
Manchem Vertreter der Popkultur scheint der Gedanke an einen konventionellen Tod unerträglich: Der auf autoerotische Exzesse abonnierte INXS-Sänger Michael Hutchence erhängte sich 1997 in Sydney mit einem Gürtel an einer Tür, den Akteur David Carradine, der ein ähnliches Hobby hatte, fand man 2009 in Bangkok in einem Kleiderschrank: nackt, mit einer Kordel um den Hals.
Seit je werden die Fantasie von Fans und die Spekulationsenergie von Medien durch den Tod von Popstars beflügelt; wohl weil diese zu Lebzeiten als überirdisch wahrgenommen wurden. Entsprechend perplex, desperat und konspirativ gestimmt reagiert das globale Dorf auf den Tod von Chester Bennington. Immerhin schied der Linkin-Park-Sänger auf die nämliche Art aus dem Leben wie sein im Mai verstorbener Imtimus, der Soundgarden-Sänger Chris Cornell. Dass Bennington – ausgerechnet! – an Cornells Geburtstag Selbstmord beging, sorgt in den sozialen Medien für ähnlich viel erregtes Geplapper wie jeder bisherige und künftige Künstlerzuwachs im legendären Club 27 (Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain, Amy Winehouse).
Solche Bewältigungsversuche mögen irrational sein, konspirativ und töricht. Und doch markieren sie im Idealfall den Beginn einer Trauerarbeit. Tröstlich.