
Mit einem erschütternden Ergebnis, denn der Film lässt den Zuschauer mit dem Gefühl zurück, dass das System noch bei Weitem nicht ausgereift ist. Es ist Mai 2014. An der Geschwister-Devries-Schule im nordrhein-westfälischen Uedem befinden sich Schulleiter Johannes Nolte und sein Team mitten in den Vorbereitungen des neuen Schuljahres.
Es gilt die Klassen zusammenzustellen, die den ersten offiziellen Inklusionsjahrgang an der Grundschule bilden sollen. Zwar nimmt die Bekenntnisschule bereits seit 1996 auch Kinder mit Behinderungen auf, durch den seit Sommer 2014 geltenden Rechtsanspruch auf gemeinsamen Unterricht hat sich allerdings einiges geändert.
Mit und ohne Unterstützungsbedarf
Die 90-minütige Dokumentation begleitet über zweieinhalb Jahre das Leben von fünf Grundschülern mit und ohne Unterstützungsbedarf. Miguel ist auf dem Stand eines Dreijährigen – obwohl er wie die anderen die erste Klasse besucht. Für ihn sei es besser, weiter in den Kindergarten zu gehen, findet die Lehrerin, doch nach der Einschulung gebe es keinen Weg zurück.
Also zieht sich der Junge während des Unterrichts regelmäßig zum Spielen in den hinteren Teil des Klassenraums zurück. Auch für Mathis gibt es eine Sonderbehandlung: Der Erstklässler erhält andere Aufgaben. Der in seinem Jahrgang übliche Stoff sei für ihn zu schwer, erklärt er.
Ganz ohne die bekannte Stimme aus dem Off schildert „Ich. Du. Inklusion.“ den Alltag der Kinder. Außer dem Schulleiter kommen dabei auch Klassenlehrerin Helga Heß, Sonderpädagogin Karin Winkels-Brinkmann, die Kinder selbst, ihre Eltern und weitere Wegbegleiter zu Wort.
Tiere, die sich unterstützen
Gespräche mit den Protagonisten werden immer wieder mit Aufnahmen von Proben für ein Theaterstück und dessen Aufführung unterbrochen. Auch darin geht es um Integration. Ein jedes Kind übernimmt auf der Bühne die Rolle eines Tieres, das seine Stärken und Schwächen vorstellt. Am Ende sollen sich alle Tiere gegenseitig unterstützen – ein schönes Sinnbild für den Schulalltag.
Dass es kein Leichtes ist, eine Gruppe wuseliger Grundschüler zu unterrichten, lässt sich kaum abstreiten. Gehören zu der Kinderschar auch Jungen und Mädchen mit besonderem Betreuungsbedarf, wird die Aufgabe ungleich schwerer, macht der Film deutlich. Doch auch mithilfe von Sonderpädagogen und Integrationshelfern scheint es kaum möglich, den Kindern gerecht zu werden, so lange sie nur wenige Stunden in den Klassen sind.
Die Dokumentation bietet nur bedingt Antworten. Mehr Förderung und finanzielle Unterstützung werden benötigt, sind sich die Protagonisten einig. „Ich. Du. Inklusion.“ will auf einen Missstand aufmerksam machen und die Veränderungen anregen.