
Als sie sich im Alter von sieben Jahren ein Haustier wünschte, bekam Hermine (Christina Stephan) von ihrem Vater einen Mettigel. Allein dieses Beispiel macht klar: Hermann Mettmann (Martin T. Haberger), Inhaber einer großen Wurstfabrik, lebt für seinen Job. Menschen, und darunter fallen auch seine Tochter und seine Frau Wilma (Franziska Krumwiege), kommen da erst an zweiter Stelle.
Ein bisschen überraschend war Hermanns Vorschlag, einen Familienausflug in die Alpen zu unternehmen, deshalb schon. Die Aussichten auf ein schickes Hotel – der Mettmann kann es sich ja leisten – wecken aber dennoch bei allen schnell die Vorfreude. Und die Neugierde: Denn Hermine bringt ihren neuen Freund, den Musiker Adi (Peter-Benjamin Eichhorn), mit zu diesem Ausflug, damit er endlich ihre Eltern kennenlernen kann.
In der Unterkunft angekommen, ist die Enttäuschung groß: Die „Wurzelalm zum Zipfelsepp“ hat ihre besten Tage bereits hinter sich. Falls sie die überhaupt jemals erlebt hat. Zudem ist auch noch die Reservierung verloren gegangen. Alle Zimmer sind belegt. Der Geschäftsführer hat allerdings noch ein Chalet, welches er verspricht, für seine Gäste herzurichten. Er fährt los und für Familie Mettmann heißt es währenddessen: warten an der Rezeption. Zum Glück gibt es Enzian-Schnaps und eine Karaoke-Maschine.
So beginnt „Schwiegeralarm – Urlaub mit den Schwiegereltern“, das vergangene Woche im Packhaustheater im Schnoor seine Premiere feierte und dort noch bis Mitte Februar zu sehen sein wird. Regie führte Oliver Geilhardt, der nach „Scharfe Brise“, „Campingfieber“, „Brandheiß“ und „3-Bett-Zimmer“ auf dem Theaterschiff und im Packhaustheater in den vergangenen zwei Jahren zu so etwas wie der Hauptbesetzung auf dem Regiestuhl geworden ist. Mit seinem neuesten Streich inszeniert er nach dem Drehbuch von Christoph Steinau ein humorvolles und musikalisches Kammerspiel rund um die kleineren und größeren Macken zweier sehr unterschiedlicher Familien.
Denn zu allem Überfluss bleiben Adi und die Mettmanns nicht alleine: Überraschend tauchen auch noch Adis Eltern auf der Wurzelalm auf. Und im Gegensatz zu den eher konservativen Mettmanns sind Joy und Rheinwald Fummel (Tabea Scholz und Jens Asche) – sie Influencerin, er ein bekannter Sexualtherapeut – ein überaus aufgeschlossenes Paar. Hier prallen Welten aufeinander und deshalb wollen alle Beteiligten so schnell wie möglich weg aus dieser Gruppe. Dank einer Lawine sitzen sie allerdings fest.
Vor allem Adi leidet unter der Situation, da ihm seine Eltern mehr als peinlich sind. Hinzu kommt, dass der Vater seiner Freundin nicht viel von ihm hält und auch nicht im Ansatz versucht, seine Abneigung zu verbergen. Da hilft es auch nicht, dass Musiker Adi sich extra einen coolen Werbesong und neue Vermarktungsideen (eine Flatrate für Wurst mit dem Namen „Mettflix“) für dessen Wurstfabrik ausgedacht hat. Das Chaos ist perfekt, als herauskommt, was der eigentliche Grund für den von Hermann Mettmann geplanten Ausflug ist: Er hat gehört, dass im Innerwurzelthal ein Yeti sein Unwesen treiben soll. Den will er unbedingt fangen.
Das Bühnenbild (Knut Schakinnis) schafft eine gemütlich-rustikale Skihütten-Atmosphäre. Musikalisch setzt das Stück vor allem auf Evergreens von Tom Jones, Boney M oder Elton John. Andere Songs, zum Beispiel Chris Normans und Suzi Quatros „Stumblin' in“, bekommen neue, deutschsprachige Texte, die die Geschichte voranbringen.
Beim Ensemble setzt das Packhaustheater auf eine Mischung aus neuen Gesichtern und alten Bekannten. Besonders viel Spaß macht Franziska Krumwiede in der Rolle der Wilma Mettmann, die gerne mal den einen oder anderen Schnaps trinkt und die verrückten Fummels eigentlich ganz nett findet. Ein Highlight auf der Bühne ist aber auch Jens Asche als schelmisch grinsender, stets auf Aufklärung bedachter Therapeut.
Kurzum: „Schwiegeralarm“ ist weitaus lustiger, als es der etwas platte Titel verspricht. Eine nette Abendunterhaltung für die winterliche Zeit.
Vorführungen gibt es immer freitags (17 und 20 Uhr), sonnabends (17 und 20 Uhr) und sonntags (15 und 18 Uhr), außerdem donnerstags am 12. und 19. Dezember (jeweils 20 Uhr). Tickets und weitere Termine finden Sie online unter www.theaterschiff-bremen.de.