
Es ist ein ambitioniertes Projekt, das sich die beiden Bremer Filmemacherinnen Bico LaFrey und Cedar D. Wolf überlegt haben: Ein Film, vier Geschichten, in vier Ländern, Sprachen und Jahreszeiten. Mit Protagonisten in vier unterschiedlichen Phasen des Lebens. Ein Mammutprojekt also? Nein, sagen die zwei Bremerinnen. Sie hätten die Drehbücher mit dem Hintergedanken geschrieben, nicht viel Geld zur Verfügung zu haben. Dabei klingt ihr Konzept erst einmal gar nicht nach einfacher Produktion: Am Ende wird der Film aus vier autonomen Geschichten bestehen, die jeweils aus der Feder von vier unterschiedlichen Frauen stammen: Wolf und LaFrey, der Französin Stéphanie Halfon und der Bulgarin Vanina Kondova.
Zusätzlich wird jede Geschichte in einer anderen Stadt, zu unterschiedlichen Jahreszeiten gedreht: Bremen im Winter, London im Herbst, Sofia im Sommer und Paris im Frühling. Am Ende sollen die vier Kurzgeschichten in vier unterschiedlichen Sprachen im Schnitt so zusammengefügt werden, dass daraus ein Film entsteht. Die Zuschauer springen dann permanent zwischen den Ländern und Protagonisten.
Der gemeinsame Nenner ist die Thematik. Jeder Teil soll von Beziehungen handeln. Beziehungen zu Partnern, zur Gesellschaft, zur modernen realen und auch digitalen Welt. Und: Jede Geschichte soll jeweils aus weiblicher Perspektive erzählt werden. Denn „Vier Jahreszeiten“, wie der Arbeitstitel des Films momentan lautet, ist ein reines Frauenprojekt. „Es gibt so viele Frauen, die spannende Dinge zu erzählen haben, aber nicht dazu kommen“, sagt LaFrey. Das Filmemachen sei immer noch hauptsächlich in Männerhand.
Deshalb sei es den beiden Bremerinnen wichtig gewesen, auch die Geschichten zu den übrigen zwei Jahreszeiten von Frauen erzählen zu lassen. „Wenn Männer Drehbücher schreiben und Regie führen, wirken die Frauen zwar häufig stark, aber sie haben keine eigene Funktion“, sagt Wolf. Das Wirken der Protagonistin treibe die Handlung selten voran – das sei immer noch vor allem den männlichen Protagonisten vorbehalten. So handelt LaFreys Geschichte – der Bremer Teil – von einer Rentnerin, die über Online-Dating eine neue Liebe sucht. Dennoch soll es auch in ihrem Film männliche Rollen geben.
Wolf ist für den Londoner Teil verantwortlich. Dort hat sie mehrere Jahre gelebt, bevor sie nach Bremen zurückkehrte. Einer ihrer Protagonisten ist ein in die Jahre gekommener Frauenheld – mit Potenzproblemen. „Da steckt keine böse Absicht dahinter“, sagt Wolf. Vielmehr gehe es darum, auch Tabu-Themen einmal zu behandeln, ohne immer eine Komödie daraus machen zu müssen. Auch weibliche Nacktheit soll nicht erotisch aufgeladen werden. „So wie sonst immer“, sagt LaFrey.
Mit „Vier Jahreszeiten“ wollen die vier Frauen einen Film schaffen, der in die Tiefe geht, zum Nachdenken anregt. Ganz im Stil des französischen Erzählkinos. Dass die französische Filmemacherin Stéphanie Halfon dann doch noch zusagte, freut Wolf und LaFrey daher besonders. „Wir gehen davon aus, dass unser Film in Frankreich einschlagen wird wie eine Bombe“, sagt Wolf. Auch deshalb sei es gut, dass ein französischer Teil dabei sei.
Gemeinsam einen Film zu machen, hatten die Bremerinnen schon länger geplant. Für LaFrey ist es erst die zweite eigene Produktion. Bisher war sie vor allem als Schauspielerin unterwegs – unter anderem in einem Bremer „Tatort“. Geschichten geschrieben hat sie aber schon als Kind, wie sie sagt. Wolf hingegen, ursprünglich auch Schauspielerin, produziert schon seit einigen Jahren Filme, führt Regie, schreibt die Drehbücher.
Die beiden Frauen kennen sich, weil Wolf LaFrey für einen ihrer Filme engagierte. Jetzt wird es bald ernst. Auch die Drehbücher der beiden Filmemacherinnen aus Frankreich und Bulgarien sind fertig. Noch gibt es zwar keine Fördergelder, aber LaFrey und Wolf sind optimistisch. „Wir drehen auf jeden Fall“, sagt LaFrey. Für alle Beteiligten sei das ein Herzensprojekt, für das sie auch in die eigene Tasche greifen würden.