
Dave Eggers? Da war doch mal was. Richtig! Vor sieben Jahren sollte der US-Romancier mit dem Albatros-Literaturpreis der Günter-Grass-Stiftung Bremen geehrt werden. Dem zugehörigen Festakt im Bremer Rathaus blieb er aber fern – aus Protest gegen ein israelkritisches Gedicht von Günter Grass. Die mit 40.000 Euro dotierte Auszeichnung nahm der Schriftsteller gleichwohl an. Das Preisgeld teilte er sich mit seinen Übersetzern Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Sie nahmen an der Feierstunde teil, und sie haben auch Eggers' jüngste Veröffentlichung ins Deutsche übertragen.
„Undankbare Säugetiere“ heißt die Novität, die Eggers' Schaffensportfolio einige bislang wenig bekannte Facetten hinzufügt. Denn der 1970 in Boston geborene Schriftsteller, dessen Internet-Dystopie „The Circle“ (2013) mit Starbesetzung verfilmt wurde, hat klassisches Zeichnen studiert und kehrt nun mit einem amüsanten Bestiarium sozusagen zurück zu seinen künstlerischen Wurzeln.
Dabei folgt die Machart der tierischen Parade einem gleichermaßen einfachen wie effektvollen Rezept: Eggers stellt mal mehr, mal weniger intensiv ausgeführten Skizzen von Kreaturen pointierte Sätze zur Seite, die – in verhaltener Ironie – das Verhältnis des Menschen zur jeweiligen Tierart erhellen. Etwa der Satz, der das Bild eines ziemlich zerrupft anmutenden Puters ziert: „Nicht zu fassen, dass ich dich wiedersehe (ich dachte, ich hätte dich geschlachtet).“ Zu Wort kommen auf diese kuriose Weise Lebewesen von Bison über Erdmännchen bis Rhinozeros. Ein großer und virtuoser Spaß für die ganze Menschenfamilie.
Dave Eggers: Undankbare Säugetiere. A. d. Engl. v. Ulrike Wasel u. Klaus Timmermann. Kiepenheuer & Witsch, Köln. 160 Seiten, 18 €.