
Es soll sich etwas ändern in der Geschichtswissenschaft, und Thekla Keuck will ihren Anteil daran haben. Sie ist Lektorin, nicht im Verlagswesen, sondern an der Universität. Dort lehrt sie eine recht neue Unterdisziplin im Masterstudiengang Geschichte, nämlich die „Geschichte in der Öffentlichkeit - Public History“, und die ist für Keuck nicht weniger als „das Sahnehäubchen auf der Geschichtswissenschaft“.
Thekla Keuck ist promovierte Historikerin, hat in Köln und Jerusalem studiert und anschließend jahrelang im History Marketing gearbeitet, also die Geschichte von Unternehmen für deren Öffentlichkeitsarbeit aufgearbeitet. Erfahrungen, die nun in ihr neues Aufgabenfeld einfließen. Das da wäre: versierte Historikerinnen und Historiker dafür bereit machen, ein breites Publikum für fachwissenschaftliche Themen zu begeistern. Dafür setzt sie auf drei Säulen: auf den theoretischen Unterbau, auf den Wissenstransfer zur Zielgruppe und auf Kooperationen mit historischen Einrichtungen. „Es geht darum, den Studierenden Kompetenzen und Techniken an die Hand zu geben, die sie befähigen, auch außerhalb von akademischer Laufbahn und Lehramtstätigkeit beruflich Fuß zu fassen“, erklärt sie. In ihren Lerneinheiten werden deshalb geschichtliche Inhalte erarbeitet, unterschiedliche Vermittlungsformate entwickelt und schließlich auch umgesetzt – jüngst ein Twitter-Projekt zum 50-jährigen Uni-Jubiläum.
Die Disziplin „Geschichte in der Öffentlichkeit“ ist noch jung, ihr Kern in der Wissenschaft umstritten. Das hat einen Vorteil: Sie ist offen für Trends. Vorläufig gilt, „Public History“ ist Geschichte in der Öffentlichkeit und für die Öffentlichkeit. Wobei Geschichte vor allem die junge und jüngste Geschichte meint, was Keuck gerne ändern würde. Sie begreift ihre Arbeit als Ergänzung zur klassischen Grundlagenausbildung. Denn klar ist: Es braucht immer Quellenkompetenz, die Fähigkeit zur textkritischen Arbeit und das Wissen, wie man sich ein Archiv erschließt. „Wer das nicht beherrscht, kann keinen Content generieren, der populärwissenschaftlich verpackt werden könnte.“