
Es ist nur eine kurze Szene und ein Satz: Als Macaulay Culkin 1992 in „Kevin – Allein in New York“ den Weg zur Lobby des Plaza Hotels nicht findet, fragt er einen Mann nach dem Weg. Und bei diesem handelt es sich um niemand Geringeres als Donald Trump. Damals natürlich noch weit davon entfernt, Präsident zu werden. Nach dem Sturm auf das Capitol wurden dennoch Stimmen von Filmfans lauter, die Szene aus dem Kultklassiker rauszuschneiden. Auch Culkin wäre dafür.
Doch während Trump in „Kevin – Allein in New York“ nicht mehr ist als ein Komparse, gibt es unzählige Stoffe aus Hollywood, die US-amerikanische Präsidenten – reale ebenso wie fiktive – ins Zentrum ihrer Handlung setzen. Mal bringen diese ihrem Publikum wahre geschichtliche Ereignisse näher. Mal müssen die Staatsoberhäupter fiktive terroristische Anschläge verhindern, sich in Sicherheit bringen, während hinter ihnen in spektakulären Aufnahmen das Weiße Haus in die Luft fliegt oder sie Angriffe von Aliens abwehren müssen.
Ob irgendwann auch Joe Biden, der an diesem Mittwoch als neuer Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wird, im Mittelpunkt eines solchen Filmes steht? Nicht unwahrscheinlich. Bis es soweit ist, gibt es aber eine große Auswahl an anderen Präsidenten-Streifen, mit denen Filmfans sich die Zeit vertreiben können. Eine Auswahl.
Wenn sich Filme um fiktive Präsidenten drehen, stehen diese fast immer vor Entscheidungen, von denen viele Menschenleben abhängen, manchmal sogar das Überleben der gesamten Menschheit abhängt. Ja, nicht selten sind Präsidentenfilme auch Katastrophenfilme mit mal ernstem und mal weniger ernstem Hintergrund.
In Tim Burtons Science-Fiction-Komödie „Mars Attacks!“ (1996) muss der US-Präsident James Dale (Jack Nicholson) sich mit der Ankunft von Außerirdischen auseinandersetzen, die nicht so friedlich sind, wie man sich erhofft hatte. Am Ende stellt sich heraus, was viele Künstler schon wussten: Nur mit Musik kann man die Welt retten. In diesem Fall machen die Aliens schlapp, wenn sie Country zu hören bekommen.
In Mimi Leders „Deep Impact“ durfte 1998 Morgan Freeman einen fiktiven Präsidenten mit dem Namen Tom Beck spielen. Die wohl größte Herausforderung seiner Karriere: Die Welt auf einen Meteoriteneinschlag vorbereiten.
In Filmen wie Roland Emmerichs „White House Down“ oder Antoine Fuquas „Olympus Has Fallen“ (beide aus 2013) ist es nicht die ganze Welt, sondern sind es vor allem das Weiße Haus und der Präsident selbst, die angegriffen werden. Actionreiche Szenen stehen im Vordergrund. Je spektakulärer die Explosionen, desto besser. Allerdings sind in beiden Fällen die Leibwächter der Präsidenten die Helden, während die Staatsoberhäupter ziemlich in der Klemme stecken.
Anders in „Air Force One“ (1997) von Wolfgang Petersen. Hier wird das Flugzeug, in dem auch Präsident James Marshall (Harrison Ford) und seine Familie sitzen, von Terroristen entführt. Aber Marshall lässt nicht andere für sich arbeiten – er schaltet die Terroristen einfach selber aus, einen nach dem anderen und befreit nebenbei heimlich noch ein paar Geiseln – von diesem selbstlosen Präsidenten könnten sich einige andere mal eine Scheibe abschneiden.
Es geht aber auch anders. Auch Filme, in denen die Gefahr nicht von außen kommt, sondern vom Präsidenten ausgeht, sind sehr verbreitet. In „Absolute Power“ (1997) von und mit Clint Eastwood, lässt der Präsident seine Geliebte umbringen, was – Pech für ihn – leider nicht unbeobachtet bleibt. Und auch in „Wag the Dog“ (1997) sorgt der Präsident für den Skandal, als Gerüchte einer sexuellen Annäherung an eine minderjährige Schülerin die Runde machen. Wer jetzt an Bill Clinton denkt: Die Lewinsky-Affäre gelangte erst 1998 an die Öffentlichkeit.
Carter, Nixon, Lincoln, Roosevelt, Kennedy – auch sie sowie viele ihrer Kollegen standen schon im Zentrum von Filmen. Die jeweiligen Rollen brachten den Schauspielern, die sie spielten, häufig wichtige Preise ein. Besonders ermordete Präsidenten sind der perfekte Stoff für Hollywood. Und sogar mit der Verkörperung eines Vizepräsidenten ist eine Auszeichnung bei den Golden Globes und eine Oscarnominierung so gut wie sicher, wie Christian Bale 2018 in seiner Rolle als Dick Cheney in „Vice“ unter Beweis stellte.
Eine gern gesehene Filmfigur ist zum Beispiel auch Präsident Abraham Lincoln (1861 -1865). Das wohl bekannteste Werk um den erschossenen Präsidenten ist Steven Spielbergs Historien-Drama „Lincoln“ (2012), das die letzten Monate im Leben des Präsidenten und dessen politischen Kampf um die Abschaffung der Sklaverei in den Mittelpunkt stellt. Der Film wurde für zwölf Oscars nominiert und brachte Daniel Day-Lewis den Preis als bester Hauptdarsteller ein. Vor Drehbeginn soll Spielberg zwölf Jahre für seinen Film recherchiert haben. Auch interessant: Im selben Jahr, in dem Spielbergs Film ins Kino kam, machte Timur Bekmambetow den ehemaligen Präsidenten in „Abraham Lincoln Vampirjäger“ zum Gegenspieler gruseliger Untoter.
Ein weiterer Präsident, der es häufig auf die Leinwand schaffte, ist John F. Kennedy (1961 - 1963). Die meisten Filme drehen sich um die Ermordung des 35. Präsidenten der USA. So unter anderen „JFK – Tatort Dallas“ (1991) von Oliver Stone, in dem Kevin Costner als Bezirksstaatsanwalt von New Orleans versucht, die genauen Umstände der Ermordung aufzuklären.
Auf Humor setzt hingegen Regisseur Roger Michell, als er 2012 in „Hyde Park am Hudson“ Bill Murray zu Franklin D. Roosevelt (1933 -1945) werden lässt und von einem Wochenende 1939 erzählt, das der Präsident gemeinsam mit seiner Ehefrau, seiner entfernten Cousine und Geliebten Daisy Suckley sowie dem britischen Monarchen König George VI und seiner Gemahlin Elizabeth („Queen Mum“) auf seinem Landsitz in Hyde Park am Hudson River verbringt.
Auch Anthony Hopkins durfte Präsident sein: 1995 brachte ihm die Hauptrolle in „Nixon“ eine Oscar-Nominierung ein. Regie führte auch hier Oliver Stone. Die Filmbiografie erzählt aus dem Leben Richard Nixons (1969 - 1974) mit einem Schwerpunkt auf der Zeit von dessen Niederlage gegen Kennedy bei den Präsidentschaftswahlen 1960 bis hin zu Nixons Rücktritt 1974.
Auf Nixon folgte Gerald Ford, auf ihn Jimmy Carter (1977 - 1981). Ihm wurde erst vergangenes Jahr mit „Jimmy Carter: Rock & Roll President“ ein Filmporträt gewidmet, dass den 93-jähringe Ex-Präsidenten selbst zu Wort kommen lässt. Ebenso wie einige große Musikstars. Denn die Dokumentation dreht sich um die Frage, inwieweit Popmusik Carters Weg ins Weiße Haus ebnete, da der Präsident immer wieder seine Liebe zur Musik öffentlich machte und sich somit viele große Namen in seinem Wahlkampf engagierten.
Auch Einblicke in das Leben von Präsident Barack Obama gab es im Kino. Allerdings waren diese nicht politischer Natur: Parker Sawyers spielte den jungen Obama 2016 in der Romanze „My First Lady“, die von der Kennenlernzeit des späteren Präsidenten und seiner heutigen Frau Michelle erzählt.
Und Donald Trump? Seit Oktober 2020 geistert der Trailer zum Animationsfilm „Trump vs. The Illuminati“ von BC Fourteen durchs Netz. Der Plot: 2044 wird die Erde komplett zerstört. Ein in einem Labor herangezüchteter, unsterblicher Klon Trumps, der mit Künstlicher Intelligenz und großen Händen ausgestattet wurde, überlebt und fliegt mit einer Rakete ins All. Nachdem er einige Jahrhunderte alleine und tanzend auf dem Mars verbracht hat, hilft er dabei, die restliche ins All geflohene Menschheit vor Illuminati-Aliens zu retten. Was soll man dazu sagen? Vielleicht sollte man doch wie Macaulay Culkin in „Kevin – Allein in New York“ dabei bleiben, Trump einfach nur nach dem Weg zu fragen.