
Lange wurde geplant, viel wurde zusammengetragen, überlegt und diskutiert, bis es vergangene Woche endlich hieß: Der fertige, gedruckte Kulturförderbericht liegt vor (wir berichteten). Und nun? Nun wird es bald an der Zeit sein, auf viele Worte – der Bericht beläuft sich immerhin auf 268 prall gefüllte Seiten – Taten folgen zu lassen.
Die Ziele, die am Ende des Berichtes formuliert werden, sind teils noch sehr allgemein gefasst, lassen hier und da aber schon erahnen, in welche Richtung die Reise in den kommenden Jahren gehen könnte, sollte der Kultur ab 2020 mehr Geld zur Verfügung stehen. Ein Überblick der bisherigen Ziele:
Bessere Vernetzung: Unter anderem wird die kulturelle Arbeit in den Stadtteilen hervorgehoben. In diesem Bereich sollen Aspekte der besseren Organisation und Steuerung in den Blick genommen werden. Auch die Wichtigkeit von Projekten, die die Diversität in der Kultur fördern, wird in diesem Zusammenhang betont.
Das Kulturbüro Bremen-Nord fungiert bereits seit einigen Jahren als Service-Anlaufstelle für Kulturschaffende im Bremer Norden. Um sich verstärkt auch um die Belange kleinerer Akteure kümmern zu können, soll personell aufgestockt werden. Außerdem soll geprüft werden, ob das Konzept auch in anderen Stadtregionen zum Einsatz kommen könnte.
Freie und junge Szene: Die Stärkung der Freien Szene zählt zu den Schwerpunkten des Kulturförderberichts. Angestrebt werde eine Förderung von etwa zwei Millionen Euro, um die Situation der Freien Szene zu verbessern. Mit einem Teil davon soll explizit die junge Szene unterstützt werden. Für diese, so eine Erkenntnis des Berichts, ist eine besonders flexible Projektförderung nötig.
„Gerade für die junge Szene ist es wichtig, Orte zu schaffen, die eine kurzfristige kulturelle Nutzung ermöglichen und Möglichkeiten des Experimentierens bieten“, heißt es im Ausblick des Kulturförderberichts. Außerdem plant der Senator für Kultur die Entwicklung eines Spielstättenkonzeptes, um die Probe- und Auftrittsmöglichkeiten von (freien) Künstlern und Künstlerinnen zu verbessern. Auch die Einrichtung eines Beratungsbüros oder einer Kulturagentur, gerade auch für junge Akteure, steht im Raum.
Leuchttürme stärken: Traditionsreiche Bremer Einrichtungen wie das Theater Bremen, die Kunsthalle oder auch das Überseemuseum, die viele Besucher von außerhalb nach Bremen locken und im Falle des Überseemuseums wichtige Themen, wie Kolonialismus und Provenienzforschung vorantreiben, sollen, wenn sie „die notwendigen Bedarfe anmelden, auch von den verbesserten Rahmenbedingungen des Haushaltes profitieren“, heißt es im Bericht.
In diesem Zusammenhang ist auch vorgesehen, jährlich mindestens eine Veranstaltung zur Rolle der Kultur als Teil der innerstädtischen Entwicklung anzubieten. Das Theater selbst plant das Angebot einer Bürgerbühne, um interessierten Bürgern die Möglichkeit zu geben, selbst Theater zu eigenen Themen zu machen.
Bremen als Musikstadt: Der nun fertiggestellte Kulturförderbericht wird nicht alleine bleiben: Der Senat arbeitet bereits an einem Masterplan „Musikstadt Bremen“, in dem Bremens Stärken (wie die Bremer Philharmoniker, die Deutsche Kammerphilharmonie, das Musikfest, die Jazzahead) gebündelt und weiterentwickelt werden sollen, sodass Bremen auch über die Landesgrenzen hinaus noch stärker als Musikstadt wahrgenommen wird.
Themenbereich Lesen: Unter dem Stichwort „Zukunftskonzept Lesen“ soll in den kommenden Jahren ein besonderer Schwerpunkt auf eben diese Kompetenz gelegt werden. Das spiegelt sich bereits jetzt in zahlreichen Zielen des Berichts wider. Unter anderem in dem Plan, das Bibliotheksangebot in Form eines Bibliotheksbusses, zusätzlicher Zweigstellen, sowie einem Angebot für Wohnungslose zu erweitern.
Aufgrund der diversen Angebote zum Thema Literatur (der Literarischen Woche, der Bremer Literaturpreise, Poetry on the road, der Globale oder auch der Prime Time – Crime Time) ist eine Bewerbung Bremens als „City of Literature“ angedacht.
Außerdem sollen die Bibliotheken genau wie die Archive und Museen als Stätten der Bewahrung und Erforschung des kulturellen Erbes und der Ermöglichung der Teilhabe daran besonders unterstützt werden. Dies soll unter anderem in einem schrittweisen Ausbau des digitalen Services der Einrichtungen, zum Beispiel in Form von erweiterten Onlinedatenbanken oder Augmented- sowie Virtuell-Reality-Angeboten erfolgen.
Barrieren abbauen: Viele Bürger, so ein weiteres Ergebnis des Berichts, nehmen Kultureinrichtungen bis heute als „abgrenzend, belehrend und wenig zugänglich“ wahr. Gerade beim Museum gebe es oft inhaltliche Barrieren. Diese Erkenntnis soll nun ein Modellprojekt anstoßen, mit dem neue Wege erprobt werden sollen, Berührungsängste abzubauen.
Der Bericht ist ein guter Anfang. Bei der Frage, wie die kulturelle Vielfalt in Zukunft gepflegt und gefördert werden soll, bleibt er aber noch zu oft vage und im Ungefähren. Besonders gut lässt sich das am Musikbereich sehen, wo verbindliche Aussagen fehlen und erst noch ein zweiter Bericht (der „Masterplan Musikstadt Bremen“) geschrieben werden soll. Insgesamt hätte ich mir mehr Mut zu Plänen und Visionen gewünscht.
Wir begrüßen, dass der Bericht bei der freien, institutionsungebundenen Szene die Fördermittel deutlich erhöhen will. Ähnliches gilt für die Aussagen zur sogenannten jungen Szene. Es ist richtig, dass der Senat diesen Bereich endlich als einen eigenen Förderbereich anerkennt. Wir werden dafür kämpfen, dass sich die Arbeitsbedingungen im Kulturbereich verbessern. Das geht nur mit einer deutlich stärkeren finanziellen Unterstützung der kleineren Kulturinstitutionen und mit der Sicherstellung von angemessener Bezahlung bei freischaffenden Kreativen in Bremen.
die Erstellung dieses Kulturförderberichts bewerte ich insgesamt als ein wirklich positives Projekt, sowohl inhaltlich, als auch hinsichtlich des Entstehungsprozesses. Es ist eine gute Grundlage zur Weiterentwicklung und ein gutes Argument für die nächste Haushaltsaufstellung.
Er stellt die Wichtigkeit vielfältiger Kunst und Kultur für unser Bundesland dar und zeigt, was für talentierte und engagierte Akteurinnen und Akteure und was für ein großes Potenzial wir haben. Darauf aufbauend sollten wir jetzt ganz konkrete Schritte und Vorhaben skizzieren und schnell umsetzen. Es ist immer schwer, zu sagen, wohin zusätzliches Geld fließen sollte, denn der Bedarf ist riesig.
Aber ich freue mich, dass die Bedarfe der Freien Szene, der Subkultur Bremens und auch der Popularmusik endlich gehört und in den Bericht aufgenommen wurden. Ich finde es aber sehr schade, dass es kein extra Kapitel für Erinnerungskultur gibt. Es gibt in Bremen viele Initiativen, die in diesem Bereich hervorragende Arbeit leisten.
Erstens ist bemerkenswert, dass Senator Sieling fünf Monate vor der Wahl aus der Versenkung auftaucht. Zweitens wäre der Bericht nach unserer Vorstellung nicht nur in gedruckter Form erschienen, sondern als Blog oder Homepage, sodass auch die Entwicklungen der kommenden Jahre noch ergänzt werden könnten.
Dabei ist darin bisher kaum erkennbar, wie es weitergehen soll. Als Bremen sich als Kulturhauptstadt beworben hat, gab es den Bericht „Was Bremen ist“. Eine Bestandsaufnahme, ähnlich wie jetzt. Damals gab es aber mit „Was Bremen will“ auch einen zweiten Band mit Zukunftsplänen. Das vermisse ich im Kulturförderbericht und das ist schade.
Die Koalition tut gerade so, als wenn Unmengen an Geld auf uns zukommen. Bevor konkret geplant werden kann, muss geklärt werden: Wie viel Geld bekommt die Kultur zusätzlich und bekommt sie dieses auch dauerhaft? Wenn ja, wollen wir den Kultureinrichtungen mehr Planungssicherheit verschaffen? Denn das geht nicht mit Einmalzahlungen.
über diesen sehr sorgfältig und vielschichtig erarbeiteten Kulturförderbericht bin ich froh. Damit machen wir Kulturpolitik in Bremen zukunftsfest und sehen die kulturelle Infrastruktur in Bremen und Bremerhaven als erhaltenswert und ausbaufähig an.
Wir halten unter anderem das Modellprojekt „Kulturbüro Bremen-Nord“ für sinnvoll und begrüßen es ausdrücklich. Ich würde mich freuen, wenn ähnliche Aktivitäten auch in benachteiligten Stadtteilen entwickelt würden. Ab 2020 sollte mehr Geld in die Bürgerhäuser in Bremen und Bremerhaven gesteckt werden. Sie sind zentrale Orte ohne Barrieren für Menschen, egal welcher Herkunft und egal mit welchem sozialen Status.
Auch in generationsübergreifende Kulturangebote sollte mehr investiert werden, um ältere Menschen an der Gesellschaft teilhaben zu lassen. Zuletzt ist mir der Bereich Interkulturalität sehr wichtig. Um mehr Menschen mit globaler Herkunft in die Kulturhäuser zu bekommen – als Akteure aber auch als Gäste – ist auch hier mehr Geld nötig.