktivitäten vor Ort – von Verden über Jever oder Himmelpforten bis nach Papenburg. Ausdruck der Idee einer identitätssteigernden Kraft in einem Europa der Regionen in Zeiten aktueller Herausforderungen. Es geht aber auch um das Selbstverständnis in der Hansestadt: Die bewusste eigene Wahrnehmung als bedeutende Musikstadt – mit allen Verpflichtungen in der Sicherung bestehender Qualitäten und der Weiterentwicklung des Standortes.
Mit den über die Jahre intensivierten Partnerschaften mit den politischen Kräften in Bremen sowie der Wirtschaft im Nordwesten und auch zunehmend mit den Landkreisen in der Region ist unser Motto „Runter mit den Deichen in den Köpfen!“. Wir leben doch seit gefühlten Ewigkeiten in einem gemeinsamen kulturellen Raum – und das Musikfest Bremen ist eine hier erfolgreich gemeinsam entwickelte Marke.
Mit der Strahlkraft der Bremer Stadtmusikanten wird die unendliche Kraft der Musik über alle Grenzen hinweg vermittelt, von alt bis jung – gekoppelt mit der Botschaft, die Kinder von heute an Musik heranzuführen, in Konzerte mitzunehmen – zur Bereicherung und Entwicklung der menschlichen Bildungshorizonte in der kommenden Generation. Ergo: Bremen sollte seine Chancen nutzen.
Unser Gastautor Thomas Albert wurde 1953 in Bremen geboren und ist Violonist, Dirigent und Professor an der Hochschule für Künste in Bremen. Er gründete 1989 das Musikfest und ist seither dessen Intendant.