
Ungefähr 72 Stunden kann ein Mensch überleben, ohne Wasser zu trinken. Danach wird es kritisch. Diese Zahl lernen die Kommissare Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) im letzten „Tatort“-Fall vor der Sommerpause. Mit „Ausgezählt“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) verabschiedet sich das Ermittlerpaar aus Luzern sich gleichzeitig von der Reihe.
Das Gespann Urs Bühler (Drehbuch) und Katalin Gödrös (Regie) hat Ritschard und Flückiger einen Psychokrimi zum Abschied geschenkt: Der ist solide, aber nie wirklich spannend. Die meiste Action gibt es zu Beginn, als die Boxerin Martina Oberholzer (Tabea Buser) in einem Kampf so heftig zuschlägt, dass ihre Gegnerin tot im Ring liegen bleibt. Martina ist schockiert, will aufhören, mit dem Boxen und dem massiven Doping, zu dem ihr Manager sie gedrängt hat.
Doch der sperrt sie kurzerhand in einen Kellerraum, „zum Nachdenken“. Wenig später ist der Manager tot, Martinas Onkel Heinz, ein Ex-Polizist (Peter Jecklin) gibt den Mord zu. Dumm nur, dass jetzt niemand weiß, wo Martina eingesperrt ist. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der seine Spannung vor allem aus der Figur des Heinz Oberholzer bezieht. Der war einst der Ausbilder von Ritschard, und er hat etwas gegen sie in der Hand – Flückiger versteht das Verhalten seiner Kollegin noch weniger als sonst.
Der Schweizer „Tatort“ aus Luzern hat selten wirklich überzeugen können. Das liegt auch daran, dass die auch dieses Mal wieder gekünstelt wirkende Synchronisation ins Hochdeutsche viel Dynamik und Authentizität wegnimmt. Gespannt sein darf man auf das neue Team aus Zürich, das ab Herbst 2020 für die ARD ermittelt: Anna Pieri Zuercher und Carol Schuler.