
Weder scheint er altersmilde noch schaffensmüde. Dieser Mann – obwohl mittlerweile erblindet – schreibt und schreibt. Andrea Camilleri, geboren 1925 im sizilianischen Porto Empedocle, übt weiterhin geharnischte Gesellschaftskritik – oft auf amüsante Weise. Zumal in den kultisch verehrten Krimis um Commissario Salvo Montalbano, aber auch in historischen Romanen, die mit zunehmendem Alter des Autors immer schmaler werden.
„Die Inschrift“ spielt – wie die Montalbano-Reihe – im Städtchen Vigata, das Camilleri seit jeher als künstlerisches Alias seines Geburtsortes einsetzt. Dort versammeln sich anno 1940 Mitglieder des faschistischen Vereins. Der greise Emanuele Persico, vermeintlich ein Eiferer der Bewegung, regt sich bei einer hitzigen Diskussion so sehr auf, dass er an einem Schlaganfall verscheidet.
Die Hinterbliebenen, die Camilleri in dieser saftigen Satire als Kleingeister karikiert, sind um Persicos Nachruhm besorgt. Weil aber immer brisantere Details über dessen Gesinnung kursieren, muss das ihm zugeeignete Straßenschild wieder und wieder modifiziert werden. Etwa so: „vorläufig gefallen für die Sache des Faschismus“. Oder so: „in Erwartung einer genauen Bezeichnung“. Großer Lektürespaß.