
Eigentlich sollte alles prima laufen für David und Nadja. Ingenieur David hat seinen Uni-Abschluss in der Tasche, die beiden ziehen nach Stockholm, sind schwer verliebt, heiraten. Jetzt ist Nadja dran und will ihr Medizinstudium abschließen. Einen süßen Hund namens Boris haben die beiden auch.
Doch schon bald sind in „Reddot“, einem schwedischen Thriller, der bei Netflix zu sehen ist, erste Risse in der Fassade zu erkennen. Nach dem rosaroten Auftakt springt der Regisseur direkt eineinhalb Jahre weiter. Die junge Ehe steht bereits auf der Kippe, weil Nadja (Nanna Blondell) es nicht einsieht, neben ihrem Studium den ganzen Haushalt zu managen, während David (Anastasios Soulis) „World of Warcraft“ spielt. Das Friedensangebot: David schenkt der schwangeren Nadja einen romantischen Trip in die nordschwedische Wildnis. Doch wer das Genre kennt, ahnt: Das ist keine gute Idee.
Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Alain Darborg erzählt eine fiese kleine Geschichte, die nicht wirklich mit Originalität punkten kann, aber durchaus unterhaltsam ist und zum Ende hin mit überraschenden Wendungen aufwartet. Ab und an überschreitet er dabei die Grenze zum Horrorfilm. Der Hauch von Neuanfang, mit dem Nadjas und Davids Trip beginnt, verfliegt bereits an einer Tankstelle, als David das Auto zweier Jäger rammt und danach Fahrerflucht begeht. Die beiden werden den Jägern noch mehrfach begegnen. Vielleicht sind sie auch für die seltsame Attacke auf das Zelt des jungen Paars verantwortlich? Ein roter (titelgebender) Laserzielpunkt kreist auf dem Stoff und schon bald auf den Körpern von David und Nadja. Und dann ist Hund Boris tot.
Ab diesem Zeitpunkt kippt die Unbehaglichkeit, die „Reddot“ verströmt hat, ins Bedrohliche – das Paar wird gejagt, verletzt, bricht in einen zugefrorenen See ein, irrt durch die verschneite Wildnis, die die dritte Hauptrolle spielt und stimmungsvoll inszeniert ist. Aus den zu Beginn noch so harmlos wirkenden Hipstern werden nach und nach zwei Menschen, die über Leichen gehen, um sich zu retten. Doch so richtig nette Zeitgenossen waren die beiden sowieso noch nie, wie in Rückblenden nach und nach enthüllt wird.
Regisseur Alain Darborg zieht das Tempo durchaus gekonnt immer stärker an. Leider schreckt er allerdings vor willkürlich wirkenden und zudem völlig unlogischen Elementen nicht zurück. Dass das Paar zu Fuß in den Wald flieht, obwohl das Schneemobil eines Waldhüters einsam herumsteht, ist ein Beispiel dafür. Derartig kopflos wirkende Elemente verleihen dem Film aber auch den Charme eines B-Movies. Dazu passt dann auch der überaus brutale Schluss. Kein Film für die Ewigkeit, aber durchaus passable Unterhaltung für zwischendurch.
Reddot. Länge: 85 Minuten. Anbieter: Netflix