
Über die naturgemäß uneheliche Papsttochter Lucrezia Borgia, deren Todestag sich am 24. Juni zum 500. Mal jährt, sind viele Gerüchte und noch mehr Verleumdungen im Umlauf: So liebestoll sei diese zügellose Frau gewesen, dass sie sich zur Luststeigerung gigantische schwarze Trüffel schenken ließ und selbst vor Inzest nicht zurückschreckte, heißt es. So intrigant und so machtversessen war dieser dreimal verheiratete Vamp dem Vernehmen nach, dass die Männer reihenweise vor ihr gezittert haben sollen. Ihre Gabe als Giftmischerin soll größer gewesen sein als die einer gewissen Gesche Gottfried.
Kein Wunder bei diesem verruchten Image, dass diese ebenso gebildete wie schöne Frau, die 39-jährig im Kindbett starb, zu einer Ikone der Popkultur avancierte: Alexandre Dumas (der Ältere) widmete ihren angeblichen Ausschweifungen den historischen Kriminalroman „Les Borgia“, Victor Hugo das Theaterstück „Lucrèce Borgia“, aus dem der Schriftsteller Felice Romani das Libretto zu Gaetano Donizettis Oper „Lucrezia Borgia“ (1833) schöpfte. Nicht zu vergessen: der vor 50 Jahren erschienene Mafia-Roman „The Godfather“ von Mario Puzo. Auch dessen dreiteilige Verfilmung durch Francis Ford Coppola verdankt dem ach so verderbten Borgia-Clan viel.
Im Jubiläumsjahr hat Friederike Hausmann bei C.H. Beck die Biografie „Lucrezia Borgia. Glanz und Gewalt“ vorgelegt. Dass die Historikerin etliche Aspekte der dunklen Legende widerlegt, ist gewiss notwendig, aber auch ein bisschen schade.