
Hannes Wagner, langjähriger Marktleiter des Münsteraner Wochenmarktes (Boerne: „der Markt ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, der kommt gleich nach der UNO“), wird tot in seinem Haus aufgefunden. Todesursache: Gift. Versteckt in einem der vielen Präsentkörbe, die Wagner zum Abschied von seiner Marktfamilie bekommen hat. Wer von den Marktleuten wollte ihm etwas Böses? Dieser Frage gehen Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Pathologe Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) im neuesten Münsteraner „Tatort“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) nach, dessen Titel „Lakritz“ schon einen Teil der Antwort gibt.
Wie immer lebt der Münsteraner „Tatort“ eher durch seine skurrilen Figuren als durch seinen eigentlichen Fall. Doch dieses Mal kommt auch dieser nicht zu kurz. Mehr noch: Es gibt sogar zwei Fälle, die geschickt miteinander verstrickt werden (Buch: Thorsten Wettcke). Der eine ist aktuell, der andere liegt 40 Jahre zurück. Und irgendwie scheinen beide zusammenzuhängen. Das denkt zumindest Boerne. Während Thiel sich vorgenommen hat, abzuspecken und sehr unter diesem Sinneswandel leidet, hat der Pathologe seine ganz eigenen, noch viel größeren Probleme: Längst vergessene Erinnerungen und Traumata – ausgelöst durch Lakritz und eine alte Jugendliebe – holen ihn ein, verfolgen ihn sogar bis in seine Träume. Und so ist dieser „Tatort“ unter der Regie von Randa Chahoud geprägt von witzigen Rückblicken, die den 14-jährigen Karl-Friedrich begleiten, ein pummeliges Mathe-Ass, das Detektivtagebuch schreibt und bei den Mädchen leider nicht so gut ankommt. Dieser Wechsel zwischen damals und heute, gepaart mit der üblichen Komik, die den „Tatort“ aus Münster Mal für Mal zum Quotengarant macht, lässt 90 Krimiminuten wie im Flug vergehen.